Immer mehr Flüchtlinge in Deutschland suchen Schutz im Kirchenasyl, um Abschiebungen zu entgehen. In Berlin und Brandenburg sind laut Berichten rund 60 Fälle bekannt. Besonders betroffen ist das „Dublin-Zentrum“ in Eisenhüttenstadt. Migranten wollen Rückführungen nach Polen vermeiden und finden Schutz bei Gemeinden. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur.
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Pfarrerin Josephine Furian berichtet gegenüber der dpa von Flüchtlingen, die „aus Angst vor Abschiebung“ ins Kirchenasyl gehen. Polen gilt für Asylsuchende als riskant, weil sie dort häufig in „Asylgefängnisse“ (Bezeichnung der Schutzsuchenden) geraten. Laut einem offenen Brief kritisieren Flüchtlinge zudem die Lebensbedingungen im Rückführungszentrum („Dublin-Zentrum“), darunter Ausgangssperren und fehlendes Taschengeld.
Asyl: Kirche wird zum Ansprechpartner
Das brandenburgische Innenministerium bestreitet Teile der Kritik und verweist auf eine gerichtliche Bestätigung der Vorgaben. Flüchtlinge hätten tagsüber Freiheiten, müssten sich jedoch nachts für Abschiebungen bereithalten. Innenminister René Wilke erläuterte, die Zukunft des Zentrums hänge von der Grenzrückweisungspraxis ab.
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Das „Dublin-Zentrum“ Eisenhüttenstadt wurde eingerichtet, um Abschiebungen nach Polen zu beschleunigen, jedoch wurden bisher nur drei Menschen überstellt. Viele Flüchtlingsorganisationen fordern ein Ende der Rückführungszentren. „Viele suchen Kirchenasyl, weil das im Moment der sicherste Ort ist“, erklärt Seelsorgerin Furian der dpa.
Die Zahl der Kirchenasyle in Deutschland steigt kontinuierlich. 2023 meldete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2065 Fälle. Im letzten Jahr waren es bereits 2386 Fälle. Kirchenasyl dient laut einer Vereinbarung aus 2015 dem Schutz in Härtefällen. Evangelische und katholische Kirchen prüfen diese gemeinsam mit der Behörde. Rechtlich ist Kirchenasyl aber nicht bindend.
Kirchenasyl ist die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen in kirchlichen Einrichtungen, um deren Abschiebung zu verhindern, wenn eine solche Abschiebung mit unzumutbaren Härten oder Gefahren für Leib und Leben verbunden wäre. Es ist eine Schutzmaßnahme, die von Kirchengemeinden oder Orden gewährt wird, um Zeit für eine erneute Prüfung des Asylgesuchs oder eine Härtefallprüfung zu gewinnen.
Trotz Kirchenasyls kommt es regelmäßig zu Abschiebungen. Eine Broschüre der Evangelischen Kirche warnt bereits vor wachsendem Druck auf Flüchtlingsschutz.
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