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Angst vor Eichenprozessionsspinnern in Berlin: So gefährlich sind die kleinen Tiere

In Berlin treiben aktuell kleine Raupen mit langen Gifthaaren ihr Unwesen. Aber sind die Eichenprozessionsspinner wirklich gefährlich?

© imago images/Frank Sorge

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Eine Raupe mit langen Gifthaaren treibt aktuell in Berlin ihr Unwesen. Mehrere Eichen, an denen sich die Raupen des Eichenprozessionsspinners tagsüber vermummen, sind abgesperrt. Bezirke schließen ganze Parkanlagen und Spielplätze.

Doch sind die kleinen Tierchen wirklich eine Gefahr für Mensch und Umwelt? BERLIN LIVE hat mit Wildtierexperten Derk Ehlert gesprochen.

Berliner Bezirke sperren Parkanlagen

Mehrere Parks und Sportanlagen in Berlin sind aktuell geschlossen. Grund: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Im Frühling legt der Schmetterling seine Eier in die Kronen von Eichen. Sind diese dann geschlüpft, machen sich die Raupen auf Nahrungssuche. Nachts fressen sie die Blätter der Eichen. Tagsüber suchen sie dann nach einem geeigneten Nest, und klettern in einer „Prozession“ den Baum hoch, erklärt Derk Ehelert, Wildtierexperte der Senatsverwaltung. Hier vermummen sie sich, bis sie sich in der Nacht wieder auf Blättersuche begeben.

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Zum ersten Mal wurden die Raupen der Eichenprozessionsspinner, die eigentlich aus Südeuropa stammen, 2004 in Berlin ausfindig gemacht. Seit dem gehört er schon fast zum heimischen Bestand. Doch aktuell häufen sich die Meldefälle. „Es gibt einen Unterschied auf alle Fälle“, meint auch Ehlert. Das liege nicht nur daran, dass es einen größeren Bestand der Tiere gibt, auch seien die Nester besser zu sehen. Ist es trocken und warm, liegen die Tagesnester der Raupen tiefer.

Besonders häufig tauchen die Eichenprozessionsspinner im Berliner Innenstadtbereich auf, denn hier ist es trocken und warm. Optimale Bedingungen für die Raupen. Besonders gerne fliegen die Schmetterlinge alte Eichen an, erklärt der Experte. Das lege vor allem daran, dass hier das Nahrungsangebot groß ist.

Vorsicht vor Eichenprozessionsspinnern

Aber sind die Tiere nun eine Gefahr? „Aus naturschutzfachlichen Gründen nicht“, betont Ehlert. „Ganz im Gegenteil.“ Die Raupen stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Vögel dar. Für Menschen dagegen sieht es etwas anders aus, denn sie können allergisch auf die Brennhaare der Eichenprozessionsspinner reagieren.

Ein Nest der Raupen, gut sichtbar am Stamm einer Eiche. Credit: IMAGO/Robert Poorten

Diese enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein und können bereits durch die Raupenbewegung abbrechen und werden dann vom Wind verfrachtet. Bei Menschen kann der Kontakt „Quaddeln, insektenstichähnliche Knötchen, Bindehaut- oder Hornhautentzündungen, Husten und Atemnot, grippeähnliche Symptome“ auslösen, heißt es auf der Seite des Pflanzenschutzamts Berlin. Bei Kontakt mit den Brennhaaren sollte man seine Kleidung und Schuhe waschen, sich duschen und die Augen ausspülen.

Wer im öffentlichen Raum ein „Gespinst“ der Raupen sieht, ist angehalten dies zu melden. „In Berlin beschränken wir uns darauf, dass die Bäume auf öffentlichen Parkanlagen, die von sensiblen Personenkreisen genutzt werden, abgesperrt werden“, erklärt der Stadttier-Experte. Dazu zählen etwa Spielplätze, Krankenhäuser oder das öffentliche Straßenland. Wer eine solche Absperrung sieht, sollte vorsichtig sein, betont auch Ehlert. Anschließend saugt das Grünflächenamt die Tiere ab. „Im privaten Bereich kann man probieren, sie mit Wasser abzuspritzen.“ Oft hilft das allerdings nur mäßig.


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In einigen Wochen löst sich das Problem jedoch ohnehin von selbst. „Bis sich die Verpuppungen auflösen, ist es nur noch eine Frage der Zeit“, ist sich der Experte sicher. In etwa drei Wochen werden aus den Raupen nämlich Schmetterlinge.