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Warum lieben die Berliner vor allem Qualzucht-Hunde?

In Berlin leben mehr als 100.000 Hunde. Besonders beliebt sind unter anderem Deutsche Schäferhunde oder Französische Bulldoggen.

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Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?

In Berlin leben laut einer Statistik aus dem Jahr 2022 130.000 Hunde. Die Hauptstadt ist also eine echte Hunde-Hauptstadt – und einige Rassen sind dabei besonders beliebt, wie aus einer Auswertung des Futtervergleichsportals „Check for Pet“ hervorgeht.

Doch beim Blick auf die Liste fallen sofort einige Rassen ins Auge, die als sogenannte Qualzuchten gelten. Also Rassen, bei denen die Tiere oftmals unter den ihnen angezüchteten Merkmalen oder anderen weitergegebenen Genmerkmalen leiden. Warum also sind diese Rassen trotzdem so beliebt?

Hunde in Berlin: Warum sind Qualzuchten so beliebt?

„Die allermeisten Menschen schaffen sich nicht bewusst ein Tier an, das leidet“, erklärte Saskia Dauter von der Stiftung Vier Pfoten im Gespräch mit BERLIN LIVE. Sie lassen sich bei der Auswahl des Hundes aber oftmals von der Optik leiten. Dabei spiele es auch immer öfter eine Rolle, welche Hunde in den Sozialen Netzwerken von Promis geteilt werden.



Das macht sich auch in Berlin bemerkbar. Laut der Auswertung von „Check for Pet“ finden sich in den Top 10 der beliebtesten Rassen unter anderem Chihuahuas, Französische Bulldoggen, Labrador Retriever und Deutsche Schäferhunde – wir berichteten. Bei einigen Rassen wie Französischen Bulldoggen hat sich bereits herumgesprochen, dass die verkürzte Nase zu Beeinträchtigungen beim Atmen führen und die Züchtung zahlreiche weitere Krankheiten mit sich bringen kann.

Qualzucht-Merkmale nicht immer auf den ersten Blick erkennbar

Doch auch bei Hunden, denen man es nicht ansieht, hat die Zucht ihre Spuren hinterlassen. Als Beispiel nennt Dauter den Labrador, der als perfekter Familienhund gilt, aber wie auch der Deutsche Schäferhund eine starke Veranlagung für Hüftdysplasie hat. Oder Pomeranians, deren Schädel oftmals zu klein für das Gehirn ist. Die folgenden Symptome dieses Phänomens sind vielfältig und nicht auf den ersten Blick sichtbar.

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Ähnlich ist das bei vielen weiteren Qualzucht-Merkmalen, erklärt Dauter. Viele Hunde würden im Laufe der Zeit Krankheiten bekommen, die mit der Zucht zusammenhingen. Sie sagt: „So wie heute gezüchtet wird, gibt es kaum noch unproblematische Rassen.“ Der Grund sei eine genetische Verkümmerung. Innerhalb der Rassen fehle es an genetischer Vielfalt.

Das zeigte auch eine Untersuchung an der University of California, die die DNA-Tests von 50.000 Hunden untersuchte und bei reinrassigen Hunden auf einen Inzuchtgrad von rund 25 Prozent kam. Das entspricht etwa der genetischen Ähnlichkeit zwischen zwei Geschwistern. Zwar gibt es durchaus Unterschiede zwischen Rassen und Züchtern, Fakt ist aber: Die reinrassige Zucht sorgt dafür, dass zahlreiche Rassekrankheiten weitergegeben werden.

Auch Qualzucht-Katzen sind beliebt

Bei Katzen ist das nicht anders. Scottish Fold-Katzen gelten wegen ihrer Knick-Ohren als niedlich. Auch US-Superstar Taylor Swift besitzt eine solche Katze und zeigt diese auch in den Sozialen Netzwerken. Das befeuerte die Nachfrage.  


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Und wenn es schon passiert ist? Jemand sich also schon einen Hund oder eine Katze geholt hat, die Qualzuchtmerkmale aufweist? „Dann sollte man mit dem Tier lieber einmal zu viel zum Tierarzt als einmal zu wenig“, sagt Dauter. Es gehe darum das Leid des Tieres so gut es geht zu mildern. Bei einigen Problemen könnten Operationen helfen, bei anderen Physiotherapie. Die Tiere gänzlich gesund zu machen, sei aber nicht möglich – und schon das Leid zu lindern, sei teuer.

Auch deshalb würden viele Hunde und Katzen mit Qualzuchtmerkmalen immer wieder im Tierheim landen. Viele Menschen geben ihre Tiere dort ab, weil sie sich die Behandlung nicht leisten können. Das bedeutet auch: Wer trotz allem eine Französische Bulldogge haben möchte, der sollte unbedingt im Tierheim schauen. Denn dort wird einem ehrlich gesagt, wenn etwas mit einem Tier nicht in Ordnung ist.