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Berlin darf Mohrenstraße umbenennen – Historiker: „Zweifellos rassistischer Begriff“

Nach langem Streit ist die Entscheidung getroffen. Die Mohrenstraße in Berlin darf umbenannt werden. Ein Historiker ordnet den Fall ein.

© IMAGO/Joerg Boethling

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Der Streit ist vorbei: Der Berliner Bezirk Mitte darf die Mohrenstraße umbenennen. Bereits im August 2020 hatte das Bezirksparlament die Entscheidung getroffen, weil der Name diskriminierend sei. Stattdessen sollte die Straße nach dem Schwarzen Philosophen Anton Wilhelm Amo benannt werden.

Anwohner klagten gegen die Umbenennung, ihrem Anliegen wurde aber nicht entsprochen. Am Dienstag (8. Juli) hat das Oberverwaltungsgericht in Berlin die Berufung eines Anwohners abgewiesen, wir bereichteten. Der Weg zur Umbenennung ist frei. Ein gerechtfertigter Schritt, wie der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk gegenüber BERLIN LIVE erklärte.

Berlin darf Mohrenstraße umbenennen

Der Historiker, der vielfach zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in der DDR publizierte, erklärte, dass Straßennamen als „Teil der gesellschaftlichen Erinnerungsarbeit“ auch ein öffentliches Bekenntnis darstellten. Daher sei es gerechtfertigt, historisch belastete Namen oder Begriffe nicht mehr zu verwenden.

Dass es sich beim Begriff Mohr um einen solchen Begriff handele, daran lässt Kowalczuk keinen Zweifel. Er sei „bereits belastet und zweifellos ein  rassistischer Begriff“, so der Historiker. Die Argumente, die dafür vorgebracht würden, dass der Begriff nicht rassistisch sei, seien nicht stichhaltig. Vielmehr sei er bereits Anfang des 13. Jahrhunderts von Wolfram von Eschenbach im „Parzifal“ abwertend benutzt worden, sagt er. „Auch im spanischen Sprachraum ist er von Anfang an rassistisch benutzt worden.“

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Den Widerstand gegen die Umbenennung versteht Kowalczuk nicht. „Niemand verliert etwas, wenn der Begriff verschwindet, aber es gibt ganz viel zu gewinnen“, führt er aus. Das Verschwinden sei lediglich ein „zeitweiliges Ärgernis für manche, das Festhalten jedoch ein dauerhaftes“.

Kowalczuk: Einordnung ist nicht geeignet

Von der Variante, den Straßennamen mit einer Einordnung zu versehen, wie es Kritiker der Umbenennung immer forderten, sieht der Historiker kritisch. Straßennamen seien dafür ungeeignet sagt er. Die Einordnung funktioniere nicht einmal bei Denkmälern. Als Beispiel dafür führt er das Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg an. Das ehre einen Mann, der Stalins Politik in Deutschland vertrat, die kleine Tafel, die darauf hinweise nehme niemand zur Kenntnis.


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Es sei richtig, dass der Straßenname geändert werde. Und die Liste an Straßen, denen eine Änderung gut zu Gesicht stehen würde, sei lang. Etwa der Hindenburgdamm, oder aber der Fritz-Erpenbeck-Ring.