In dem Schweizer Ort Porrentruy nahe der Grenze zu Frankreich haben seit Freitag, dem 4. Juli, Schweizer Vorrang im Freibad. Was bedeutet das? Menschen mit einem Schweizer Pass, einem Schweizer Arbeitsvertrag oder Wohnsitz in der Schweiz dürfen das Freibad betreten – alle anderen nicht.
Was ist der Grund und wie wäre es, wenn so eine Freibad-Regelung auch in Berlin gelten würde? Ein Kommentar.
Freibad in Berlin: Wäre so eine Regelung auch hier denkbar?
Das „Badi“ in Porrentruy – oder auf Deutsch: Pontrut – hatte zuvor mit einem enormen Besucherandrang – auch aus dem Nachbarland Frankreich zu kämpfen. Dabei kam es zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen unter den Badegästen, aber auch Angriffe auf das Personal, heißt es.
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Das dürfte viele an die heftigen Ausschreitungen in Berliner Freibädern – allen voran dem Prinzenbad in Kreuzberg und dem Columbiabad in Neukölln im Jahr 2023 erinnern. Damals hatte der Berliner Senat ebenfalls reagiert – doch zum Glück nicht so, wie es die Zuständigen in der Schweiz getan haben.
In Berlin gilt seitdem eine Ausweiskontrolle am Eingang zu den Sommerbädern. Wer sich daneben benimmt, darf nicht wieder kommen. In der Schweiz hingegen hat man auf Sippenhaft gesetzt.

Seit Beginn der Sommersaison hätten mehr als zwanzig Personen aufgrund von unangemessenem Verhalten ein Zutrittsverbot bekommen, erklärt der Bürgermeister von Porrentruy in einem Schreiben. Die Nationalität der Übeltäter wird hier nicht genannt – Schweizer Medien berichten jedoch von einem „frankreichspezifischen Problem“ – junge Schweizer, die sich daneben benehmen, seien deutlich in der Minderheit, zitiert die „Frankfurter Rundschau„. Das mag sein, dafür alle französischen Badegäste in Sippenhaft zu nehmen, ist schlichtweg diskriminierend und in meinen Augen ein Skandal.
Ein unschönes Gedankenexperiment
Zurück zu den Berliner Freibädern in Berlin-Kreuzberg und Neukölln. Auch hier ist der Anteil an sogenannten „Ausländern“ – wenn man Menschen nur nach ihrer Pass-Nationalität bewertet – sehr hoch. Schließlich leben in Kreuzberg 30,5 Prozent – in Neukölln 28,2 Prozent Nicht-Deutsche. Und eine davon bin ich. Mir den Zugang zum Freibad zu verwehren, wäre das Schlimmste, was Berlin mir antun könnte. Und was können ich und alle anderen ohne deutschen Pass dafür, wenn eine andere Person sich daneben benimmt? Macht einen die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem man sich befindet zu einem gesitteteren Freibadbesucher? Nein!
Auch die Freibäder in Berlin werden zum Teil überrannt. Die Lösung hier: Besucherbeschränkung, Einlasstops und ein Ampelsystem, das die Auslastung der Sommerbäder zeigt. Wer keinen Ausweis hat, kommt nicht rein – wer die Regeln nicht verfolgt, der fliegt. Das hätte man auch in dem „Badi“ in Porrentruy tun können.
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Hier heißt es aber bis zum 31. August: Nur in der Schweiz lebende oder arbeitende Menschen sowie Schweizer sind willkommen. Andere müssen draußen bleiben, es sei denn, sie können eine spezielle Zugangskarte – erhältlich nur mit Hotel- oder Campingplatzbuchung in der Region – vorweisen.
Was sagen die Berliner Bäder Betriebe dazu?
Eine hypothetische „Freibad in Berlin nur noch für Deutsche“-Regelung könnten, wenn nur die Berliner Bäder Betriebe einführen, schließlich haben sie hier das Hausrecht. Ich hoffe sehr, dass sie das niemals in Erwägung ziehen. Auf Nachfrage wollten die BBB die „Vorfälle in anderen Bädern oder die Politik anderer Bäderbetreiber nicht kommentieren“.