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Berlin: So prekär leben Bafög-Studenten – „Man ist in einem Survival-Modus“

Im Gespräch mit BERLIN LIVE erzählt eine Studentin, die Bafög bezieht, von den prekären Zuständen, unter denen viele in Berlin leben.

Symbolbild. Berliner Studenten leben teils prekär.
© IMAGO/Zoonar

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Wer in Berlin studiert, hat zur Finanzierung seines Studiums drei Möglichkeiten: Bafög beantragen, arbeiten oder von den Eltern finanziert werden. Wer Ersteres tut, muss sich zunächst durch sämtliche Papiere lesen und diese ausfüllen, um dann den Bafög-Antrag regelkonform stellen zu können. Für viele keine leichte Aufgabe!

Dann heißt es meist: Warten. Wird der Antrag stattgegeben, erhalten Berliner Studenten bis zu 934 Euro pro Monat. Das ist der seit dem Wintersemester 2022/23 festgelegte Höchstsatz. Das Deutsche Studierendenwerk findet das zu wenig und fordert eine Anpassung.

BERLIN LIVE hat mit einer jungen Frau in Berlin gesprochen und sie nach ihrem Leben als Bafög-Studentin befragt. Was sie erzählt ist alarmierend.

Berliner Studentin erzählt aus ihrem Leben

Rachelle (24) studiert Geschichte, Politik und Gesellschaft an der Universität Potsdam und lebt in Berlin. Wie viele andere auch bekommt die gebürtige Straßburgerin Bafög. Sie erzählt, wie sie extra frühzeitig den Antrag ausgefüllt hat, weil ihr zu Ohren gekommen war, dass die Bewilligung eine Weile dauern würde. „Es war immer die Rede von zwei, drei Monaten“. Am Ende wurden es ganze neun Monate, bis das Geld vom Amt auf ihrem Konto landete.

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Sie habe sich vor dem Studium bereits Geld zur Seite gelegt, um sich den Studienanfang finanzieren zu können. „Aber das hat alles vorne und hinten nicht geklappt.“ Als sie dann auch noch die Universität wechselte, fing das Ganze von vorne an. Wieder musste sie Monatelang auf ihr Geld warten.

„Alles leidet darunter!“

Darum fängt sie einen Job in einem Restaurant in Berlin an. Aufgrund des Bafög-Antrags kann sie hier aber nur auf Mini-Job-Ebene arbeiten. Das sind maximal 520 Euro im Monat. Das war eine wirklich knappe Sache. Die Monate, bis das Bafög-Geld da war, hält sie sich mit Trinkgeldern über Wasser.

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Ihr Leben zu dieser Zeit war prekär. Freunde legten ihr das Geld, das vom Amt kommen sollte, aus. Ausgehen oder sich mit Freunden in einer Bar treffen, war nicht drin. „Alles leidet darunter. Man kann gewisse Sachen nicht machen, die eigentlich zu einem Studenten-Leben dazugehören.“ Doch selbst als das Geld ankam, wurde ihre Situation nicht besser!

Studium leidet unter finanziellem Druck

Rachelle bekommt nicht den Bafög-Höchstsatz. Die laufenden Kosten sind jedoch enorm und stehen in keinem Verhältnis dazu. Allein 550 Euro gehen monatlich für ihr Zimmer in einer WG drauf, 125 Euro will die Krankenkasse. Das sind 665 Euro allein für Wohnen und Versicherung. Ihr bleibt nur, nebenher zu arbeiten. „Man ist in einem Survival-Modus die ganze Zeit.“

Die Konsequenz: Rachelle ist an ihrer Belastungsgrenze. Ihr anspruchsvolles Studium leidet. Die Inhalte ihres Studiums gefallen ihr sehr, der Rest ist nicht schön, erzählt sie. „Studieren sollte keine Qual sein, ich hatte mich so darauf gefreut! Ich finde das ganz schlimm!“


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199.593 Menschen studierten im Wintersemester 2022/23 in an einer der zahlreichen Berliner Hochschulen. 14.427 von ihnen erhielten Bafög (Stand Oktober 2022). Das macht rund 14 Prozent der Studierenden aus.

Wie viele der Bafög-Studenten wie Rachelle zusätzlich arbeiten müssen, geht aus keiner Statistik hervor. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass sie mit ähnlichen Problemen wie Rachelle zu kämpfen haben dürften.