Veröffentlicht inAktuelles

Berlin: Cannabis Club räumt mit Klischees auf – „Unser ältestes Mitglied ist 77“

Ab nächstem Jahr könnte der Konsum von Cannabis legal werden. Doch wer sind eigentlich die Menschen, die das fordern?

Berlin
© imago images/Westend61

Scholz hat noch nie einen Joint geraucht

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat nach eigenen Angaben noch nie Cannabis konsumiert. Auf die Frage, ob er selbst schon einmal einen Joint geraucht habe, sagte Scholz in einem Interview : "Nein, nie."

Ab April 2024 könnte die lange Reise auf dem Weg zur Cannabis-Legalisierung endlich ihr Ziel erreicht haben. Das geht aus einem aktuellen Gesetzesentwurf der Ampel-Regierung hervor. Dieser sieht vor, dass ab dem Frühjahr das Mitführen von nicht unerheblichen Mengen Cannabis sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum straffrei werden könnte.

Ab 1. Juli könnte dann auch der Verkauf der Blüten in den sogenannten Cannabis Social Clubs möglich sein. Davon gibt es in Berlin bereits jetzt schon einige. Sie alle haben eine Sache gemeinsam: Sie wünschen sich, endlich legal konsumieren zu können. Dadurch könnte auch das seit Jahren hartnäckig bestehende Kiffer-Klischee entstigmatisiert werden. Denn wie BERLIN LIVE im Gespräch mit dem Green Social Club erfahren hat, sind das gar nicht nur „langhaarige, lahme Personen“, wie es oft in den Medien dargestellt wird. Ganz im Gegenteil.

Altersdurchschnitt überraschte Berliner Verein selsbt

Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Christian Schmidt, erklärt: „Die meisten unserer etwa 250 Mitglieder sind zwischen 40 und 60 Jahren. Unser ältestes Mitglied ist sogar 77. Das ist etwas völlig anderes, als man landläufig so vermutet.“ Ihn und die anderen Vorstands- sowie Vereinsmitglieder habe das selbst überrascht, führt er aus.

Berlin
Cannabis-Konsum ist laut Christian Schmidt nicht nur bei jungen Leuten beliebt. Credit: imago images/Westend61

Der Frauenanteil liegt bei etwa 35 Prozent. Auch sie seien zumeist in der beschriebenen Altersklasse. „Es entspricht überhaupt nicht der klassischen Klientel, die man sich vorstellt. Auch was die Berufsgruppen betrifft, allein innerhalb unseres Vereins gibt es fünf Anwälte“, so Schmidt.

Unterschiedliche Beweggründe für Club-Beitritt

Das zeigt: Nicht nur junge Menschen haben Spaß an dem Konsum und der Zucht der Pflanzen. Gerade letzteres steht für den Verein derzeit im Mittelpunkt, denn sobald die Legalisierung beschlossen wird, dürfen die Clubs nur selbst produziertes Marihuana verkaufen.


Lesen Sie auch:

Berlin vor der Cannabis-Legalisierung: Vorbereitungen in den Social Clubs laufen auf Hochtouren


Für die Mitglieder gibt es daher zweierlei Gründe, für einen Beitritt in den Verein. „Ein bedeutender Teil von ihnen zeigt Interesse am persönlichen Anbau und möchte sich intensiv mit der Kultivierung und Pflege der Pflanzen beschäftigen. Die andere Gruppe sucht im Vereinsanbau eine verlässliche Alternative zum Schwarzmarkt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Berlin hat hohen Bedarf an Social Clubs

Laut der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege konsumiert jeder 10. Berliner und jede 20. Berlinerin mindestens einmal pro Monat Cannabis, wobei der Konsum im jungen Erwachsenenalter am häufigsten ist. Schmidt sagt im Gespräch: „Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, wäre theoretisch ein Bedarf von mindestens 1.000 Cannabis Social Clubs in der Hauptstadt erforderlich“, denn gemäß den gesetzlichen Vorgaben ist die maximale Mitgliederzahl pro Club auf 500 begrenzt.


Mehr Nachrichten aus Berlin:


„In Anbetracht dessen ist es von äußerster Wichtigkeit, rechtzeitig eine Mitgliedschaft zu beantragen. Wir gehen davon aus, dass bis Ende dieses Jahres sämtliche verfügbaren Plätze in unserem Verein besetzt sein werden“, erklärt Christian Schmidt mit Nachdruck. Eine Mitgliedschaft kostet im Green Social Club 10 Euro pro Monat und kann online beantragt werden.