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Berlin: Häftling filmt unerlaubt Knast-Alltag – „Justiz hat mich mies auseinandergenommen“

Videos aus dem Berliner Knast – und das, obwohl Handys strikt verboten sind? Nicht ohne Grund sorgte ein Häftling für reichlich Aufsehen…

Berlin
© Privat

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Das Gefängnis – eine Anstalt zur Unterbringung von Strafgefangenen. So lautet jedenfalls die allgemeine Beschreibung. Was längst klar ist: Hinter den meterhohen Mauern samt Stacheldrahtzaun weht ein ganz anderer Wind. Ungeschriebene Regeln, von denen man außerhalb des Trakts kaum etwas erfährt.

Bis Tomekk hinter Gitter kam: Wegen Banküberfällen und einer Geiselnahme musste der Inhaftierte seine zehnjährige Haftstrafe in mehreren Berliner Justizvollzugsanstalten absitzen. Von dort stellte der Häftling plötzlich Videomaterial ins Netz – und die Lage eskalierte. Mit BERLIN LIVE sprach er über alle Details.

Im Berliner Knast gefangen: „Dann hat es Klick gemacht“

Nach zwei Jahren in der JVA Moabit folgten fünf Jahre in Tegel und weitere drei Jahre in der Unterbringung in Heidering. „Die haben mich pingpong-mäßig hin und her verlegt. Der letzte Stopp als Sicherheitsverlegung, weil man mich offenbar nicht mehr unter Kontrolle gebracht hat“, erinnerte sich der Mann, der sich als Tomekk vorstellt, zurück. Doch bereits zur Hälfte seiner Haftstrafe kam für den Wolfsburger ein prägender Einschnitt.

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Tomekk wurde wegen Banküberfalls und Geiselnahme zu zehn Jahren Haft verurteilt. Hinter Gitter kam dem Inhaftierten „die Erleuchtung“: Mit „KnastVlog“ wurde er zum Star. Credit: Privat

„Ich hab ein Drittel meines Lebens in Haft verbracht. Das machte keinen Sinn mehr, dann hat es zum Glück Klick gemacht, dass ich mein Leben ändern wollte“, stellte Tomekk gegenüber BERLIN LIVE klar. Dem damals Inhaftierten war bewusst: Wer soll einen Ex-Knacki nach der Haft einstellen? Die Chancen schätzte er gering ein, weshalb ein anderer Plan hermusste.

Häftling kommt „die Erleuchtung“

Ursprünglich wollte Tomekk Musik machen, schrieb in seiner Zelle schon erste Texte. Doch an einer Sache scheiterte es: „Das war nicht vermarktbar aus dem Gefängnis heraus.“ Im Sommer 2018 dann „die Erleuchtung“: Mit einem geschmuggelten Handy machte der Häftling unter anderem Aufnahmen vom täglichen Essen, der Zeit auf dem Hof und der „Wohnsituation“ – lud sie anschließend im Netz hoch. Ungeschönte Einblicke aus dem Alltag hinter Gittern.

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„Ich hab ganz Google auseinandergenommen, sowas gab es vorher noch nie“, erklärte Tomekk. Als die Klickzahlen bereits nach dem ersten Clip in die Höhe schossen, war ihm klar: „Du hast in die richtige Kerbe geschlagen!“ Während für so manchen Knast-Kollegen vielleicht noch ein Spaß dahinter stand, hatte der Gefangene ein viel durchdachteres Vorhaben: „Damals hat noch keiner gecheckt, dass ich das mit einem Langzeitplan verfolgt habe. Ich wollte damit nach der Haft mein Geld verdienen!“

Inhaftierter legt sich mit Berliner JVA an

Gesagt, getan. Sogar der JVA-Leitung machte Tomekk ein Angebot, seine Kamera einschließen zu lassen, um damit zu überlassen, was an die Öffentlichkeit gelange und was nicht. Doch man ließ sich von Seiten der Justiz nicht darauf ein: „Keiner wollte mit mir reden oder hat mich überhaupt ernst genommen.“ Aufgeben kam für den Knast-Videographen jedoch nicht in Frage.


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„Ich will nicht mehr kriminell sein, aber ihr tut für meine Resozialisierung nix. Ihr verwahrt mich volle zehn Jahre und dann setzt ihr mich mit einem blauen Sack vor die Tür und erwartet, dass ich draußen irgendwie klarkomme“, schilderte Tomekk seine damaligen Gedanken. Er zog den Plan daraufhin auf seine Art und Weise durch. Die letzten fünf Jahre Haft waren dabei alles andere als angenehm: „Ich hatte großen Struggle, wurde schikaniert, die Justiz hat mich mies auseinandergenommen!“

Tomekk alias „KnastVlog“ geht viral durch die Decke

Die Wachmeister hatten Tomekk besonders im Blick, verschärften die Kontrollen und nahmen ihm insgesamt zehn geschmuggelte Smartphones ab. Im Zwiespalt zwischen der ständigen Angst, erwischt zu werden, und dem regelmäßigen Druck, dem Algorithmus mit neuem Content gerecht zu werden.


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Doch nicht Aufzugeben zahlt sich aus. Ende März 2024 darf sich Tomekk auf seinem YouTube-Channel „KnastVlog“ über stolze 110.000 Abonnenten freuen. Bei Instagram folgen ihm bereits knappe 87.000 Follower. Zahlreiche Profile versuchen die Idee des JVA-Influencers sogar zu kopieren. Und auch wenn der Social-Media-Star inzwischen längst wieder auf freiem Fuß ist, habe er noch reichlich Material aus seiner Zeit im Knast. Seine Fans dürfen also weiterhin gespannt sein!