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Berlin: Jüdische Restaurant-Betreiberin lebt in ständiger Angst – „Antisemitismus ist deutlich zu spüren“

Die jüdische Gemeinde Berlins leidet unter dem Krieg in Israel. Denn der Hass ist auch in der Hauptstadt angekommen.

Berlin
© Sven Kaeuler/dpa

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Der militärische Konflikt in Israel und Palästina schlägt auch in Berlin hohe Wellen. Fast täglich kommt es in der Hauptstadt zu antisemitischen Parolen, Schmierereien und teilweise sogar zu gewalttätigen Übergriffen.

In den letzten Wochen tauchten Davidsterne an Haustüren und Häuserwänden auf. Ein Alltag, der vielen in Berlin lebenden Juden und Jüdinnen große Sorge bereitet.

Berlin: So lebt die jüdische Gemeinde mit dem Hass in der Hauptstadt

DoDa’s Deli in der Kopernikusstraße 22 in Friedrichshain ist eines von zahlreichen jüdischen Restaurants in Berlin. Auch hier sorgen sich die Besitzer und Angestellten wegen der aktuell angespannten Lage in der Hauptstadt.

Obwohl Jenny ihren kompletten Namen aus Angst vor Repressalien nicht preisgeben möchte, hat sie sich bereit erklärt, mit BERLIN LIVE über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen.

„Den Jüdischen Glauben offen zu leben, ist etwas, bei dem man immer vorsichtig sein muss,“ sagt Jenny. „Seitdem der Krieg in Israel ausgebrochen ist, ist die Angst jedoch sehr greifbar geworden. Der Antisemitismus ist wirklich sehr deutlich zu spüren. Man fühlt es, wenn man durch die Straßen von Berlin geht.“

Jüdische Symbole öffentlich zu tragen, ist zu gefährlich geworden

Während Jenny früher ihre Halskette mit dem David-Stern offen trug, versteckt sie diese nun vor den Augen anderer Leute.

„Ich trage sie jetzt sie nicht mehr, weil ich Angst vor der Reaktion habe,“ sagt Jenny. „Ich habe Angst, dass die Leute gewalttätig werden könnten. Oder, dass die Leute den Laden verwüsten. Wir alle haben ganz einfach Angst!“

Auch wenn sie von Freunden, Bekannten und Kunden des Delis Unterstützung und Trost erfährt, muss Jenny zugeben, dass der Hass im Internet zugenommen hat. Auf der geschäftlichen Facebook-Seite ist sie jeden Tag damit beschäftigt, hasserfüllte und antisemitische Kommentare zu löschen, die den Laden oder die Kunden attackieren.

DoDa’s Deli wurde aus Angst vor dem Hass für zwei Tage geschlossen

Das Deli wurde nach dem Ausbruch des Krieges sogar für zwei Tage geschlossen – aus Sorge vor den Angestellten und den Gästen. Die Verantwortung sei einfach zu groß gewesen, erzählt Jenny.

Mittlerweile hat DoDa’s zwar wieder geöffnet ist, trotzdem stellen sich die Betreiber jeden Tag die Frage, ob die Lage in der Hauptstadt nicht doch zu riskant sein könnte. Natürlich hätten sie für das Geschäft mittlerweile auch Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so Jenny, trotzdem steckt die Angst in ihren Köpfen – weil die Situation so ernst ist.



Etwa 12.000 Gläubige gehören zur jüdischen Gemeinde in Berlin. Geschätzte 40.000 Juden leben an der Spree. In der deutschen Metropole gibt es eine Fülle von Restaurants mit israelischer und jüdischer Küche. Auch in Supermärkten kann man hier teilweise koschere Produkte kaufen.