Die Tat ließ viele in Berlin schaudern: An einer Grundschule im Bezirk Spandau stach ein 13-Jähriger auf einen 12-jährigen ein und fügte ihm schwere Verletzungen zu. Neben der Suche nach einem Motiv schleicht sich in die Aufarbeitung auch die Frage ein, wie solche Vorfälle zu verhindern sind.
Eine wichtige Aufgabe kann dabei der Schulsozialarbeit zukommen. Doch dafür müssen Instanzen Hand in Hand arbeiten, die das bisher offenbar noch zu wenig tun. BERLIN LIVE hat nachgefragt, woran es in diesem Feld hapert.
Schulsozialarbeit in Berlin: „Sitzen zwischen den Stühlen“
„Die Rahmenbedingungen sind so, dass minimal Stunden und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Da kann man als Fachkraft vor Ort eigentlich kaum den Blick da haben, wo es knirscht und knistert“, erklärt Michael Fughe. Er ist Bundessprecher für Schulsozialarbeit des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH).
„Oft ist das Problem, dass die Sozialarbeit zwischen den einzelnen Trägerstrukturen zwischen den Stühlen sitzt.“ Die Sozialausgaben seien bei den Kommunen der größte Kostenfaktor. Daher sei es verständlich, dass an dieser Stellschraube als Erstes gedreht werde.
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Beim Thema Prävention sei es nicht leicht, die unterschiedlichen Ansatzpunkte der Sozialarbeit – in der Schule, in der Freizeit und in den Familien – miteinander zu verbinden: „Letztendlich sind da die Hände ziemlich stark gebunden, um tätig werden zu können.“
Strafe statt Unterstützung
„Außerdem erlebe ich immer wieder, dass der Lehrkörper die Schulsozialarbeit als verlängerten Arm der pädagogischen Arbeit an, die im Klassenzimmer nicht geleistet werden kann.“ So würde die Sozialarbeit oft nicht als Unterstützung, sondern zur Bestrafung genutzt: „Nach dem Motto ‚Wenn du nicht artig bist, dann schmeiße ich dich raus und dann musst du da hingehen‘.“
Marie Viney hat als Sozialarbeiterin in Berlin gearbeitet und ist heute im Vorstand der Gewerkschaft GEW. Auch sie betont gegenüber BERLIN LIVE die Bedeutung einer besseren Zusammenarbeit der verschiedenen Glieder der Sozialarbeit: „Am Ort Schule, wo die Kinder alle sein müssen, wäre es gut, wenn es eine verbesserte Kommunikation gibt.“
Auf dem Schulhof kommen alle Themen zusammen, die die Kinder und Jugendlichen auch privat umtreiben. Daher sei es besonders wichtig, das auch alle Fäden der sozialen Arbeit dort zusammenlaufen: „Es ist manchmal auch für die Fachkräfte sehr undurchsichtig – wer ist hier eigentlich zuständig?“