Ein etwa 10 Meter großes Loch klafft im Boden, Schlamm bedeckt die Straße, die Luft riecht modrig. Wer am Donnerstagvormittag (30. April) am Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain unterwegs ist, kann nur erahnen, wie schlimm es hier noch wenige Stunden zuvor aussah.
Denn gegen Mitternacht ist eine Frischwasserleitung der Berliner Wasserbetriebe geplatzt, die die vierspurige Straße und die dazwischen liegenden Tramgleise kurzerhand in einen reißenden Fluss verwandelte. Am Morgen danach ist Schadensbegrenzung angesagt. Wie weit man hier bereits gekommen ist, hat sich unsere Reporterin von BERLIN LIVE vor Ort genauer angeschaut.
Berlin: Wasserrohrbruch hält Friedrichshain in Atem
Es ist fast auf den Tag genau vier Monate her, dass an Silvester in Wedding eine Wasserleitung geplatzt ist, die die Wasserversorgung mitten im Jahreswechsel in großen Teilen Berlins zum Erliegen brachte. Ein Gefühl, dass in der Nacht zu Mittwoch (30. April) auch Anwohner in Mitte, Friedrichshain, Lichtenberg, Prenzlauer Berg und Pankow kennenlernen durften. In vielen Haushalten kam nur noch ein Rinnsal aus der Leitung – wenn überhaupt.
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Denn nach einem Wasserrohrbruch am Platz der Vereinten Nationen musste die Wasserversorgung für mehrere Stunden vollständig unterbrochen werden. Erst gegen 3.30 Uhr normalisierte sich der Wasserdruck in den meisten Häusern wieder.

Am Tag danach ist lediglich noch eine Netto-Filiale in der Mollstraße, die danebenliegende Post und ein Wohnhaus von der Störung betroffen. „Die Stimmung ist eher mittelmäßig“, erklärt Post-Betreiberin Jessica Küster gegenüber BERLIN LIVE. Sie eröffnete das Geschäft erst im letzten Sommer, kaufte alles neu. Doch als sie heute morgen in ihren Laden kam, stand dort mehrere Centimeter hoch das Wasser. „Wie waren fleißig und haben das Gröbste weggemacht“, doch am Wochenende müsse sie nun trotzdem noch alle Regale abbauen, um auch das darunter geflossene Wasser wirklich entfernen zu können. Neben Schäden an der Elektrik fürchtet Küster auch, dass der Tresen bald aufquellen wird.
„Ohne Schlauchboot ging hier nichts mehr“
Immerhin: Der Betrieb des Geschäfts ist ab späten Vormittag wieder möglich. Das liegt laut einem Mitarbeiter des Hausmeisterservices des letzten verbliebenen Hauses, das noch kein Wasser hat (Platz der Vereinten Nationen 22a), auch an den Mitarbeitern der Berliner Wasserbetriebe. „Es ist Wahnsinn, wie schnell die arbeiten“, erklärt er im Gespräch mit BERLIN LIVE. „Vor allem, wenn man an heute Nacht denkt. Ohne Schlauchboot ging hier gar nichts mehr.“ Auf Videos zeigt er die verheerenden Wassermassen, die laut ihm sogar bis zum Alexanderplatz flossen.
Im Moment wird daran gearbeitet, den Schlamm, der sich gebildet hat, aus den Abwasserleitungen zu entfernen, damit sie nicht verstopfen. Außerdem wird eine Überbrückungsleitung gelegt, damit das Haus mit etwa 40 Wohnungen spätestens im Laufe des Abends wieder Wasser hat. „Schließlich ist am Donnerstag Feiertag“, erklärt ein Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe.
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Doch nicht nur die Anwohner haben Probleme, auch ein Autofahrer hat in Folge des Rohrbruchs keinen angenehmen Mittwochmorgen. „Ich wohne in Spandau, ich habe heute Nacht aber meine Eltern mit dem Auto besucht“, erklärt Emin Bariamov. Als er seelenruhig schlief, ist „das Wasser in den Innenraum des Autos gedrungen.“ Ob es trotzdem noch läuft, will der junge Mann noch ausprobieren. Dennoch will er Anzeige erstatteten, „wegen Sachbeschädigung“, erklärt er, während er auf die Polizei wartet.

Die Mollstraße und Teile des Platzes der Vereinten Nationen sind stadteinwärts zwischen den Einmündung an der Lichtenberger- und der Büschingstraße für den Verkehr gesperrt. Die Reparatur soll laut den Berliner Wasserbetrieben mindestens elf Wochen dauern.