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Berliner Rentner nagen am Hungertuch – wie du dich davor schützen kannst

Die Situation für Berliner Rentner wird zunehmend dramatischer. Altersarmut ist real – und sie wird größer. Was du jetzt noch machen kannst.

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Bürgergeld und Rente: Das musst Du wissen

Wer älter wird, hat in Deutschland keine rosige Zukunft vor sich. Das zeigen neueste Zahlen, die die Bundesregierung auf Anfrage von Linken-Politiker Dietmar Bartsch veröffentlicht hat. Die durchschnittliche Rente liegt demnach bei 1.557 Euro. Immerhin: Berlin liegt mit 1.675 Euro zwar über dem bundesweiten Mittel – das gilt aber auch für die hiesigen Mieten und andere Lebenshaltungskosten.

In Hinblick darauf, dass auch Rentner gesetzlich dazu verpflichtet sind, Steuern und Krankenkassenbeiträge zu zahlen, wird der Ruhestand für viele zum Überlebenskampf. Bartsch resümiert: „Ein würdiges Leben im Alter wird zunehmend unerreichbar.“

Doch was können Rentner machen, um sich den Lebensabend trotzdem noch angenehm zu gestalten? Und wie kann man verhindern, dass es überhaupt zu Engpässen kommt? Finanzexperte Volker Schmidtke von der Verbraucherzentrale Berlin klärt im Interview mit BERLIN LIVE auf.

Berliner Experte spricht Klartext

BERLIN LIVE: Herr Schmidtke, die finanzielle Situation von Rentnern in Deutschland ist besorgniserregend. Welche Optionen gibt es, um sich im Alter finanziell mehr Luft zu schaffen?

Volker Schmidtke: Wenn Rentner in der eigenen Immobilie wohnen, gibt es Möglichkeiten, aus dieser die Rente aufzubessern. Die Immobilie kann beispielsweise verkauft und ein lebenslanges Wohnrecht vereinbart werden. Das vermindert den Verkaufserlös zwar erheblich, dennoch kann so die Altersvorsorge deutlich aufgebessert werden. Wenn es die Gesundheit zulässt, können Rentner neben dem Bezug der Altersrente aber auch hinzuverdienen. Ab Erreichen der Regelaltersgrenze mindert ein Hinzuverdienst in beliebiger Höhe die Rente nicht.


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Was ist die Regelaltersgrenze?

Das ist das Alter, ab dem man ohne Abschläge in Rente gehen kann. Für Rentenversicherte ab Jahrgang 1964 liegt die Regelaltersgrenze bei 67 Jahren. Für Versicherte mit Jahrgang 1963 bei 66 Jahren und 10 Monaten, mit Jahrgang 1962 bei 66 Jahren und 8 Monaten und so weiter.

Darauf sollten Arbeitnehmer achten

Wie sieht es mit Menschen aus, die aktuell noch arbeiten. Inwiefern können Sie vorsorgen?

Verbraucher*innen sollten sich mit der breitgestreuten Investition in Aktien beschäftigen. Sie sollten sich etwas Zeit nehmen, um kennenzulernen: Was bedeutet Aktienmarkt? Welchen Schwankungen unterliegt er langfristig? Sie sollten dann in sich hineinhören, ob und wieweit sie angesichts dieser Schwankungen trotzdem gut schlafen können werden. Wenn sie sich hier als widerstandsfähig einschätzen, können sie je nach Alter einen großen Teil der Altersvorsorge in Aktien-ETFs anlegen. Ergänzen können Arbeitnehmer*innen das beispielsweise mit einer guten betrieblichen Altersvorsorge. Nach der Reform der Riester-Rente wird hier hoffentlich eine gute staatlich geförderte Option der Altersvorsorge erwachsen.

Gibt es auch Sparmöglichkeiten, von denen Sie eher abraten?

Private Rentenversicherungen sind meist viel zu teuer, um damit sinnvoll für das Alter vorsorgen zu können. Ebenso aktiv gemanagte Investmentfonds.

Berlin: Auch junge Menschen können schon anfangen

Wie früh sollte man mit dem Sparen anfangen?

Im Prinzip gilt: Je früher, desto besser. Auch weil sich Schwankungen des Aktienmarktes umso besser aushalten lassen, je länger man noch Zeit hat. Andererseits müssen Verbraucher*innen sich auch nicht während des Studiums oder der Ausbildung bereits die Altersvorsorge vom Mund absparen. Ein guter Zeitpunkt, mit der zusätzlichen Altersvorsorge anzufangen, ist der Berufsstart.

Gibt es einen bestimmten Betrag, den man monatlich zur Seite legen sollte?

Wenn man die verfügbaren Möglichkeiten bestmöglich nutzt und noch jung ist, sind für viele 10 Prozent vom Netto eine sinnvolle Größenordnung für die zusätzliche Altersvorsorge – also neben den Beiträgen zur gesetzlichen Rente.


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Nun zu einem anderen Thema: Besonders Frauen haben im Alter große Probleme. Laut der Bundesregierung bekommen sie im Schnitt rund 300 Euro weniger Rente als Männer. Was können Frauen machen, um sich vor dieser massiven Altersarmut zu schützen?

Leider können Frauen das Problem der Gender-Pension-Gap nicht durch eigenes Handeln aus der Welt schaffen, da sie zugleich im Mittel weniger Spielraum für das Sparen haben als Männer. Für Frauen ist es daher umso wichtiger, die begrenzten Mittel für die zusätzliche Altersvorsorge bestmöglich einzusetzen, also auch für sie machen Aktien-ETFs oder eine betriebliche Altersvorsorge Sinn.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es speziell für Mütter?

Für Frauen mit zwei oder mehr Kindern und geringerem Gehalt kann es wegen der Kinderzulagen Sinn machen, schon jetzt einen möglichst günstigen Riestervertrag abzuschließen. Gerade für Frauen empfiehlt sich, in Bezug auf ihre gesetzliche Rente eine sogenannte Kontenklärung machen zu lassen, um zu prüfen, ob beispielsweise Kindererziehungszeiten korrekt berücksichtigt sind.