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Nach EU-Entscheid: Vegane Fleischerei aus Berlin wird deutlich – „Nur eine Ausrede“

Das EU-Parlament hat entschieden: Eine vegane Wurst darf nicht Wurst heißen. Was sagt ein Berliner dazu, der mit veganer Wurst sein Geld verdient?

© Sarah Fernandez/BERLIN LIVE

EU-Abstimmung über Veggie-Schnitzel: Sinnvoll oder Quatsch?

In der vergangenen Woche hat das EU-Parlament entschieden: Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“ oder „Veggie-Wurst“ sind zu verwirrend, um im Handel zu stehen. Die Entscheidung hat einiges an Empörung ausgelöst – und eine Flut an Memes im Netz.

Doch wie sehen Unternehmer, die Entscheidung des EU-Parlaments? BERLIN LIVE hat bei der Veganen Fleischerei in Prenzlauer Berg nachgefragt.

Berlin: Vegane Fleischerei zu EUEntscheid

Im Oktober 2024 hat die Vegane Fleischerei in der Berliner Kastanienallee (Bezirk Pankow) aufgemacht. Sie ist eine von inzwischen sieben Standorten des Unternehmens, das Anfang 2023 in Dresden eröffnet hat. Hier gibt es vegane Bratwürste, veganen Aufschnitt, vegane Bouletten. Nach Ansicht der Mehrheit des EU-Parlaments also ein für Verbraucher höchst verwirrender Laden, der lieber sein Sortiment umbenennen sollte.

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Im Gespräch mit BERLIN LIVE gibt sich Betreiber Simon Basaglia aber sehr entspannt. Denn er glaubt nicht daran, dass das Ergebnis der Abstimmung jemals Gesetz wird. Tatsächlich müsste sich dafür auch im Ministerrat der EU eine Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten finden. Ob es diese geben wird, ist aktuell unklar. Auch die Bundesregierung hat dazu noch keine feste Position, obwohl Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) recht eindeutig geäußert hat.

Vegane Fleischerei Berlin bleibt entspannt

Bei der Veganen Fleischerei in Berlin hat die Entscheidung des EU-Parlaments jedenfalls keine Panik ausgelöst. „Wir haben drüber gesprochen, aber wir warten entspannt ab“, sagte Basaglia. Er rechne frühestens in zehn bis 15 Monaten mit einer Entscheidung. „Es kann auch sein, dass gar nichts passiert.“

Dass es überhaupt zu dieser Abstimmung gekommen war, macht für den Betreiber der Veganen Fleischerei in Berlin „keinen Sinn“. „Dass Verbraucher geschützt werden sollen, ist nur eine Ausrede“, sagt er und verweist auf die Verbraucherzentralen, die den Vorstoß des EU-Parlaments als falsch bezeichneten. „Ich habe noch nie gehört, dass jemand, der eigentlich einen Rinderburger wollte, versehentlich einen veganen Burger aus einem grünangestrichenen Kühlschrank, auf dem ‚Vegan‘ steht, genommen hat“, sagt er.

Vegane Fleischerei fordert Lösungen statt Verbote

Zudem finde er es als EU-Bürger und Unternehmer, der Steuern zahle falsch, dass sich so viele Politiker mit diesem Thema beschäftigen. Zumindest auf diese Weise. Denn für die Sorgen vieler Menschen um ihre Arbeitsplätze hat Basaglia durchaus Verständnis. Er wisse, dass es „keine leichten Zeiten für die Fleisch- und Milchindustrie“ seien. Aber anstatt derartiger Verbote, sollte man lieber nach anderen Lösungen suchen.

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„In Italien, wo ich herkomme, in Gorizia, hat eine Firma einen städtischen Schlachthof übernommen und auf pflanzliche Produkte umgestellt. Alle Arbeitsplätze konnten gerettet werden“, sagt Basaglia. Tatsächlich ist die Firma Biolab eine echte italienische Erfolgsgeschichte. In Deutschland hat die Marke Rügenwalder Mühle inzwischen eine überwiegend pflanzliche Produktpallette.


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Im EU-Parlament setzte man statt der Förderung derartiger Lösungen lieber auf Verbote. Ob es am Ende wirklich so kommt, darf aber bezweifelt werden. Angst hätte Simon Basaglia von der Veganen Fleischerei in Berlin nicht. „Wir sind sicher, dass uns dann etwas einfällt“, sagt er im Gespräch mit BERLIN LIVE. „Es gibt so viele Bezeichnungen und Möglichkeiten. „Wir könnten Wurst mit V schreiben oder ähnliches. Die deutsche Sprache eignet sich gut dafür, man kann viel mit ihr spielen.“

Ohnehin würden die Kunden nicht zu ihnen in den Laden kommen, weil irgendwo „Wurst“ draufsteht. „Sie kommen wegen der Qualität zu uns, nicht wegen der Namen.“