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Demos in Berlin: Iran-Aktivistin klagt an – „Fühle mich, als wäre ich die Gefahr“

Am 16. September sind zahlreiche Demos in Berlin zum Thema Iran angekündigt. Aktivisten hoffen auf eine sensibilisierte Polizei.

Demos in Berlin
© Imago/Ipon, Nassim Rad

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Vor einem Jahr löste der gewaltsame Tod von Jina Mahsa Amini im Iran eine Welle des Protestes aus, die schnell zu einem Flächenbrand wurde. Zahlreiche Beobachter und Experten sprechen von einer Revolution. Die nun, wenige Tage vor dem ersten Todestag der so jung verstorbenen Kurdin am 16. September, einen neuen Höhepunkt zu erreichen scheint.

Auch in Deutschland sind mehrere Demonstrationen geplant. Allein am 16. September sind sechs verschiedene Veranstaltungen in Berlin angemeldet. Doch nicht nur das vergangene Jahr hat viele Iran-Aktivisten in der Hauptstadt verunsichert. Die Poetry-Slammerin Daniela Sepehri klagt eine fehlende Sensibilisierung bei der Berliner Polizei an.

Demos in Berlin: Iran-Aktivistin beklagt Unwissen bei der Polizei

Es scheine, als würden die Beamten nicht wissen, wie sie mit den Protesten gegen die Islamische Republik Iran vorgehen sollen, erklärt Daniela Sepheri gegenüber BERLIN LIVE. Das gehe so weit, dass sich die Tochter zweier in den 90er Jahren ausgewanderten Exil-Iraner frage, „wen die Polizei eigentlich schützt“.


Die Liste der Iran-Demonstrationen am 16. September in Berlin:

  • 8 Uhr Alexanderplatz: Solidarität mit den Bürgerprotesten im Iran
  • 10 Uhr: Podbielskiallee 67: Solidarität mit den Bürgerprotesten im Iran
  • 12.10 Uhr: Potsdamer Platz: Jahrestag der Ermordung von Jina Amini
  • 14 Uhr: Breitscheidplatz: Solidarität mit der revolutionären Bewegung im Iran
  • 14 Uhr: Paul-Löbe-Allee: Gedenkfeier zum Jahrestag der Ermordung an Jina Amini
  • 15 Uhr: Platz des 18. März: Jahrestag der Ermordung Mahsa (Jina) Amini

Als Beispiel führt die 25-Jährige zwei Demonstrationen an. Anfang des Jahres habe es eine Demonstration mit 2000 Menschen am Brandenburger Tor gegeben. Die Polizei sei kaum sichtbar gewesen. Wenn aber mit 20 Leuten vor der Botschaft der Islamischen Republik in der Podbielskiallee demonstriert werde, dann seien drei Bullies und 15 Beamte in voller Montur vor Ort. „Da fühle ich mich, als wäre ich hier die Gefahr für dieses Regime, das täglich mordet.“ Hinzukomme, dass Sepehri und andere Exil-Iraner immer wieder darauf hinweisen, dass sie auf Demonstrationen fotografiert und mit merkwürdigen Fragen gelöchert werden. Vonseiten der eingesetzten Beamten werden dann aber stets mit den Schultern gezuckt.

Auf Anfrage von BERLIN LIVE erklärte die Polizei mit Blick auf den 16. September, man nehme die Sorgen der Demonstrierenden ernst. Die eingesetzten Polizeikräfte seien im Rahmen von Einsatzbesprechungen „über die Einsatzlage und ihre Besonderheiten unterrichtet und dafür sensibilisiert“, teilte Polizeisprecherin Beate Ostertag mit.

Demos in Berlin: Das sagt die Polizei

Zudem hätten bereits Gespräche mit den Anmeldern der Demos in Berlin stattgefunden. Mit wolle auch bereit sein, falls sich Teilnehmende beobachtet, bedroht oder in ihrer Versammlungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Einzelheiten zu polizeilichen Maßnahmen verriet sie mit einem Verweise auf einsatztaktische Gründe nicht.


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In Sachen Filmaufnahmen erklärte die Sprecherin, man werde Medienvertretern eine freie und ungestörte Berufsausübung gewährleisten. Sollten Rechte Dritter betroffen sein, die nicht durch die Pressefreiheit begründet werden können und polizeiliches Handeln erforderlich machen, werde dieser Einsatz „angemessen und transparent erfolgen“.