Beim deutschen Paket-Riesen DHL dürften die Bänder derzeit auf Hochtouren laufen. Das Unternehmen hat mit einer massiven Flut an Bestellungen zu kämpfen. Nicht ohne Grund werden einige Kunden auch schon via App oder Mail vorgewarnt, dass es zu Verzögerungen bei der Zustellung ihrer Pakete kommen kann.
Doch wie wirkt sich die derzeitige Situation auf das Arbeitsklima aus? Und wie gehen die Mitarbeiter generell damit um? Ein Berliner DHL-Bote hat sich BERLIN LIVE anvertraut und gewährte Einblicke in seine momentane Arbeit.
Berliner DHL-Zusteller kommt an seine Grenzen
Wenn Achim (Name von der Redaktion geändert) am frühen Morgen die Berliner Zustellbasis betritt, stapeln sich die Päckchen und Pakete auf den Fließbändern gefühlt schon bis zur Decke. „Ich kann gar nicht genau sagen, wann das mit den vielen Paketen angefangen hat“, gab der Zusteller im Gespräch mit unserer Redaktion zu. Er befürchte jedoch, dass es mit den vergangenen Amazon-Primedays zusammenhängen könnte.
Zwar werden die Bestellungen der Schnäppchen-Deals überwiegend über den eigenen Zustellservice des Online-Händlers abgearbeitet – ein paar der Zusendungen erfolgen allerdings auch über die Deutsche Post. Und das bedeutet zusätzliche Pakete zu der ohnehin schon hohen Anzahl: „Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Um dem Aufkommen gerecht zu werden, habe Achims Chef sogar eine dritte Welle an Zustellkräften zur Unterstützung einstellen wollen: „Aber es ist kein Personal da.“
Pakete stapeln sich auf den Fließbändern
„Wir allein haben 26.000 Pakete Rückstände – das sind locker zwei Werktage“, mutmaßte der DHL-Angestellte. Seiner Meinung nach dürfte es in anderen Berliner DHL-Paketzentren nicht wirklich besser aussehen. „Die Halle sieht schlimmer aus als zu Weihnachten. Wenn ich abends das Auto zurückbringe, ist die Rutsche schon wieder zu zwei Dritteln mit neuen Paketen voll“, verriet Achim. Die Arbeit scheint also gar kein Ende zu nehmen.
„Am Anfang wollte ich jedem Kunden gerecht werden und hab mir viel zu viel eingeladen“, gab der Zusteller offen zu. Dabei habe er täglich bereits rund die doppelte Anzahl an Paketen im Auto geladen als sonst. Noch mehr Überstunden wolle er nicht aufbauen. Doch noch immer falle es Achim schwer, wenn er Pakete am Morgen in der Basis zurücklassen muss, weil er es nicht schaffen wird, alles zuzustellen. So zeigten sich in den vergangenen Tagen und Wochen auch einige Kunden verärgert an der Haustür.
Wie lange soll das noch so weitergehen?
„Wir sind total ausgelastet“, stellte Achim gegenüber BERLIN LIVE klar. Neben Krankheitsausfällen kommen derzeit auch einige Urlaube bei der Personalplanung hinzu. Neue Mitarbeiter würden seiner Meinung nach sogar noch schneller eingelernt werden als sonst – schlichtweg um schnellstmöglich den Zustellern unter die Arme greifen zu können.
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Eine Besserung sehe Achim trotzdem nicht kommen. „Was soll sich ändern? Ich befürchte, das zieht sich jetzt bis zur Weihnachtszeit“, spekulierte der DHL-Bote. Seine Freude am Job wolle er trotz alldem nicht verlieren – immerhin gibt es auch in solchen Zeiten noch zahlreiche Kunden und Kollegen, die Achim täglich ein Lächeln ins Gesicht zaubern.