Die politische Debatte um das Berliner Stadtbild geht in die nächste Runde. Nachdem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Interview betonte, viele Menschen hätten Angst, sich im öffentlichen Raum zu bewegen, legte Unions-Fraktionschef Jens Spahn mit Kritik an Berliner Zuständen nach.
Nun reagiert Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) mit klaren Worten – und einer deutlichen Mahnung.
Neukölln-Bürgermeister spricht Klartext
Spahn hatte im „Bericht aus Berlin“ gesagt: „Ich möchte keine Stadtbilder haben, wo ich kaum Frauen auf den Straßen sehe, wie hier in Berlin in manchen Stadtteilen nur Männer, wenn Frauen dann im Zweifel voll verschleiert oder mit Kopftuch ausschließlich. Ich möchte Stadtbilder haben, wo Schwule und Juden zeigen können, wer und was sie sind, ohne Angst haben zu müssen.“
Hikel, der seit Jahren in Neukölln lebt und arbeitet, widerspricht pauschalen Darstellungen, ohne die Probleme zu leugnen. Gegenüber der „BZ“ erklärte er: „Auf den ersten Blick scheint einiges zu stimmen, was Herr Spahn sagt. Ein oberflächlicher Blick reicht aber nicht.“ Er beobachte durchaus mit Sorge, dass das Stadtbild sich verändere und muslimische Mädchen und junge Frauen in Teilen Berlins heute vermehrt mit Kopftuch zu sehen seien.
„Man sollte nicht so tun, als würden wir in Kabul leben“
Gleichzeitig betont Hikel: „Es besorgt mich, dass Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Weltanschauung, ihres Geschlechts und sexuellen Orientierung sich Repressalien im Alltag ausgesetzt sehen. Aber […] man sollte nicht so tun, als würden wir in Kabul leben.“
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Der SPD-Politiker hebt hervor, dass viele Neuköllnerinnen und Neuköllner muslimischer Herkunft aktiv für Vielfalt, Freiheit und Respekt eintreten. Diese Menschen, so Hikel, verdienten Unterstützung und Sichtbarkeit – „ohne die Probleme zu verharmlosen, aber auch ohne sie zur einzigen Realität zu erklären“.




