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Clans in Berlin: Mohamed Chahrour kritisiert Abschiebe-Vorstoß – „Man nimmt Familien in Sippenhaft“

In Berlin ist die Diskussion über Clans allgegenwärtig. Ein Vorstoß aus dem Bund macht nun Schlagzeilen – und wird kritisiert.

Clans in Berlin Mohamed Chahrour
© IMAGO/Future Image

Clans in Berlin: Diese Großfamilien halten die Polizei auf Trab

Diese Nachricht sorgte ab Sonntagabend für viele Diskussionen weit über das politische Berlin hinaus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will der sogenannten Clankriminalität mit neuen Regeln gegenübertreten. Dazu zählt auch, dass Angehörige der Clans auch dann abgeschoben werden sollen, wenn sie keine Straftaten begangen haben.

Der Vorstoß erntet Zustimmung unter anderem aus den Reihen der Union, aber auch eine Menge Widerspruch. Einer der schärfsten Kritiker ist der Musiker und Podcaster Mohamed Chahrour (30). Er selbst ist Mitglied einer arabischen Großfamilie, aber nicht kriminell. Darüber hat er bereits einen preisgekrönten Podcast produziert. Nun sprach der Berliner mit BERLIN LIVE über den Vorstoß der Innenministerin.

Clans in Berlin: Vorstoß ist „besorgniserregend“

Es sei „besorgniserregend, aber nicht überraschend“, dass das Innenministerium erwäge, Menschen abzuschieben, die keine Straftaten begangen haben. Seine Kritik: „Man nimmt ganze Familien in Sippenhaft. Auf einmal ist man verantwortlich für das Verhalten Dritter – aber nur dann, wenn man bestimmten rassistischen Kriterien entspricht.“ Familien mit deutsch klingenden Nachnamen hätten hingegen nichts zu befürchten, wenn ihre Familienmitglieder kriminell würden.


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Chahrour betont, dass „nicht ganze Clans Straftaten begehen oder unterstützen“. Wenn überhaupt seien es einige Mitglieder der Familien, während die anderen versuchen würden, ein normales Leben zu führen. Würde der Vorstoß von Nancy Faeser umgesetzt, würde das Diskriminierung und Vorurteile fördern.

„Eine solche Regelung wird das Misstrauen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Schichten verstärken“, erklärt der 30-Jährige. „Das Ziel, Kriminalität zu bekämpfen und zu reduzieren, ist lobenswert. Aber das sollte auf eine Weise geschehen, die sowohl effektiv als auch gerecht ist.“

Mohamed Chahrour kritisiert Clan-Begrif

Chahrour macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Kriminalitäts-Kategorie „Clan“ nicht viel anfangen kann. Clans seien nichts anderes als erweiterte Großfamilien, sagt er BERLIN LIVE. Es gebe keine abgeschlossene „Clan-Community“. „Man kämpft gegen ein Gespenst, das man selbst erschaffen hat“, kritisiert Chahrour und spricht von einer Hexenjagd.


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Dass der Vorstoß von Nancy Faeser, der noch einmal mit den Ländern abgestimmt werden soll, rechtens ist, bezweifelt Chahrour. Die abschließende Bewertung will er allerdings Fachleuten überlassen. Er rechne allerdings für den Fall, dass der Vorstoß zu einem Gesetz werde, damit, dass es eine Verfassungsbeschwerde geben werde.