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Clans in Berlin: Überfall auf Pokerturnier – falsche Waffen, echte Beute, viele Beweise

Mit diesem Ausgang des internationalen Pokerturniers hatte im Jahr 2010 sicherlich keiner gerechnet – es gab einen Überfall…

Clans in Berlin
© Imago / tagesspiegel

Clans in Berlin: Diese Großfamilien halten die Polizei auf Trab

Bei einem Pokerturnier gehören hohe Geldsummen zur Tagesordnung. Diesen Punkt nahmen sich auch maskierte Männer zum Anlass, den perfekten Augenblick der Veranstaltung abzupassen und das ganz große Geld zu machen…

Allerdings nicht mit dem richtigen Blatt auf der Hand – sondern mit krimineller Gewalt. Gerade mal 79 Sekunden soll es laut den Ermittlern gedauert haben, um das Foyer des Berliner Grand Hyatt Hotels komplett auf den Kopf zu stellen!

Berlin: Täter stürmten mit Machete ins Foyer

6. März 2010. Es schien alles bis ins Detail geplant gewesen zu sein: Kurz bevor die Koffer voller Geld in den Saal gebracht werden sollten, stürmten die Täter das Luxushotel am Potsdamer Platz in Berlin. Die Menge rund um professionelle Pokerspieler und auch zahlreiche Promis brach in Panik aus. Einer der Maskierten fuchtelte sogar mit einer Machete durch die Luft.


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Während ein Teil der Täter mehrere Koffer ergattern konnte, bewies Sicherheitsmann Roman H. großen Mut und hielt einen der Mittäter mit bloßen Händen fest. Erst als dessen Kumpanen mit Waffen zurückkehrten und drohten, ließ der Security-Angestellte den Täter laufen. Insgesamt konnte die kriminelle Bande stolze 242.000 Euro ergattern.  

Nach Berliner Poker-Überfall mehrere Jahre in Haft

Wie sich später herausstellte, waren die Täter zu diesem Zeitpunkt zwischen 19 und 21 Jahre alt – Mitglieder des Abou-Chaker-Clans. Einer von ihnen stellte sich wenige Tage nach der Tat selbst der Polizei und gab Hinweise auf seine Komplizen. Während sie zu Gefängnisstrafen in Höhe von bis zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt wurden, bekam ihr Drahtzieher sogar sechs Jahre und vier Monate hinter schwedischen Gardinen.

Wirklich schlau soll die Truppe laut mehreren Medienberichten aber nicht gehandelt haben: So trug einer von ihnen beispielsweise eine auffällige Jacke und war auf einigen Kameras ohne Maske zu erkennen – zudem sollen sich die Männer bereits im Voraus in einem Schnellrestaurant merkwürdig verhalten und damit die Blicke einiger Zeugen auf sich gezogen haben.

Maskierte Männer stammen aus Berliner Clan

Auch ihre Waffen hätten nur zur Einschüchterung getaugt – scharfe Munition soll gefehlt haben. Doch kann man als Laie überhaupt eine Schusswaffe von einer Nachbildung unterscheiden?  „Im Bereich der erlaubnisfreien Schusswaffen ist tatsächlich über die letzten Jahrzehnte der deutliche Trend zu beobachten, dass sie den scharfen Schusswaffen immer detaillierter nachgebildet sind“, verriet Waffenexperte Thomas Freutel vom LKA Niedersachsen gegenüber Berlin Live.

Unter günstigen Bedingungen könne man bei scharfen Schusswaffen entlang des Gaslaufs eine Sperre erkennen, die verhindern soll, dass Geschosse am vorderen Ende eingesetzt werden können. „Bei einigen Waffen ist es aber – selbst für einen Experten – nicht mehr möglich die tatsächliche technische Natur der Waffe zu erkennen, ohne sie in die Hand und genau in Augenschein zu nehmen“, erklärte der Polizeihauptkommissar.


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Ohnehin spielen Faktoren wie das Sehvermögen, die Bedrohungslage, der psychische Zustand oder die persönlichen Kenntnisse eine große Rolle, ob man eine scharfe Schusswaffe erkennt. „Abschließend möchte ich jedermann eindringlich davor warnen, zu glauben, bei einer erlebten Bedrohung mit einem schusswaffenartigen Gegenstand erkennen zu können, ob es sich um eine ‚ungefährliche‘ oder eine potenziell lebensbedrohende Schusswaffe handelt. Die Gefahr einer Fehleinschätzung ist groß und deren Folge möglicherweise tödlich“, warnte Freutel.