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True Crime Berlin: Dagobert führt Polizei an der Nase herum – und wird dadurch zum Star

Zwischen 1988 und 1994 hatte die Polizei alle Hände voll zu tun: Sie wollte schnellstmöglich Dagobert auf die Schliche kommen…

True Crime in Berlin
© Imago / Metodi Popow

Warum werden Fahndungsfotos so spät veröffentlicht?

Wenn die Polizei Fahndungsfotos veröffentlicht, sind oft Wochen seit der Tat vergangen. Wann darf die Polizei Fahndungsfotos veröffentlichen? Und warum dauert das so lange?

Er machte sich durch seine Taten einen echten Namen: Arno Funke alias Dagobert. Bereits in den Achtzigerjahren rückte der gebürtige Berliner erstmals ins Rampenlicht – doch das nicht gerade im positiven Sinne.

Zumindest für die Polizei war Dagobert ein regelrechter Dorn im Auge. Die Bevölkerung hingegen feierte den gelernten Lichtreklamemacher. Aber was genau hatte Dagobert überhaupt angestellt, um so groß in den Medien rauszukommen?

True Crime: Dagobert erpresst Berliner KaDeWe

Der Grafiker hatte es 1988 auf das Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) abgesehen. Allerdings nicht, um schöne Luxus-Artikel zu ergattern – stattdessen erpresste Dagobert die Verantwortlichen: Er deponierte eine Bombe im KaDeWe und forderte im Gegenzug in seinem Erpresserbrief 500.000 Mark. Der Sprengsatz wurde auch gezündet, weshalb die Kaufhausleitung das Geld aufbrachte, um weitere Drohungen zu verhindern.

An dieser Stelle muss jedoch Dagoberts oberste Priorität betont werden: Es sollten nie Menschen bei den geplanten Taten zu Schaden kommen. Der Kaufhaus-Erpresser hatte es lediglich auf das Geld abgesehen, von dem er ein paar Jahre in Saus und Braus leben konnte. Nachdem die Kohle restlos verprasst war, plante Dagobert sein nächstes großes Vorhaben.

True Crime in Berlin: Kaufhaus-Erpresser schlägt erneut zu

Von 1992 bis 1994 hatte er es auf die Kaufhaus-Kette Karstadt abgesehen. Bei seinem zweiten Versuch forderte Dagobert prompt eine Million, später sogar 1,4 Millionen D-Mark vom Konzern. Um zu signalisieren, wie ernst ihm die Forderungen waren, verübte der Berliner insgesamt fünf Bombenanschläge und einen Brandanschlag auf verschiedene Karstadt-Kaufhäuser – allesamt bestens durchdacht und mit dem Ziel, keine Person dabei zu verletzen.

Bei der anschließenden Geldübergabe ließ sich Dagobert selbstverständlich nicht persönlich blicken. Stattdessen gab er Anweisungen per Telefon, zum Teil von öffentlichen Telefonzellen – seine Stimme verzerrte er während des Gesprächs mit den Beamten. Die Geldscheine sollten beispielsweise an bestimmten Koordinaten auf einer Bahnstecke zwischen Berlin und Hamburg abgelegt werden.

True Crime: Dagobert führt Berliner Polizei an der Nase herum

Wieso der Name Dagobert? Eine geforderte Geldübergabe leitete Arno im Rahmen einer Zeitungsanzeige mit dem Text „Dagobert grüßt seine Neffen“ ein – damit sollte wohl auf die wohlhabende Comic-Figur aus Entenhausen angespielt werden. Die Presse übernahm das Pseudonym prompt in den darauffolgenden Berichterstattungen rund um den Kaufhaus-Erpresser.


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Doch irgendwann passierte auch dem als „extrem intelligent“ geltenden Profi ein Fehler. Im April 1994 hatte Dagobert erneut Kontakt zu Karstadt aufgenommen. Bei der Überprüfung des Anrufgebiets wurde ein Fahrzeug gesichtet, das auf Arno angemeldet war. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Berliner observiert und während seines nächsten Erpresser-Anrufs festgenommen. Der durch Dagobert entstandene Schaden beläuft sich auf rund zehn Millionen D-Mark. Er wurde wegen schwerer räuberischer Erpressung zu neun Jahren Haft verurteilt.

True Crime: Trotz Haftstrafe wird Dagobert berühmt

Nach sechs Jahren und vier Monaten kam Arno Funke wegen guter Führung frühzeitig frei. Bereits während seiner Zeit hinter Gittern kreierte er diverse Karikaturen – mit Erfolg. Seit der Freilassung arbeitet der Berliner für die Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ als Karikaturist und Autor. Seine Erpresser-Taten verschafften Arno zwar großes mediales Aufsehen, sodass er 2013 sogar im TV-Dschungelcamp landete, doch für den inzwischen 73-Jährigen ist die Zeit als Dagobert längst Geschichte.