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True Crime Berlin: Der S-Bahn-Mörder – blutige Mordserie mitten im Krieg

True Crime mitten in Berlin. Ein Mörder sorgt in Berlin für Angst und Schrecken. Am Ende wird es der größte Kriminalfall seiner Zeit.

© BL Collage/Polizeihistorische Sammlung, Berlin

True Crime Berlin: Der S-Bahn-Mörder – größter Kriminalfall der NS-Zeit

Berlin mitten im Zweiten Weltkrieg. Während Bomben über der Stadt aus den Fliegern der Feinde abgeworfen werden, bedeutet eine Fahrt mit der S-Bahn für viele Berliner noch ein Stückchen Normalität. Doch wo auch heute noch jeden Tag tausende Menschen in der Hauptstadt unterwegs sind, treibt vor nicht einmal 100 Jahren ein Mörder sein Unwesen. Acht Morde, sechs Mordversuche und mehrere Dutzend als “Sittlichkeitsverbrechen” bezeichnete Vergewaltigungen gehen auf sein Konto. Die Polizei tappt lange im Dunkeln.

Denn in Nazi-Deutschland soll es keine Verbrecher geben und die Öffentlichkeit nichts von den schrecklichen Vorkommnissen rund um den Betriebsbahnhof Rummelsburg in Berlin-Lichtenberg im Jahr 1940 erfahren. Dass es diesen Verbrecher – der später als der „S-Bahn- Mörder“ bekannt werden soll – trotzdem gibt, wird verheimlicht. Heute ist es der größte Berliner Kriminalfall in der Zeit des Nationalsozialismus, der damals für Verzweiflung bei der Polizei und Angst und Schrecken in der Bevölkerung sorgt.

True Crime Berlin: Tatort S-Bahn

Gerda Kargoll ist im September, Elisabeth Bendorf im November 1940 nachts mit der S-Bahn zwischen Berlin und Erkner unterwegs. Es ist stockdunkel – die Nazis haben für die Kriegs-Nächte eine zusätzliche Verdunkelung befohlen. Da werden die beiden Frauen angegriffen und aus der fahrenden S-Bahn gestoßen. Damals konnte man die Türen auch während der Fahrt öffnen.


+++True Crime Berlin: Wie die Nazis Verbrechen vertuschten – und damit noch mehr schufen+++


Die beiden überleben die Angriffe und können den Täter später beschreiben. Eine Uniform soll er getragen haben. In der Zwischenzeit verübt der Angreifer im Oktober seinen ersten Mord. Doch wider seinem späteren Namen – der S-Bahn-Mörder – findet dieser nicht wie die anderen vielen Verbrechen auf der S-Bahnstrecke zwischen Berlin und Erkner statt.

Nur wenige hundert Meter weiter, in einer Laubenkolonie namens „Gutland II“ nahe dem Betriebsbahnhof Rummelsburg wird am 4. Oktober die 20-jährige Hausfrau und Mutter zweier Kleinkinder in ihrer Küche tot aufgefunden – Gerda Ditter wurde erstochen.

Zeichnung der Gartenlaube, in der Gerda Ditter – das erste Mordopfer des S-Bahn-Mörders – erstochen gefunden wurde. Foto: Nachzeichnung des originalen Tatortfotos der Berliner Polizei/Landesarchiv Berlin, Aktenzeichen A.Pr.Br.Rep.030-03 Nr.1790

Schon länger fürchten sich die Menschen in dieser Gegend – besonders wenn es dunkel ist. Denn schon seit 1936 kommt es hier immer wieder zu Überfällen und Vergewaltigungen. Ein Mord aber ist neu – und es soll nur der Beginn einer schrecklichen Mordserie in der Gegend werden.

Die Fälle häufen sich

Im letzten Monat des Jahres 1940 schlägt der gesuchte Mann gleich mehrmals zu. In der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember wird erst um kurz vor Mitternacht die 26-jährige Krankenschwester Elfriede Franke „zwischen den Bahngleisen der Stationen Karlshorst und Betriebsbahnhof Rummelsburg mit schweren Schädelverletzungen tot aufgefunden.” So steht es in der finalen Polizeiakte des S-Bahn-Mörders – nur kennt man zu diesem Zeitpunkt seinen Namen noch fast ein ganzes Jahr lang nicht.

Der Fundort von Irmgard Freese in der damaligen Prinz-Heinrich-Straße – heute Wandlitzstraße in Karlshorst. Foto: BL Collage/Nachzeichnung des originalen Tatortfotos der Berliner Polizei/Landesarchiv Berlin, Aktenzeichen A.Pr.Br.Rep.030-03 Nr.1790

Nur eine Stunde später und wenige Meter weiter der zweite Angriff in dieser Nacht. Die gerade einmal 19 Jahre alte Irmgard Freese wird am Zaun in der Prinz-Heinrich-Straße direkt neben den S-Bahn Gleisen schwer verletzt gefunden. Sie ist auf dem Weg zu ihren Eltern, als sie mehrere Schläge auf den Kopf treffen. Die junge Frau verstirbt im Krankenhaus, „ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben“, schreibt die Berliner Kriminalpolizei damals in die Akte.

Die verantwortlichen Kommissare Lüdtke und Zach stehen unter Druck. Sind hier zwei Täter unterwegs – so nahe beieinander? Äußerst ungewöhnlich. Auch die Anzahl der Verbrechen in solch kurzer Zeit ist erstaunlich, zumal die Fälle sich immer wieder voneinander unterscheiden. Mal werden die Opfer gewürgt, mal vergewaltigt, mal mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen. Nur eins ist immer gleich: die Opfer sind Frauen.


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Hinweise auf den Täter gibt es zu diesem Zeitpunkt keine. Zwar bewachen Beamte seit dem 4. Dezember die Bahnhöfe und Züge der Strecke von Berlin nach Erkner. Doch der Erfolg bleibt aus. Die Berliner Kriminalpolizei steht vor einem großen Rätsel und greift darum zu einer besonders außergewöhnlichen und drastischen Maßnahme. Alle Einzelheiten zu den außergewöhnlichen Ermittlungen der Berliner Polizei liest du im zweiten Teil dieser BERLIN LIVE-Serie. Hier geht es zum Artikel.


Verwendete Quelle: Phoenix-Dokumentation ‚Tatort Berlin – Der S-Bahn-Mörder von Rummelsburg‘ (Film von Gabi Schlag und Benno Wenz)