Veröffentlicht inVerkehr

Zwei Monate A100 bis zum Treptower Park: Wie steht es um Berlins Chaos-Autobahn?

Die Eröffnung der A100 stellte Ostberlin vor ein großes Problem. Nun wurden mehrere Maßnahmen eingeführt. Doch wie gut helfen sie wirklich?

© IMAGO/Jochen Eckel

100 auf der Autobahn? So viel Sprit spart ein Tempolimit

Langsamer fahren, Sprit sparen - und damit Russland weniger unterstützen: Wie viel Einsparung bringt dabei ein Tempolimit auf der Autobahn? Ein Faktencheck.

Die Eröffnung des neuen Bauabschnitts der A100 in Treptow im Sommer sorgte in den anliegenden Stadtteilen Friedrichshain und Kreuzberg für Verkehrschaos. In den ersten Tagen kam es zu massiven Staus, insbesondere im Bereich rund um die Elsenbrücke, die aufgrund einer Baustelle zu einem Nadelöhr für den von der Autobahn kommenden Verkehr geworden ist.

Mitte September dann mehrere Krisenmeetings zwischen der Senatsverwaltung für Verkehr, der BVG, Radfahrer- und Fußgängervertretern, um neue Maßnahmen zur Entspannung der dortigen Lage zu entwickeln. Doch wie gut hat das geklappt?

Erste Erfolge durch Maßnahmenpaket

Autofahrer, Radler, Anwohner – seit der Eröffnung der A100 in Ostberlin leiden sie alle unter dem misslungenen Verkehrsplanung. Denn: Schon lange vor der Fertigstellung war klar, dass die Baustelle auf der Elsenbrücke, über die ein großer Teil des Verkehrs abfließen soll, nicht gleichzeitig mit der Autobahn fertig wird. Viele Politiker und Experten warnten deshalb schon vorher vor dem Chaos, dass dadurch entstehen könnte. Und so kam es, wie es vielerorts prognostiziert wurde.


Auch interessant: Tierisch teuer! So schnell wird der Besuch im Berliner Zoo zum Luxus-Erlebnis für Familien


Mitte September wurde dann ein Maßnahmenpaket geschnürt, dass für „schnelle“ Besserung sorgen sollte, erklärte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). Dazu gehörte eine Reduktion der Abbiegespuren, die auf die Brücke führen, eine Verlängerung der Busspur, damit die dortigen Linien der BVG am Stau vorbeikommen und eine Veränderung der Ampelschaltung. Zusätzlich sollten die Busspuren mit Protektionselementen versehen werden, damit Autofahrer sie nicht fälschlicherweise für sich beanspruchen, so der RBB.

„Der größte Verkehrskollaps der jüngeren Geschichte Berlins“

Etwa vier Wochen später heißt es seitens des Verkehrssenats und der BVG, dass die Maßnahmen zwar zu Verbesserungen geführt hätten, es allerdings immer noch Ausbaubedarf gibt. „Der Bereich rund um die Elsenbrücke ist betrieblich noch herausfordernd. Auch die im Berufsverkehr verstopften Kreuzungsbereiche sind noch etwas schwierig“, so eine BVG-Sprecherin gegenüber BERLIN LIVE. Das zeige sich vor allem zu den Hauptverkehrszeiten. „Insgesamt haben sich die Verspätungen leicht reduziert, bleiben aber für die Fahrgäste spürbar.“ Laut dem Verkehrssenat ist die Situation „nach Schulnoten als ‚befriedigend‘ zu bewerten.“ Luft nach oben gibt es für die A100 also noch.

Ähnlich sieht das auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Antje Kapek. Sie sieht vor allem für Fußgänger und Radfahrer weiterhin „lebensgefährliche“ Knackpunkte in Kreuzberg und Treptow. „Wie bei einem Waschbecken mit verstopftem Abfluss läuft der Verkehr aktuell in alle Richtungen über.“ Mit der Autobahneröffnung ohne funktionierendes Verkehrskonzept habe „die CDU den größten Verkehrskollaps der jüngeren Geschichte Berlins verursacht.“


Mehr News aus Berlin:


Sie verweist auf eine sogenannte Pförtnerampelschaltung, die bereits im Planfeststellungsbeschluss für die A100-Verlängerung geplant wurde. Sie würde „Autos nur dann von der A100 auf die Elsenstraße fahren lassen, wenn sie dort auch abfahren können.“ Die Inbetriebnahme er Abfahrt hält sie deshalb für „bestenfalls fragwürdig“ und spricht sich deshalb weiterhin für eine vorübergehende Sperrung der Abfahrt aus, „bis die Elsenbrücke fertiggestellt ist.“

Anders sieht das der Verkehrssenat. Hier will man das Chaos durch den Umbau der Verkehrsführung auf der Elsenbrücke bezwingen. Ein Sprecher erklärt: „Es wird eine zweistreifige Verkehrsführung für Kfz in Richtung Friedrichshain angestrebt.“ Dafür sei man bereits mit verschiedenen Akteuren im Gespräch. Das bestätigt auch die BVG. Bis wann damit zu rechnen ist, lässt der Sprecher allerdings offen.