Ob in Bus, Straßen- oder U-Bahn: Seit Mitte Juli ertönt eine neue Durchsage in den gelben Fahrzeugen der BVG. „Damit sich alle Fahrgäste sicher fühlen, ist das Mitführen von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen in allen Bussen, Bahnen und Bahnhöfen verboten.“ Doch nicht nur das!
Auch an modernen Bushaltestellen mit Monitor leuchtet der Warnhinweis alle paar Sekunden auf. Wer am Gleise steht, auf die nächste Bahn wartet und dabei auf die Anzeigetafel blickt, kann diesen Hinweis auch hier lesen. Wie finden das die Berliner? Beschleicht sie ein mulmiges Gefühl oder fühlen sich dadurch hier sicherer? BERLIN LIVE hat bei den BVG-Fahrgästen vor dem Zoologischen Bahnhof nachgefragt.
Fahrgäste über Waffenverbots-Hinweise bei der BVG
Die meisten der Berlinerinnen und Berliner, die an diesem Tag an der Haltestelle auf ihren Bus warten, sind einer Meinung: Die neue Durchsage finden sie gut. Die meisten fühlen sich dadurch sicherer. Nur eine Frau sagt gegenüber unserer Reporterin: „Ich war erst verunsichert, weil ich dachte, das sollte ja eigentlich klar sein, dass man hier Waffen nicht mitnimmt.“
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Schaden tue es nicht, sagt sie weiter. „Vor allem in Berlin.“ Ein Mann hingegen zweifelt daran, ob das auch seinen Zeck erfüllt. „Die, die sie mitnehmen wollen, nehmen sie mit. Sie wissen, wo die Verbotszonen sind – umgehen diese und machen woanders Quatsch.“ Und auch eine ältere Dame pflichtet ihm bei. Schließlich könne man nicht nur mit den von der Polizei definierten Waffen Menschen verletzten. Eine andere Berlinerin hofft, dass es etwas bringt. Denn „jeder, der das Messer zu Hause lässt, ist erstmal ein Gewinn.“
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Auf Nachfrage bei der BVG, warum sie diesen Hinweis so präsent ausspielen, äußerte sich das Unternehmen nicht und verwies lediglich auf die Informationsseite der Berliner Polizei.
Gewaltexpertin sieht das Ganze kritisch
Janine Neuhaus von der HWR Berlin sagt mit besonderem Blick auf Kinder und Jugendliche: „Ich finde die aktuellen Ansagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln – man dürfe hier keine Messer tragen – höchst problematisch, weil es die Aufmerksamkeit darauf lenkt. Das heißt, es schafft einen Anreiz – es bleibt kognitiv im Gehirn hängen.“
„Wenn ich sowieso schon schlecht drauf, gereizt oder wütend bin, dann werde ich auch noch ständig mit diesem Messerverbot konfrontiert. Ich fürchte, das könnte kontraproduktive Ergebnisse erzielen. Dass es eher präsent wird und dadurch einen besonderen Reiz gewinnt.“