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BVG: Pöbelei und böse Blicke – das müssen Berliner Tram-Fahrer fast täglich über sich ergehen lassen

Die Fahrer der BVG bringen jeden Tag tausende Berliner sicher von A nach B. Dennoch sind sie immer wieder Beleidigungen ausgesetzt.

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© IMAGO/Sabine Gudath

BVG: Mit den Berliner Öffis durch den Großstadt-Dschungel

Egal ob mit U-Bahn, Bus oder Tram – die Berliner Verkehrsbetriebe bringen jährlich über 700 Millionen Fahrgäste an ihr Ziel.Dafür muss man ganz schön gut vernetzt sein.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, in die Shopping-Mall oder zum Arzt – in Berlin alles kein Problem: Beinahe im Minutentakt fahren U-Bahn, Bus und Tram von A nach B.

Souverän und sicher bringen uns die Angestellten der BVG täglich ans Ziel. Das sehen einige Fahrgäste inzwischen sogar als Selbstverständlichkeit an. Statt einen Dank auszusprechen, wird lieber über Verspätungen gemeckert – und das ist noch längst nicht alles…

BVG: Reaktionen der Fahrgäste arten manchmal aus

BERLIN LIVE war einen Tag lang mit Tram-Fahrerin Anett Schemkowski unterwegs. Was bereits nach kurzer Zeit deutlich wurde: Der ohnehin schon stressige und verantwortungsvolle Arbeitsalltag wird durch viele Fahrgäste nicht gerade erleichtert – im Gegenteil.

„Ich habe manchmal auch schon richtige Beleidigungen abbekommen. Leider auch frauenfeindliche und rassistische Beleidigungen“, gibt Schemkowski ehrlich zu. Diese unschönen Begegnungen regen sie sehr auf, wie sie zugibt. Dann müsse sie sich erstmal beruhigen.

BVG: „Wir lassen niemanden absichtlich stehen!“

„Was manche Fahrgäste nicht verstehen: Wir lassen niemanden absichtlich an der Haltestelle stehen“, stellt die Straßenbahnfahrerin klar. Aber irgendwo muss ja auch der Zeitplan eingehalten werden. Dank der Taktung würde es allerdings nicht lange dauern, bis die nächste Bahn anrollt.

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Anett Schemkowski lenkt die Tram der BVG durch den Berliner Osten. Credit: Berlin Live

„Es gibt aber auch welche, die auf die Uhr zeigen, wenn man verspätet eintrifft. Aber die kennen ja gar nicht den Grund, wieso ich verspätet bin“, sagt Schemkowski. Mal ist es ein Müllauto, das den Weg versperrt oder ein Fahrgast mit Rollstuhl benötigt mehr Zeit beim Ein- und Aussteigen.

BVG: Verspätung darf einen nicht stressen

Als Frau am Steuer erhält Schemkowski hin und wieder aber noch eine ganz andere Reaktion. „Manchmal kommt dann auch ein Daumen hoch, wenn sie sehen, dass eine Frau fährt – da wird dann quasi Respekt gezollt“, verrät die Tram-Fahrerin.

In Sachen Verspätung macht sich die gebürtige Berlinerin aber keinen Kopf: „Das darf einen nicht stressen. Dann macht man sich selbst so einen Druck, um pünktlich zu sein, dass man einiges auf der Strecke übersieht oder nicht angemessen fährt – das wollen wir ja nicht.“ Erst nach acht Minuten auf der Uhr frage auch die Einsatzleitung nach, ob denn alles in Ordnung sei.

BVG: Tram-Fahrerin nimmt es mit Humor

Wenn es mit der Tram dann mal gar nicht weitergehen sollte, können die Fahrgäste schon mal ungeduldig werden. „Dann werde ich manchmal gefragt: ‚Wann geht’s weiter?‘ Oder: ‚Der Zug dahinter kommt auch nicht durch, oder?‘ Dann antworte ich auch mal: ‚Na klar, ich kann noch schnell Gleise drumherum verlegen, damit der hintere Zug vorbeikommen kann.‘ Das nimmt dann etwas die Anspannung aus der Situation“, witzelt Schemkowski.


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Um selbst die Nerven nicht zu verlieren, hat die leidenschaftliche Tram-Fahrerin nur einen Tipp: „Einfach ruhig bleiben und sich nicht stressen lassen!“ Wohl leichter gesagt als getan. Genauso dürfe man sich auch die beleidigenden Aussagen mancher Fahrgäste nicht zu Herzen nehmen. „Es ist nicht immer einfach, aber der Job macht riesigen Spaß“, schwärmt sie.

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