Anfang Juni eröffnete Tim Raue das Sphere im Berliner Fernsehturm. Das höchste Restaurant Berlins sollte damit fortan für Spitzenküche stehen. Doch nicht Austern oder gar Kaviar stehen hier auf dem Menü, sondern Gerichte, die eine Berliner und Brandenburger Note tragen – ein Bruch mit Raues sonst eher asiatisch angehauchter Küche.
Doch seit der Eröffnung lief dort nicht alles rund. Zunächst gab es Probleme beim Kassensystem, nun kommen viele negative Online-Rezensionen dazu. Was ist da los?
Restaurant im Berliner Fernsehturm landet im Fokus
Zugegeben, es gibt viele Fünf-Sterne-Bewertungen für Tim Raues neustes Restaurant in Berlin. Doch auch an Ein- bis Zwei-Sterne-Bewertungen mangelt es nicht. „Es gibt Kantinen, in denen ich schon besser gegessen habe“, heißt es da zum Beispiel. Oder auch: „Unser Besuch war eine absolute Enttäuschung. Wir waren sicher das erste und letzte Mal hier essen.“
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Im Fokus der Kritik stehen dabei mehrere Punkte. Los geht das bei der Qualität der Gerichte. Besonders das Schnitzel und die Königsberger Klopse enttäuschen hier regelmäßig. Die Bewertungen reichen von „knüppelhart“ bis hin zu „zäh wie eine Schuhsohle.“ Doch auch die Wartezeiten zwischen den Gängen sollen weit über das vertretbare Maß hinausgehen. Zwischen 30 und 40 Minuten werden hier häufig fällig.
Auch in puncto Tischreservierung gäbe es laut den Gästen Probleme. Einerseits müsse man trotz einer Reservierung teilweise bis zu einer halben Stunde warten, andererseits hätte man obendrauf keinerlei Mitspracherecht, wo man letzten Endes hingesetzt würde. Ein Gast schreibt: „Wir wurden zu zweit an einem Vierertisch auf der Innenseite platziert und auf unsere Bitte nach einem der zahlreichen freien Zweiertische direkt am Fenster, wurde mit der Begründung ’sind alle vergeben‘ abgelehnt.“
Genervt resümiert der Gast: „Für wen, wenn man sie nicht zielgerichtet reservieren kann?“ Für viele Besucher ist deshalb klar: Die tolle Aussicht könne den hohen Preis, die langen Wartezeiten und das Essen nicht wettmachen. Einen zweiten Besuch schließen viele deshalb aus.
„Unser Anspruch ist ein besonderes Erlebnis“
Ein Feedback, über das sich das Restaurant im Berliner Fernsehturm alles andere als freuen dürfte. Doch was sagt man dort zu den Vorwürfen? Auf Anfrage von BERLIN LIVE erklärt ein Sprecher: „Selbstverständlich nehmen wir das negative Feedback unserer Gäste sehr ernst und reagieren auf jede Kritik direkt und persönlich.“ Ganz gleich, ob der Tadel online eingeht oder beim Besuch selbst. Die Häufung der negativen Kommentare aus dem Juli begründet er mit einem technischen Fehler.
„Aktuell scheint Google mit einiger Verzögerung Bewertungen ‚freizuschalten‘, darauf haben wir leider keinen Einfluss.“ Denn eigentlich stammen viele der negativen Kommentare aus der „Zeit kurz nach der Eröffnung“, so der Sprecher weiter. Seither habe man bereits „einen Großteil der angesprochenen Punkte – etwa zum Timing zwischen den Gängen – analysiert und kontinuierlich verbessert.“
Dies seien übliche Probleme gewesen, die im Rahmen einer Neueröffnung anfallen können. „Unser Anspruch ist es, all unseren Gästen ein besonderes Erlebnis zu bieten – und wir arbeiten täglich daran, diesem Anspruch gerecht zu werden.“
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Ist das eine wirkliche Alternative?
Dass der Geschmack des Essens von manchen Gästen als „schlecht bis mittelmäßig“ eingestuft wird, bedauert der Sprecher des Restaurants in Berlin. Doch das habe auch seine Gründe. „Es gibt auf dem Fernsehturm einen besonders strikten Brandschutz. Frittieren oder Braten ist hier schlicht nicht möglich. Auch ist die Küche mit nur 40 Quadratmetern sehr klein für bis zu 800 Gäste täglich.“
Vor diesem Hintergrund musste man bei der Zubereitung einiger Speisen Umwege gehen. „Sie können davon ausgehen, dass wir alle Möglichkeiten optimal nutzen. Aber natürlich gilt bei jedem Essen: Geschmäcker sind verschieden. Die einen lieben die Klopse nach Art von Tim Raue und andere wollen ihre Kapern in der Sauce, manche lieben Klopse fluffig, andere eben fester.“
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Auch den Sitzplatz-Problemen kontert der Sprecher. Dass Kunden trotz freier Tische an den Innenring gesetzt werden, passiere nicht von ungefähr. „Das System vergibt bei der Buchung die Tische automatisch und folgt einem klaren Muster, das helfen soll, die Auslastung rundum gleichmäßig zu gestalten.“ Dabei würden die Fenstertische zuerst besetzt. „Aber eben automatisch – ohne Möglichkeit hier einzugreifen und sich etwas zu wünschen.“ Sollten Plätze also frei sein, dann heiße das nicht, dass sie auch frei bleiben, so der Sprecher. Stattdessen werden sie wahrscheinlich in den nächsten 30 bis 60 Minuten belegt.
Dennoch will der Sprecher den Gästen auch Mut machen: „Wer doch ganz nah an die Scheibe herantreten möchte, kann jederzeit auch eine Etage tiefer auf die Aussichtsplattform gehen und dort direkt an den Fenstern vorbei eine Runde drehen.“ Die Kritik wird von Raue und seinem Team also ernst genommen – doch auf manche Umstände scheint das Restaurant schlicht keinen Einfluss zu haben. Ob das Sphere langfristig zu einem kulinarischen Höhepunkt in luftiger Höhe wird, bleibt abzuwarten – doch zumindest zeigt sich das Team bemüht, aus den Startschwierigkeiten zu lernen.