Am 5. Oktober öffnet das Buchstabenmuseum zum letzten Mal – damit geht buchstäblich ein Stück Berliner Geschichte zu Ende. Denn es gibt wohl kaum einen anderen Ort in der Hauptstadt, an dem man so viele bunte Ausstellungsstücke des alltäglichen Lebens sehen konnte wie hier. Nun ist hier nach 20 Jahren Schluss.
In der Sammlung des Museums befinden sich unter anderem der Original-Schriftzug des Flughafens Berlin Schönefeld, die „Wintergarten“-Buchstaben aus der Potsdamer Straße sowie die Zierfische vom Frankfurter Tor. Im Gespräch mit BERLIN LIVE zeigte sich die Gründerin und Leiterin des Museums, Barbara Dechant, enttäuscht darüber, dass die Hauptstadt so wenig Interesse am Erhalt des privaten Museums zeigt.
Das Berliner Buchstabenmuseum muss nach 20 Jahren schließen
Es sei zwar schön zu wissen, wie viele Menschen es bedauern würden, dass das Museum schließen müsse, aber für Barbara Dechant und ihre Kollegen führte einfach kein Weg an der Schließung vorbei. Es war „einfach nicht mehr zu bewältigen“, so Dechant.
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„Es war so ein hohes finanzielles Risiko“, erklärt die Museumsgründerin. „Wenn man keinen langfristigen finanziellen Plan aufstellen kann, weil Förderungen immer nur projektbezogen sind – und alle vier Anträge, die wir in diesem Jahr gestellt haben, abgelehnt wurden –, ist das für ein ehrenamtlich geführtes Museum natürlich tragisch und auf Dauer einfach nicht mehr machbar.“
„Was am Ende bleibt, ist eine laute, dreckige Stadt“
Auf die Frage, wie sehr es sie schmerzen würden, dass das Berliner Museum nun nach 20 Jahren schließen müssen, antwortete sie BERLIN LIVE: „Also mich schmerzt ehrlich gesagt mehr, dass es für uns so gesehen nie eine Förderung gab oder eine Unterstützung von der Stadt oder von der Politik.“
„Ich finde es tragisch, dass die Politik – die Stadt – wer auch immer – nicht erkennt, dass genau solche Orte Berlin zu dem machen, was es ist“, so Barbara Dechant. „Wenn all diese kleinen Projekte – genauso wie Clubs oder kleine Theater –, die halt wirklich sehr außergewöhnlich und mit Liebe gepflegt und betrieben werden, verschwinden, an den Stadtrand gedrängt werden oder keine geeigneten Spielstätten mehr finden, dann wird Berlin, wie ich finde, wirklich austauschbar. Was am Ende bleibt, ist eine laute, dreckige Stadt.“
„Es ist unser großes Ziel, die Sammlung nicht zu zerschlagen oder zu veräußern“
Aktuell weiß das Berliner Museum auch noch nicht, wie es mit der Buchstabenkollektion weitergeht – zumal einige Exponate zuletzt sogar als Berliner Kulturgut anerkannt wurden. „Es ist unser großes Ziel, die Sammlung nicht zu zerschlagen oder zu veräußern“, sagt Dechant zu BERLIN LIVE. „Es gibt ganz viele Leute, die einfach glauben, man könnte da jetzt ein Exponat kaufen.“
Stattdessen überlegt man wohl die Anzahl der Exponate zu reduzieren: „Das macht ja auch Sinn, mal zu gucken, was dann tatsächlich überbleibt. Aber wir versuchen, diese Sammlung zu bewahren – schließlich sind wir ein gemeinnütziger Verein“, erklärt die Gründerin und Leiterin des Museums.
Damit die Übergangsphase problemlos überstanden werden kann, braucht es allerdings Geld. Aus diesem Grund freut man sich über jeden Besucher, der in den nächsten Wochen noch das Berliner Buchstabenmuseum besuchen möchte.
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„Wir müssen ja auch noch bis Ende des Jahres Miete zahlen, denn obwohl das Museum schließt, heißt das nicht, dass sofort alles leergeräumt und abgewickelt ist. Deshalb brauchen wir dringend weiterhin finanzielle Unterstützung. Wir sind also auf unsere Besucherinnen und Besucher angewiesen und freuen uns sehr, wenn sie alle noch kommen.“
Die letzte Ausstellung „Final Sale – vom Kaufhaus ins Museum“ mit 3.500 Buchstaben läuft bis zum 5. Oktober und thematisiert das Verschwinden großer Warenhausketten wie Horten, Neckermann und Quelle. Das Berliner Buchstabenmuseum hat noch bis zum 5. Oktober geöffnet – jeweils donnerstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet regulär 12 Euro, ermäßigt 6,50 Euro.




