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Freibad-Chaos in Berlin-Kreuzberg: Hier kommen selbst Hartgesottene an ihre Grenzen

Wer das Freibad in Berlin-Kreuzberg besuchen will, muss schon immer Geduld haben. Doch es wird immer härter. Ein Erfahrungsbericht.

© IMAGO/Jürgen Held

Schwere Ausschreitungen in Berliner Freibädern sind keine Seltenheit mehr

Am Sonntag kam es im Prinzenbad in Kreuzberg zu einer Schlägerei zwischen einem 20-Jährigen und einem 17-Jährigen. Am gleichen Tag wurde das Columbiabad in Neukölln geräumt. Vor zwei Wochen kam es zu Prügeleien im Sommerbad Pankow. Nicht erst seit diesem Jahr kochen die Emotionen in Berlins Freibädern immer wieder hoch.

Der Sommer ist in Berlin angekommen und viele Menschen strömen in die Freibäder dieser Stadt. Eine davon bin ich – mein Stammfreibad ist das Sommerbad in Berlin-Kreuzberg. Bereits seit Jahren verbringe ich hier die warmen Sommertage in der Stadt. Die langen Schlangen vor dem Eingang und am Kiosk bin ich mehr als gewohnt.

Doch was ich in diesem erst kurzen Sommer bereits erlebt habe, ist doch auch für das Freibad in Berlin-Kreuzberg außergewöhnlich. Es folgt ein Erfahrungsbericht.

Freibad in Berlin: Totales Chaos am Eingang

Es fing am Eingang an. Der Samstag (14. Juni) war der erste heiße Tag des Jahres – dass es an diesem Tag sehr voll werden würde, war klar. Doch ein solches Chaos am Eingang hab ich noch nie erlebt. Unzählige Menschen standen vor dem Tor zum Freibad an. Von klaren Schlangen war nichts zu sehen. Immer wieder drängeln Menschen sich vor. Denn viele hatten das Gefühl, nicht hinten anstehen zu müssen.


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Wer Urbansports- oder Wellhub-Mitglied ist, geht für gewöhnlich links durchs Tor und bekommt sein Ticket an dem kleinen Schalter. Und auch wer ein Online-Ticket hat, kann eigentlich links vorbei. Doch an diesem Tag gab es kein links oder rechts. Niemand wusste, wo er oder sie sich anstellen sollte – am wenigsten aber die Securitys. Fragte man sie, sagten sie, sie wüssten es nicht.

Plötzlich tauchte ein kleiner Junge auf, der seine Eltern verloren hatte. Weil am Tor nur zwei Securitys für Ordnung sorgen sollten, wurde der Einlass kurzzeitig gestoppt. Die Menschen drängelten, die Stimmung drohte zu kippen. Irgendwann fand sich der Vater des Sohnes – in der Zwischenzeit wurden mehrere Diskussionen wegen fehlender Ausweise geführt. Taschen wurden an diesem Tag keine kontrolliert.

Es kam noch dicker

Trotz Wellhub-Ticket und gezogenem Ausweis dauert das Reinkommen für mich an diesem Tag über eine halbe Stunde. Das war jedoch nichts im Vergleich mit der Wartezeit, die mich noch am Kiosk erwartete.

Einmal Pommes rot-weiß kostet in diesem Jahr 4 Euro im Freibad in Berlin-Kreuzberg.
Einmal Pommes rot-weiß kostet in diesem Jahr 4 Euro im Freibad in Berlin-Kreuzberg. Credit: Sarah Fernandez/BERLIN LIVE

An diesem Sommertag waren von den üblichen vier Verkaufsfenstern gerade einmal zwei geöffnet. Und das bekamen die Menschen in den Schlangen zu spüren. Vorne in der Schlange fingen Badegäste an, sich zu streiten, immer wieder hörte man Kinder weinen. Menschen versuchten sich vorzudrängeln und Wartende in der Schlange ganz vorne zu bestechen. Die Stimmung war nicht gut – die meisten Wartenden deutlich genervt.


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Eine Stunde und 40 Minuten und zwei Abkühlungspausen im Wasser, während meine Begleitung in der Schlange die Stellung hielt, später halte ich endlich meine Pommes rot-weiß in den Händen. Für Freibadpommes würde ich viel geben, schließlich gehören sie meiner Meinung einfach dazu. Bei meinem nächsten Besuch aber habe ich mich gar nicht erst angestellt. Denn ich finde, dass das schon eine Zumutung ist. Wenn es hier an den Wochenenden so übervoll ist, muss der Besuch für mich ohne Pommes stattfinden. Schade finde ich das allemal.