Der Berliner Zoo ist eine der beliebtesten Attraktionen der Hauptstadt. Tausende Gäste strömen täglich durch das große, asiatisch angehauchte Elefantentor, um dahinter Zoo-VIPs wie die Panda-Zwillinge Leni und Lotti oder auch Mini-Hippo Toni zu besuchen.
Im konzeptionellen Fokus stehen dabei Artenschutz und die Aufklärung über bedrohte Tierarten. Doch das war nicht immer so. Darauf macht der Zoo anlässlich seines 181. Geburtstag am 1. August aufmerksam.
Berliner Zoo spricht über dunkle Vergangenheit
Der Berliner Zoo eröffnete 1844 – und war damit der erste Zoo in ganz Deutschland. Zu den ersten Bewohnern gehörten damals Löwen, Tiger, Affen aber auch verschiedene Reptilien. Doch später gesellten sich auch andere dazu. Ab 1871 wurden vor Ort nämlich nicht nur Tiere ausgestellt, sondern auch Menschen im Rahmen von sogenannten Völkerschauen.
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Ein Umstand, der vielen Berlinern auch heute noch den Atem rauben dürfte. Lange Zeit versuchte der Berliner Zoo deshalb, dieses dunkle Kapitel zu vergessen. Doch seit 2016 widmet sich die Einrichtung dem Thema in einer Dauerausstellung im Antilopenhaus, die von Historiker Clemens Maier-Wolthausen kuratiert wurde.
Menschenschauen waren Normalität
Auch anlässlich des diesjährigen Geburtstags lässt der Berliner Zoo die Zeit nicht aus: Auf Instagram postete die Einrichtung in ihrer Story einen Rückblick über die vielfältige Geschichte des Tierparks. Angefangen bei der Eröffnung 1844 über die Einweihung des Aquariums 1913 geht es dabei auch um die Völkerschauen, die einmal traurige Normalität waren.

Dabei wurden laut der „Märkischen Allgemeine“ Bewohner unterschiedlicher Kontinente unter fragwürdigen Bedingungen „ausgestellt“. Menschen aus Afrika sollten dabei zum Beispiel Kriegsszenen nachspielen, Menschen aus Alaska mussten dagegen Robben fangen. Auch Menschen aus Indien wurde stereotypisch auf ein Podest gestellt und sollten für Unterhaltung sorgen. Dazu gehörten zum Beispiel Seiltänzer, Schlangenbeschwörer oder Elefantenbändiger, so der „Tagesspiegel“.
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Das sorgte auch damals schon für einen Aufschrei innerhalb der Community. So schrieb der Verein der Inder in Zentral-Europa 1926 einen offenen Brief an die Reichskanzlei, in dem er die Praktik stark kritisierte. So würde der Anschein erweckt, „das ganze indische Volk befinde sich auf dem Niveau von Tieren.“ Doch die Art der Ausstellung endete nicht, im Gegenteil. Bis 1952 fanden insgesamt 25 Völkerschauen statt. Schluss war erst nachdem sich das gesellschaftliche Bewusstsein für Rassismus und Diskriminierung nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte. Gleichzeitig wurde das Besucher-Bedürfnis nach „der Fremde“ durch das Aufkommen von Massentourismus gestillt.
Heute gehört der Berliner Zoo zu den beliebtesten Ausflugszielen der Stadt – und setzt längst nicht mehr auf menschenverachtende Praktiken, sondern auf Transparenz, Aufklärung und Artenschutz. Dass er sich dabei auch seiner eigenen Geschichte stellt, ist ein wichtiger Schritt – und zeigt: Verantwortung gilt inzwischen nicht nur den tierischen Bewohnern.