Eingeschweißte „Tatort“-Fans müssen am Sonntagabend (4. Mai) ganz stark sein: In dieser Woche wird es keine „Tatort“-Folge geben! Stattdessen strahlt das ARD zur Primetime um 20.15 Uhr eine neue Folge „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg aus. In der Folge „Widerfahrnis“ ermittelt Hauptkommissarin Doreen Brasch in ihrem 20. Fall – und der hat es in sich!
Kommissarin Doreen Brasch wird zu einem Verkehrsunfall auf einer Bundesstraße gerufen. Ein Auto hat nachts auf regennasser Straße mitten im Wald eine Frau erfasst. Der Fahrer ist flüchtig, das Opfer wird lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Für Braschs Vorgesetzten, Kriminalrat Uwe Lemp, ist der Fall schnell klar: Er glaubt, dass es sich um einen Unfall oder einen Suizid handelt, der nicht in seinem Handlungsgebiet liegt. „Lassen Sie’s ruhen. Lassen Sie los“, fordert er von Brasch. Doch der Instinkt der erfahrenen Ermittlerin sagt etwas ganz Anderes, sie glaubt an einen Mordanschlag.
ARD ändert das Sonntagabend-Programm
Eine Frau ohne Namen zieht ihre schönsten Sachen an, fährt mit ihrem alten Opel in ein Waldstück vor Magdeburg und wirft sich dort vor einen Mercedes. Nur eine Prostituierte, die in ihrem Wohnwagen Kundschaft empfängt, ist Zeugin. Eine wirkliche Hilfe ist sie jedoch nicht. Die Kommissarin fragt: „Haben Sie eine Liste von Ihren Kunden? Adressen? Telefonnummern?“ Die Prostituierte antwortet prompt: „Bin ich Polizei oder Hure?“
+++ Nach dem „Tatort“ aus München gibt es keinen Zweifel mehr – ARD erreicht die Nachricht +++
Doch Kommissarin Brasch lässt sich davon nicht unterkriegen. Sie weiß, dass etwas an diesem Autounfall nicht stimmt. Sie trifft auf die alleinerziehende Berna, bei der das Unfallopfer zuletzt gewohnt hat. Berna gibt der unbekannten Frau endlich einen Vornamen: Sarah. Später rückt der Magdeburger Stararchitekt René Tamm in Braschs Ermittlungsfokus. Fest steht: Sarah hat ihn gekannt, gestalkt sogar. Doch Tamm will die Frau, die offenbar traumatisiert, lebensmüde und innerlich tot ist, zunächst nicht kennen. Auch dessen Frau Emma gibt sich ahnungslos. Doch es gibt eine Verbindung zwischen allen – der Fall nimmt eine tragische Wendung!
ARD: Sentimentalität statt Spannung pur
Ursprünglich sollte die Episode bereits im Februar ausgestrahlt werden. Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt entschied sich der MDR jedoch völlig verständlich für eine Verschiebung. Der Grund wird beim Anschauen schnell klar: Der Film erzählt ein schwermütiges, bedrückendes Drama, das sich um ein schwer verletztes Unfallopfer dreht, dessen tragische Lebensgeschichte sich erst nach und nach enthüllt. Leichte Kost sieht jedenfalls anders aus.
Die Folge schafft, was in vielen Krimis oft zu kurz kommt: eine intensive Auseinandersetzung mit der Protagonistin. Im Vordergrund steht einzig und allein das Schicksal des Unfallopfers Sarah. In Rückblenden wird ihre Geschichte behutsam Stück für Stück erzählt. Es dauert rund eine Stunde, bis man Sarah zum ersten Mal sprechen hört – ein Wagnis, das aber auf viel Zuspruch trifft. „Widerfahrnis“ ist alles andere als reißerisch und von einer actionreichen Verfolgungsjagd ist auch keine Spur. Dieser Sonntagskrimi ist eine leise Zeitreise auf zwei Zeitebenen.
„Polizeiruf 110“ flimmert am Sonntagabend zur Primetime um 20.15 Uhr mit der Folge „Widerfahrnis“ über die ARD-Bildschirme und ersetzt damit ausnahmsweise den „Tatort“.