Es sind schwere Vorwürfe, die sich Edeka anhören muss! Der Händler, der mit dem Slogan „Wir lieben Lebensmittel“ wirbt, ist ins Visier der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“ geraten – wegen Hühnerfleisch-Produkte der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“.
In Hühnerbrustfilets der besagten Marke (Haltungsform 2) habe die Stiftung nach eigenen Angaben Spuren von Muskelverfettung nachgewiesen – ein Anzeichen auf „systematische Tierquälerei“, so Kampagnenleiterin Irina Fronescu. Unsere Redaktion hat Edeka mit den Vorwürfen konfrontiert.
Heftige Kritik an Hühnerfleisch bei Edeka
Muskelverfettung im Fleisch – auch als „White Striping“ bekannt – erkennt man meist an weißen Fettstreifen, die parallel zu den Muskelfasern verlaufen. Dies deutet laut der Albert-Schweitzer-Stiftung nicht nur auf Tierquälerei hin, sondern mache das Fleisch auch „qualitativ minderwertiger als Fleisch aus tierschutzfreundlicheren Zuchtlinien“. Zudem könne entsprechend betroffenes Fleisch bis zu 224 Prozent mehr Fett und bis zu 9 Prozent weniger Protein enthalten, als es normalerweise der Fall sein sollte.
Die Stiftung wirft Edeka vor, das Vertrauen seiner Kunden zu missbrauchen. „Von allen großen Lebensmitteleinzelhändlern in Deutschland hat Edeka bisher am wenigsten für eine Erhöhung der Tierschutzstandards getan“, so der deftige Vorwurf. Man verweist in diesem Zusammenhang auf Aldi, Rewe oder Lidl, die sich verpflichtet haben, bei ihren Produkten die Vorgaben der europäischen Masthuhn-Initiative einzuhalten.
Und genau hier vermutet Edeka den springenden Punkt für die scharfe Kritik, wie aus ihrer Antwort gegenüber unserer Redaktion hervorgeht.
Edeka wehrt sich gegen Vorwürfe
Edeka weist die Vorwürfe der Albert-Schweitzer-Stiftung entschieden zurück, sieht sich „ohne sachlichen Grund einseitig“ beschuldigt. Schließlich sei Fleisch aus der Haltungsform 2 im deutschen Handel weit verbreitet. Edeka sieht in den Anschuldigungen der Stiftung eine „grundsätzliche Kritik“ an der „Initiative Tierwohl“ und ihrer fünfstelligen Haltungsform-Skala – man werde daher nur „stellvertretend angeprangert“.
Warum? Edeka hat da eine Ahnung: „Vermutlich, weil wir uns bisher aus fachlichen Erwägungen und aufgrund besserer Alternativen nicht der Europäischen Masthuhn-Initiative angeschlossen haben, die von der Stiftung propagiert wird.“
Edeka weist in seiner Antwort gegenüber unserer Redaktion darauf hin, dass man das Geflügel-Angebot in den Haltungsformen 3, 4 und 5 seit Jahren ausbaue und dafür mit mehreren Bio-Verbänden kooperiere. Ab 2030 soll sogar nur noch Fleisch aus diesen drei höchsten Haltungsformen angeboten werden.
„Es ist eher kontraproduktiv, von uns in dieser plakativen Weise etwas einzufordern, was wir sowieso seit Jahren selbst vorantreiben“, wehrt sich Edeka gegen die krassen Vorwürfe.