Vor einigen Wochen hat es Lidl den Konkurrenten von Aldi, Rewe & Co. gleichgetan und eine neue Regel eingeführt, die es so beim Discounter zuvor noch nicht gab: Die Plastiktüten für Obst und Gemüse gibt es fortan nicht mehr gratis – sondern nur noch gegen einen Aufpreis von 1 Cent.
Dieser Mini-Betrag soll die Aufmerksamkeit der Kunden dafür schärfen, wie viel Plastik sie tatsächlich im Alltag verwenden. Wer bedenkt, dass die Knotenbeutel aus der Obst- und Gemüseabteilung kostenpflichtig sind, wird womöglich trotz des geringen Preises weniger davon verwenden.
Wie sich nun herausstellt, schreckt der 1-Cent-Aufpreis tatsächlich einige Lidl-Kunden ab. Doch stattdessen kommen sie offenbar auf andere dumme Ideen, um sich den ein oder anderen Cent zu sparen…
Lidl verlangt 1-Cent-Gebühr
In den vergangenen Jahren, in denen Inflation und steigende Preise zum Alltag gehörten, haben es sich viele Kunden angewöhnt, jeden Euro beim Einkauf zweimal umzudrehen. Dass jedoch nun ausgerechnet eine 1-Cent-Gebühr für Plastik-Obstbeutel solche Reaktionen nach sich zieht, hätte Lidl wohl nicht erwartet.
Als der Lidl-Mitarbeiter und Influencer Edis Krkusic – auf TikTok bekannt als „der.filialleiter“ – Anfang März auf die neue Regel hinwies, erntete er sofort zahlreiche empörte Kommentare. Teilweise steigerten sich Lidl-Kunden derart in ihre Wut hinein, dass sie schon darüber spekulierten, ob man für den Einkauf im Discounter bald Eintritt bezahlen müsse. Andere dagegen versuchten, mit dem Verweis auf die Mini-Summe von 1 Cent die Wogen wieder zu glätten.
Doch es gibt auch die Lidl-Kunden, die versuchen, die neue Regel zu umgehen. Denn die Knotenbeutel aus Plastik sind schließlich nicht die einzigen Verpackungsmöglichkeiten, die es in einer Lidl-Filiale gibt.
Kunden wollen Lidl austricksen
Die Plastik-Obsttüte kostet 1 Cent? Egal – dann greift man eben zu den kostenlosen Papiertüten in der Backabteilung, um seine Einkäufe zu verstauen! Diesen Plan verkündet nicht nur einige stolze Nutzer in den TikTok-Kommentaren unter dem Video von Krkusic – viele setzen ihn auch tatsächlich um. Zum Ärger der Mitarbeiter natürlich.
Die „tz“ zitiert einen fassungslosen Lidl-Angestellten, der sich im Netz darüber echauffierte. „Selbst wenn man jeden Tag eine Obsttüte kaufen würde, auch sonntags, dann käme man auf 3,65 Euro pro Jahr, die man mehr bezahlen würde“, rechnet er vor. „Leute, ihr spart an den falschen Stellen, echt“. Doch auch er erntete größtenteils wütendes Feedback von Lidl-Kunden, die in der Tütengebühr nur Beweise für geldgeile Konzerne oder gar eine große Verschwörung von „ganz oben“ sehen wollen.
Und was sagen die Experten? Katharina Istel, Referentin für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), kann gar nicht erst verstehen, warum man auf Plastik-Obstbeutel Gebühren erhebt – aber Papiertüten im Backshop kostenlos lässt: „Bei einer Papiertüte würde man kein Geld nehmen. Bei einer Plastiktüte geht es, weil Kunststoff einen schlechteren Ruf hat“, so die Expertin – die auch darauf hinweist, dass die Backtüten mit ihrem Kunststoff-Sichtfenster ebenfalls zu knapp 30 Prozent aus Plastik bestehen.