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Mallorca: Einheimische auf 180 – „Wir leben schlechter, damit es Euch besser geht“

Mallorca platzt aus allen Nähten! Die Einheimischen haben genug und wollen ein Zeichen gegen den Massentourismus setzen. Das sagen sie!

© IMAGO/Chris Emil Janßen

Mallorca hat die Touristen satt. Protest gegen Massentourismus an der Playa de Palma

Kaum ein Ort kann so viel Tourismus vorweisen wie Mallorca. Gerade Deutsche sehen Mallorca häufig als Erweiterung Deutschlands. Die Mallorquiner sehen das möglicherweise etwas anders.

Für Millionen Urlauber ist Mallorca der Sehnsuchtsort schlechthin – doch für viele, die hier leben, fühlt sich der Alltag längst nicht mehr paradiesisch an. Denn für immer mehr Menschen, die auf der Insel leben, wird der Alltag zunehmend zur Belastung. Der Massentourismus hat Folgen – für Umwelt, Wohnraum und Lebensqualität.

Am Sonntagabend (15. Juni) hat sich dieser Frust in einem Protest entladen, bei dem tausende Menschen durch Palmas Innenstadt zogen, um ein Zeichen zu setzen. Unsere Redaktion war vor Ort und hat mit Demonstrierenden gesprochen und einige Stimmen eingefangen. Die Antworten überraschen.

Mallorca: Tausende demonstrieren gegen den Massentourismus

Bereits gegen 18 Uhr füllte sich die zentrale Plaça d’Espanya mit Menschen – viele trugen Plakate, T-Shirts mit klaren Botschaften oder trommelten lautstark. Von dort aus zog der Protestzug durch die engen Straßen der Altstadt in Richtung Paseo del Born, begleitet von Sprechchören und rhythmischem Applaus. Zwei junge Mallorquinerinnen sprechen mit uns am Rande der Demonstration. Ihr Anliegen ist differenziert – und emotional.

+++ Mehr lesen: Proteste auf Mallorca: Einheimische werden deutlich – „Es reicht“ +++

„Wir glauben nicht, dass der Tourismus schlecht ist“, sagt eine von ihnen. „Wir wollen aber einen nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Tourismus. Wir wollen nicht, dass so viele Menschen hierherkommen, um die Insel zu missbrauchen.“ Und auch eine weitere Demonstrantin äußert ihren Frust: „Wir können nicht mal vor die Tür gehen und einen kurzen Spaziergang machen, weil es einfach überfüllt ist.“

Das fordern die Mallorquiner von den Urlaubern

Die beiden Frauen betonen: Mallorca lebt vom Tourismus – und das sei ihnen bewusst. „Letztendlich lebt die Insel vom Tourismus und das können wir nicht einfach ändern. Aber es muss Regeln geben.“ Ihre Forderungen sind klar: Begrenzung von Mietwagen, ein Stopp der Umwandlung von Wohnraum in Ferienunterkünfte – und mehr Rechte für die Inselbevölkerung.

„Wir wollen, dass wir als Mallorquiner priorisiert werden. Der Wohnraum ist einfach sehr teuer geworden. Unser Lebensstandard sinkt einfach durch die Touristen. Das ist unfair. Wir leben schlechter, damit es Euch, den Touristen, besser geht.“

Die Kritik der Protestierenden richtet sich demnach nicht gegen Urlauber persönlich – sondern gegen ein aus dem Ruder gelaufenes System. Immer mehr Wohnungen werden als Ferienunterkünfte vermietet, die Mietpreise steigen – einheimische Familien finden kaum noch bezahlbaren Wohnraum. „Unser Frust richtet sich nicht konkret gegen die Touristen, sondern vielmehr gegen die Regierung. Letztendlich ist die Politik dafür verantwortlich, dass es uns langfristig gesehen besser geht“, erzählt uns eine Demonstrantin.

Gleichzeitig werden die Straßen von Mietwagen überfüllt, Strände sind im Hochsommer kaum noch zugänglich und wertvolle Ökosysteme leiden unter dem Bootsverkehr. Auch das Trinkwasser wird knapp – viele Brunnen sind überlastet, die Landwirtschaft leidet, der Wasserverbrauch der Hotelindustrie ist immens.

Demonstranten trotzen den hohen Temperaturen

Trotz Temperaturen von über 35 Grad zieht sich der Protestzug durch Palmas Altstadt. Auf dem Paseo del Born wird ein Manifest verlesen – darin heißt es: Mallorca brauche ein neues Gleichgewicht. Kein Ende des Tourismus – aber eine Neuausrichtung, die für die Bewohner Mallorcas mitdenkt.



Ob dieser Protest reicht, um echte Veränderung zu bewirken? Noch ist unklar, ob die Balearen-Regierung Maßnahmen ergreifen wird. Klar ist aber: Mallorca hat gesprochen – und zwar deutlich.