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AfD-Politiker im TV: Expertin fordert Umdenken bei ARD und ZDF 

Verändert das Gutachten vom Verfassungsschutz jetzt auch den Umgang der Medien mit der AfD? Expertin Danach Buchzik wünscht sich das.

© IMAGO / HMB-Media, Caroline Pitzke (Fotomontage)

Bundestagswahl 2025: Die AfD wird zur neuen Macht in Ostdeutschland

Die AfD erzielt ihr bestes Bundestagswahlergebnis mit 20,2 Prozent. Besonders stark schneidet sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Welche Folgen hat das für die Opposition?

Alice Weidel im ZDF-Morgenmagazin, Beatrix von Storch in den „Tagesthemen“ und Tino Chrupalla in einem ARD-“Brennpunkt“. Drei Beispiele aus dem Mai. Weiterhin laden die öffentlich-rechtlichen Sender Spitzenvertreter der Partei ein – auch nach der Verfassungsschutz-Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextrem“.

Kommunikationsexpertin Dana Buchzik kritisiert den Umgang der etablierten Medien mit der AfD. Im Gespräch mit unserer Redaktion und auch in ihrem neuesten Buch („The Power of No. Warum wir endlich unbequem werden müssen“, Klett-Cotta, 18 Euro) beanstandet sie ein „mediales Versagen“. 

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Expertin pocht auf Live-Faktenchecks in Talkshows mit AfD

Buchzik wirft Redaktionen vor, die Rechtsaußen-Partei bis heute teilweise zu verharmlosen. Der Journalismus in Deutschland habe einen „großen Anteil am Aufstieg der AfD“. 

„Ihre Politiker werden im Namen vermeintlicher Ausgewogenheit auf Titelseiten gehievt und in Talkshows eingeladen, wo sie ungestört Fake News und menschenverachtende Parolen verbreiten können“, schreibt sie in „The Power of No“. Als Beispiel geht Buchzik auf Auftritte von Björn Höcke im MDR-Sommerinterview und auf Tino Chrupalla im ARD-Talk von Caren Miosga ein. 

Die Autorin kritisiert, dass einerseits den AfD-Spitzenleuten eine Bühne freigeräumt wird, andererseits aber kein Faktencheck in Echtzeit stattfindet. Die Journalisten sollten die Politiker direkt mit falschen Behauptungen konfrontieren. Es brauche neben dem Live-Faktencheck auch eine „souveräne Moderation, die immer wieder Fake-News, Manipulationsstrategien und die populistische Argumentation klar benennt und aufzeigt“, wünscht sich Buchzik.

Keine Interviews mehr bei ARD und ZDF?

Manche Medienkritiker fordern, dass ARD und ZDF sogar ganz auf Einladungen von Weidel und Co. in Talkshows verzichten sollten. Journalistik-Professor Volker Lilienthal ordnet gegenüber dem epd solche Einladungen seit der Hochstufung durch den Verfassungsschutz sogar als einen „Verstoß gegen die geltenden Programmgrundsätze“ der Öffentlich-Rechtlichen ein. Die Interviews zur besten Sendezeit könnten aus Sicht Lilienthals ein Fall für die Rechtsaufsicht sein. 

Medienrechtler Dieter Dörr widerspricht auf Anfrage der epd dieser Einschätzung. Durch „die Wahl der Fragestellung und Kommentierung“ in den Sendungen werde gewährleistet, dass die Sender für die Demokratie einstehen. Die journalistische Verantwortung, ausgewogen und vielfältig zu berichten, schließe auch die Auseinandersetzung mit verfassungsfeindlichen Ansichten ein.


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Der „Spiegel“ hat derweil eine brisante Recherche veröffentlicht. Demnach sind AfD-Politiker im Verhältnis zu den Wahlergebnissen der Partei in den großen Talkshows von ARD und ZDF deutlich unterrepräsentiert. Bis Ende April 2025 gab es insgesamt neun AfD-Auftritte bei Markus Lanz, Sandra Maischberger und anderen Sendungen. Das entspricht einem Anteil von 5 Prozent von allen Politiker-Einladungen in Talkshows in diesem Jahr.