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SPD-Basis auf 180: Esken weg – Klingbeil kassiert Prügel

Unruhe bei der SPD. An der Basis brodelt es nach der Wahlpleite im Februar und dem Eintritt in die Merz-Regierung. Esken sorgt für Klarheit.

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Neue Bundesregierung: So werden die Ministerien verteilt

Lange wurde über die politische Zukunft von Saskia Esken spekuliert. Sie liebäugelte mit einem Ministeramt in der schwarz-roten Regierung. Letztlich ging sie leer aus. Nun hat Esken eine klare Entscheidung getroffen, wie es mit ihr weitergeht.

Derweil stellte sich Lars Klingbeil am Wochenende der SPD-Basis in NRW und Schleswig Holstein und wurde heftig angegangen. Kann er unter diesen Bedingungen erneut als Co-Parteichef kandidieren?

+++ Interessant: Klingbeil rasiert Esken: So dramatisch fiel die Entscheidung +++

Esken legt Karten auf den Tisch

Für Esken endet die Zeit in der ersten Reihe der SPD! Die 63-Jährige macht den Weg frei an der Spitze und tritt beim Bundesparteitag im Juni nicht erneut zur Wiederwahl an.

Dem ARD-Hauptstadtstudio sagte Esken: „Ich hatte die Freude und die Ehre, sechs Jahre lang Vorsitzende dieser altehrwürdigen, quicklebendigen Partei zu sein. Nun ist es für mich an der Zeit, der SPD Raum für ihre Erneuerung zu geben.“

Esken wurde 2019 überraschend im Duo mit Norbert Walter-Borjans nach einer Basis-Wahl Parteichefin. Der ebenso unerwartete Wahlsieg 2021 festigte ihre Position zunächst. Mit Lars Klingbeil bekam sie danach einen neuen Co-Vorsitzenden. Doch spätestens seit der Wahlpleite im Februar und nach einigen unglücklichen TV-Auftritten im Wahlkampf, stand sie im Mittelpunkt der innerparteilichen Kritik.

Es wird seit längerer Zeit darüber spekuliert, dass Bärbel Bas ihr nachfolgen könnte. Die frühere Bundestagspräsident ist nun frisch gebackene Sozialministerin im Merz-Kabinett. Bas soll ein führendes Gesicht ihrer Partei in Hinblick auf die Wahl 2029 werden.

SPD: Auch Klingbeil unter Beschuss

Unklar ist, ob Klingbeil erneut antreten wird als Co-Chef. Die SPD-Basis in NRW und Schleswig-Holstein rechnete am Wochenende mit ihm ab. Auf regionalen Parteitagen stellte er sich der deutlichen Kritik.

Ein junger Delegierter in Husum kritisierte Klingbeil für dessen Aussage, die SPD müsse sich in der Mitte positionieren. Der Kurs der Mitte sei falsch. „Kehrt endlich von ihm ab,“, sagte er unter dem Jubel vieler SPD-Mitglieder. Er warf der Parteiführung schwere Fehler vor. „Ihr habt die Frage der Kanzlerkandidatur so dermaßen in den Sand gesetzt.“ Eine andere Genossin fragte: „Lars, wo war bei dir die Demut über das schlechte Ergebnis?“

„Das ist unanständig“

In Duisburg warfen ihm vor allem junge Delegierte in einer Aussprache programmatische Planlosigkeit und Ämterhäufung bei gleichzeitiger „Abstrafung“ seiner Co-Vorsitzenden Esken vor.


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Die Juso-Landesvorsitzende Nina Gaedike fragte: „Was ist dein Plan?“ Sie erinnerte an den Abwärtstrend der SPD. Mehrere Delegierte thematisierten in scharfem Ton, wie es sein könne, dass Klingbeil nach dem Wahldebakel in kürzester Zeit immer mehr Ämter angehäuft habe, während Esken allein die Konsequenzen für die Klatsche zu tragen habe. „Das ist unanständig, was da gelaufen ist, dass wieder die Frauen kassieren und die Männer den Top-Job kriegen“, schimpfte ein Delegierter. 

Noch ist nicht bekannt, ob Klingbeil neben seinem Posten als Finanzminister und Vizekanzler auch Co-Parteichef bleiben will.