Kaum ein Land hat so viele Umbrüche erlebt wie der Iran. Jahrtausendealte Hochkultur trifft hier auf modernen Freiheitsdrang angesichts eines autoritären islamistischen Regimes. Diese Fotostrecke zeigt, wie sich ein stolzes Volk immer wieder neu erfand. Und wirft einen Blick auf das, was noch kommen könnte.
Zwischen Krone, Klerus und Kampfgeist: Irans Weg durch die Jahrhunderte
Iran blickt auf über 2.500 Jahre staatlicher Geschichte zurück – vom Achämenidenreich bis heute. Die Islamische Republik ist nur ein Ausschnitt dieser langen Vergangenheit. Ein Iran nach dem Regime könnte wieder an ein Selbstverständnis anknüpfen, das auf Souveränität, Bildung und kulturellem Erbe basiert – nicht auf ideologischer Herrschaft. Doch eine neue Zukunft braucht auch ein neues System: eine Verfassung, die alle schützt. Credit: IMAGOEin posttheokratischer Iran könnte eine säkulare Demokratie einführen – mit freien Wahlen, Parteienvielfalt und unabhängiger Justiz. Modelle reichen vom westlich geprägten Parlamentarismus bis zu einem an iranische Traditionen angepassten System. Bewegungen wie die Proteste 2009 („Grüne Bewegung“) und 2022 („Frau, Leben, Freiheit“) zeigen: Die Zivilgesellschaft strebt politische Mitsprache, keine Mullah-Bevormundung. Doch um demokratisch zu funktionieren, muss der Iran auch seine Vielfalt besser abbilden. Credit: IMAGORund die Hälfte der Bevölkerung Irans gehört ethnischen Minderheiten an – darunter Azeris, Kurden, Balutschen, Araber und Turkmenen. Ein föderales System könnte regionalen Parlamenten und Verwaltungen mehr Kompetenzen geben, um kulturelle, sprachliche und wirtschaftliche Eigenheiten zu berücksichtigen. Das Ziel: ein stabiler, integrativer Staat statt autoritärer Zentralismus. Politische Stabilität allein reicht aber nicht, denn wirtschaftliche Perspektiven sind entscheidend. Credit: IMAGODie Wirtschaft des Iran ist hoch zentralisiert und vom Erdöl abhängig. Ein säkularer Staat könnte Reformen einleiten, private Initiative stärken und ausländische Investoren anziehen. Schon heute gibt es in Iran eine lebendige Start-up-Szene, gut ausgebildete Arbeitskräfte und Potenzial in Sektoren wie Digitalisierung, Maschinenbau und erneuerbare Energien. Und wo Wirtschaft boomt, kommt meist auch ein anderer Sektor in Bewegung – der Tourismus. Credit: IMAGOIran besitzt über 20 UNESCO-Welterbestätten, darunter Persepolis, Yazd und die historische Stadt Isfahan. Ohne das moralisch-religiöse Korsett des Mullah-Regimes könnten diese Orte internationale Reisende anziehen. Der Tourismussektor würde Tausende Jobs schaffen, die Wirtschaft diversifizieren – und dem Iran ein neues Image geben: offen, kulturell, gastfreundlich. Doch der wichtigste Schritt in Richtung Öffnung führt über eine andere Grenze: die außenpolitische. Credit: IMAGOEin Iran ohne ideologische Außenpolitik könnte das Atomprogramm zurückfahren, mit der IAEA kooperieren und so internationale Sanktionen schrittweise abbauen. Das würde nicht nur den Außenhandel erleichtern, sondern auch den Zugang zu globalen Finanzmärkten und Technologien ermöglichen. Politische Normalisierung mit der EU und den USA wäre realistisch – ein echter geopolitischer Neustart. Doch dieser Wandel beginnt nicht in Ministerien, sondern in den Herzen und Köpfen einer Generation. Credit: IMAGOÜber 60 % der Bevölkerung Irans ist unter 35 Jahre alt. Diese Generation ist digital vernetzt, gut ausgebildet und zunehmend säkular eingestellt. Sie fordert mehr persönliche Freiheiten, Bildungsgerechtigkeit und politische Mitsprache – und hat dies in den Protesten von 2022 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Frage ist nicht mehr, ob sich der Iran verändert – sondern wann. Die Vergangenheit war religiös geprägt. Die Zukunft? Könnte republikanisch, pluralistisch und endlich frei sein. Credit: IMAGO