„Hitze, Brände, Unwetter – haben wir den Kampf ums Klima aufgegeben?“ – nach der Hitzewelle Anfang Juli diskutiert der „Presseclub“ bei ARD und Phoenix über das Thema Klimakrise. Ein Anrufer aus der Domstadt Köln nutzt die Gelegenheit, um ein grundsätzliches Problem anzusprechen, das er wahrnimmt.
Vorher kritisiert Journalist Malte Kreutzfeldt von „Table.Media“ scharf Aussagen und Andeutungen aus schwarz-roten Koalition, insbesondere von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, die eine Kehrtwende in der Energiepolitik einzuleiten scheint. Verabschiedet sich die Bundesregierung von den Klimazielen?
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„Was ist das denn für ein Ziel, das man selber für unrealistisch erklärt?“
Kreutzfeldt wirft der Merz-Regierung „Unzuverlässigkeit“ vor. Letztlich werde es der Wirtschaft schaden, wenn man sich nicht auf die Klimaschutz-Ziele verlassen kann. „Noch vor zwei Monaten hat man im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass man bei der Klimaneutralität 2045 bleiben will. Jetzt, wenige Wochen später, wird das von führenden Vertretern der Koalition in Frage gestellt. Nicht das Ziel, aber man halte es für unrealistisch. Was ist das denn für ein Ziel, das man selber für unrealistisch erklärt?“, bemerkt der Journalist im öffentlich-rechtlichen „Presseclub“.
Dabei, so Kreutzfeld, würden die aktuellen Maßnahmen der Regierung nicht mal für eine Klimaneutralität 2050 ausreichen. Man müsse dafür „jetzt mehr tun“. Er befürchtet unter Ministerin Reiche, Kanzler Merz und mit Schwarz-Rot eine Verlangsamung beim Ausbau der erneuerbaren Energien und in anderen Bereichen.
„Presseclub“-Zuschauer ruft im Studio an
Zuschauer Dieter Gehringer aus Köln, der dort zur Gruppe „Grannies for Future“ gehört, nutzt die Chance als Anrufer, um das Thema Sprachgebrauch in Klimawandel-Zeiten anzusprechen. „Ich wundere mich darüber, wie es gelingen konnte, dass der Begriff ‚Realitätsverlust‘ so umgedreht worden ist. Es ist interessanterweise ja mittlerweile so, dass diejenigen, die die Klimakrise bekämpfen wollen, als Ideologen bezeichnet werden, obwohl sie auf der Basis der Physik argumentieren“, so Gehringer im „Pressclub“.
Der Kölner kritisiert, dass Phänomene wie Dürren, Waldbrände oder Hitzewellen nicht als gefährliche Zeichen des Klimawandels angesehen werden, sondern sogar stattdessen darüber diskutiert wird, Klimaziele zu verschieben.
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Aus der „Presseclub“-Runde der Pressevertreter antwortet Samira El Hattab, die unter anderem für den WDR und rbb arbeitet. Sie sieht es etwas anders als der Zuschauer. So findet es die Journalistin „total cool“, dass angesichts der Hitzewelle nicht plump darüber berichtet wurde, dass es schönes Wetter sei, sondern die Meldungen „den Schritt hinaus“ gingen. In vielen Medien sei thematisiert worden, was eine solche Hitze für Krankenhäuser und Städte bedeutet. „Das ist vielleicht ein bisschen positiv“, so El Hattab.