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Tim Tramnitz: Red Bull-Junior träumt von der Formel 1 – „Extrem schwierig zu sagen, wann es klappt“

Im exklusiven Interview spricht Tim Tramnitz über seinen Traum von der Formel 1, die Formel-3-Saison und die Unterstützung von Red Bull.

Tim Tramnitz Formel 1
© IMAGO/Eibner

Formel 1: Das sind alle Fahrer der Saison 2024

Auch in der Formel-1-Saison 2024 gehen wieder 20 Piloten an den Start. Wir stellen dir in diesem Video alle Fahrer vor.

Tim Tramnitz ist eines der vielversprechendsten deutschen Talente im Formel-Sport. Der 19-Jährige fährt seit diesem Jahr in der Nachwuchsserie Formel 3 für MP Motorsport und fuhr gleich in seinem ersten Feature Race in Bahrain aufs Podium. Seit Oktober 2023 ist er außerdem Teil des Junior-Teams von Red Bull.

Tramnitz träumt von der Formel 1. Er will der nächste deutsche Fahrer sein, der es in die Königsklasse des Motorsports schafft. Im exklusiven Interview spricht der gebürtige Hamburger nun über seinen großen Formel-1-Traum, seine Ziele für seine erste Saison in der Formel 3 und die Unterstützung von Red Bull.

Tim Tramnitz – die deutsche Formel-1-Hoffnung im exklusiven Interview

Hallo Tim, du bist gerade auf Mallorca. Was machst du dort?

Tim Tramnitz: Ein wenig entspannen, ein bisschen Urlaub. Wir sind seit einer Woche hier, leider geht’s heute Abend [Das Interview wurde am 5. Mai geführt, Anm. d. Red.] zurück. Dann geht’s nach Holland zum Team zur Vorbereitung.

Hattest du dort auch die Möglichkeit, den Großen Preis von Miami zu verfolgen?

Ja, den habe ich gesehen.

Lando Norris hat seinen ersten Sieg in der Formel 1 eingefahren. Was hast du gefühlt, als du seinen Sieg gesehen hast? Hat es auch etwas in dir ausgelöst?

Es ist schon cool zu sehen. Im Prinzip ist es das, was man selbst später erreichen will. Man hat gestern auch gesehen, wie emotional das für alle war. Ich glaube, alle Fahrer sind wirklich zu ihm gegangen und haben gratuliert. Alle haben sich mit ihm gefreut – auch ein Verstappen, der das eigentlich gar nicht mehr gewohnt ist, auf der Strecke geschlagen zu werden.

Für dich geht es in der Formel 3 vom 17. – 19. Mai weiter, das Rennen in Imola steht an. 2023 hast du dort in der FRECA (Formula Regional European Championship by Alpine) die Pole geholt. Mit was für einem Gefühl fährst du nach Imola?

Ich denke, wir können mit relativ viel Selbstbewusstsein nach Imola fahren. Wir haben in der Zwischenzeit viel gearbeitet, haben uns viele Gedanken gemacht, warum das Qualifying ein wenig schwieriger war in Australien. Die Rennpace war gut, also sollte uns das eigentlich überhaupt keine Sorgen machen. Ich denke auch, dass die Rennen in Europa für mich einfacher werden, weil ich in der Vergangenheit schon auf den Strecken gefahren bin. In Australien hatten wir sehr wenig Zeit, um uns auf die Strecke einzuschießen. Mit drei Rookies im Team ist es dann auch nicht einfach, wenn man nicht die perfekten Daten zur Verfügung hat. Grundsätzlich freue ich mich einfach, dass es jetzt in Europa losgeht. Ich fahre sehr selbstbewusst nach Imola.

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Tests im Formel-E-Auto „sehr gut, um zu lernen“

Das letzte Rennen ist schon über einen Monat her. Zwischendurch standen die Tests in Barcelona an. Wie hast du die relative lange Pause genutzt?

Wir haben viel mit dem Team gesprochen und sind nochmal alles durchgegangen. Dann hatten wir den Test in Barcelona, wo wir viel ausprobiert haben. Er ist sehr gut gelaufen und die Pace sah gut aus. Ansonsten habe ich mich selbst fit gehalten. Die Pause war relativ lang, dementsprechend ist die Freude sehr groß, endlich wieder im Auto zu sitzen und Rennen zu fahren.

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Neben dem F3-Test in Barcelona durftest du auch in der Formel E für Abt Cupra testen und wirst auch am Montag (13. Mai) in Berlin nochmal das Auto fahren. Wie ist das für dich? Und was konntest du daraus bereits mitnehmen?

Das Auto ist natürlich sehr anders, das kann man eigentlich gar nicht vergleichen, aber es macht trotzdem viel Spaß. Es hat relativ viel Power, aber ist in den Kurven durch die Reifen und weniger Aerodynamik langsamer. Ansonsten ist die Arbeit mit dem Team sehr interessant. Es sind viele Sachen anders, gerade was Datenarbeit angeht. Es ist alles ausführlicher und detaillierter. Es ist natürlich auch ein viel größeres Team. Von daher ist das gerade für einen jungen Fahrer wie mich sehr gut, um zu lernen.

Tim Tramnitz Formel E
Tim Tramnitz testet das Formel-E-Auto von Abt Cupra. Credit: IMAGO/Andreas Beil

Mit Blick auf die Rennen in Europa. Was hast du dir persönlich für Ziele gesetzt?

Das Ziel ist es, weiter in Richtung Podium zu schielen. Mit einem guten Qualifying ist das auf jeden Fall drin. Das konnten wir schon in Bahrain zeigen. Durch die Sprints ergeben sich auch nochmal Möglichkeiten, den einen oder anderen Rennsieg zu holen. Mit dem Podium im Feature Race waren wir auch nicht mehr so weit weg. Wenn alles zusammenpasst, können wir auch mal nach ganz oben fahren.

Tramnitz über Dr. Marko: „Aus jedem Gespräch kann man so viel mitnehmen“

Seit Oktober bist du Red-Bull-Junior. Wie sieht konkret die Unterstützung von Red Bull aus?

Mal abgesehen von der finanziellen Hilfe, ist es so, dass man mit so vielen erfahrenen Leuten zusammenarbeiten kann. Die Arbeit in Milton Keynes im Simulator ist extrem hilfreich und wichtig. Man kommt dann auf die Strecke und denkt, man ist gerade erst hier gefahren. Die Vorbereitung ist echt extrem gut. Am Rennwochenende ist die ganze Zeit ein Ingenieur von Red Bull dabei, der mal drüber guckt und den ein oder anderen Input geben kann. Die Unterstützung ist in allen Bereichen extrem gut.

Wer sind deine Ansprechpartner? Sprichst du auch mit Dr. Helmut Marko?

Ich habe mit ihm eigentlich bei jedem Rennwochenende gesprochen. Ab und zu telefonieren wir auch. Aus jedem Gespräch kann man so viel mitnehmen und lernen. Gerade für mich ist es einfach cool, ein vernünftiges Feedback zu bekommen. Das ist wichtig für die Weiterentwicklung. Und ich glaube, generell ist Kritikfähigkeit sehr wichtig.

Ist es schon geplant, dass du bald mal ein Formel-1-Auto testen darfst?

Das kommt drauf an. Es ist noch nichts geplant. Ich denke, wenn es in Richtung Formel 2 im nächsten Jahr geht, könnte es früher oder später die Chance geben. Mit Red Bull hat man eher die Möglichkeit als bei anderen Teams. Ich denke, das hängt von diesem Jahr ab. Auf der anderen Seite ist es für mich erst einmal wichtig, einen guten Job abzuliefern.

Tim Tramnitz
Tim Tramnitz fährt für das Team MP Motorsport in den Farben von Red Bull. Credit: IMAGO/Eibner

„Es ist mein Ziel, bester Rookie zu sein“

Du hast die Formel 2 bereits angesprochen. Ist es dein Plan, schon im nächsten Jahr in der Formel 2 zu fahren?

Grundsätzlich wäre das ideal für mich. Das ist natürlich von sehr vielen Faktoren abhängig. Es ist mein Ziel, bester Rookie zu sein. Und ich denke, als bester Rookie stehen die Chancen aufzusteigen schon mal nicht so schlecht. Generell möchte ich in den Top Fünf der Meisterschaft mitmischen. Die Top Fünf konnten in den letzten Jahren in die Formel 2 aufsteigen, das sollte ganz klar das Ziel sein.

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Bei Instagram hat dich ein Fan gefragt, ob du 2029 in die Formel 1 aufsteigst. Du hast geantwortet: „Vielleicht früher“. Hast du einen konkreten Plan, wann es mit der Formel 1 klappen soll?

Ich glaube, es ist extrem schwierig zu sagen, wann es mit der Formel 1 klappt. Das hängt auch davon ab, wie lange man in der Formel 3 und Formel 2 braucht. Allerdings glaube ich, dass 2029 relativ spät ist. Wenn ich es bis dahin nicht geschafft habe, wird es wahrscheinlich schwierig. Der ideale Plan ist, so früh wie möglich in die Formel 1 zu kommen. Wenn man die Formel 2 gewinnen kann, stehen die Chancen extrem gut. Das ist aber noch so weit weg. Ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf den Rest der Saison. Wir haben erst zwei Rennen gefahren, es ist alles noch sehr früh.

Die letzten beiden Formel-2-Champions Felipe Drugovich und Theo Pourchaire haben es (noch) nicht in die Formel 1 geschafft. Gefühlt wird es immer schwieriger für junge Fahrer aufzusteigen. Bereitet dir das Sorgen?

Es ist schon schwierig, weil es in der Formel 1 so wenig Plätze und viele gute Fahrer gibt. Allerdings: Bei Liam Lawson [Red-Bull-Junior, Anm. d. Red] sieht man es jetzt ja auch, dass er wahrscheinlich nächstes Jahr die Chance bekommt. Es kann sich relativ schnell drehen. Ich mache mir da keine Sorgen.

Hast du einen Plan B in der Hinterhand?

Natürlich findet man andere Sachen cool, aber der volle Fokus liegt auf dem Weg in die Formel 1.


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Das Problem für junge Fahrer

Deutschland hat in der Formel 1 aktuell eine Flaute. Bis auf Nico Hülkenberg gibt es keinen deutschen Fahrer. Wo liegt da das Problem in Deutschland? Warum kommen so wenig junge Fahrer nach?

Schwierige Frage. Ich glaube, dass die Unterstützung wichtig ist und der finanzielle Aspekt schwierig. Ich hatte das Glück, dass ich schon relativ früh vom Motorsport Team Germany unterstützt worden bin und dass mein Vater sich schon zu Kart-Zeiten um Sponsoren gekümmert hat. Man muss ganz klar sagen, dass ohne Red Bull der Weg in die Formel 3 für mich nicht möglich gewesen wäre. Die Unterstützung ist das Wichtigste. Das ist das, wo es für viele Fahrer schwierig wird.

Mit Sophia Flörsch und Oliver Goethe, der ebenfalls Red-Bull-Junior ist, sind zwei weitere deutsche Talente in der Formel 3. Wie ist der Kontakt untereinander?

Ich habe tatsächlich mehr Kontakt zu meinen Teamkollegen [Kacper Sztuka und Alexander Dunne, Anm. d. Red.]. Mit Ollie habe ich durch Red Bull Kontakt. Wir waren zur Vorbereitung zusammen in England, dadurch lernt man sich natürlich kennen. Es ist aber nicht so, dass man mehr miteinander zu tun hat, weil man aus demselben Land kommt.