Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.
Ankaras Politik: Kalkül oder Opportunismus? Das sind die Zeichen dafür, dass Erdogan sein Fähnchen nach dem Wind dreht.
Auf der politischen Bühne scheint die Türkei auf einem Seil zu balancieren. Ein autoritäres Land, das nicht von seinen Bemühungen ablässt, der EU beizutreten; ein NATO-Mitglied, dem die Allianz wichtig ist, das aber gleichzeitig seine enge Beziehung zu Russland nicht riskieren will. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs zeigt die Außenpolitik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ein erhöhtes Maß an Ambivalenz und Doppeldeutigkeit.
Bereits 2015 zeigte sich Erdogans ambivalente Haltung gegenüber der NATO und gegenüber Russland. Die Türkei schoss einen russischen Kampfjet ab, als dieser den türkischen Luftraum – und damit auch den der NATO – verletzte. Daraufhin bat Erdogan Putin um Entschuldigung, damit Russland seine wirtschaftlichen Sanktionen aufhob. Nach dem Überfall Russlands stellte sich Erdogan an die Seite der Ukraine. Gleichzeitig will die Türkei ihre Beziehungen zu Russland nicht aufs Spiel setzen, um wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Credit: IMAGO/Kyodo NewsSeit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat die EU die russischen Gasimporte massiv eingeschränkt. Die Türkei hingegen bezieht weiterhin über die TurkStream-Pipeline große Mengen Gas aus Russland. Dies hindert Erdogan jedoch nicht daran, über den EU-Beitritt der Türkei zu verhandeln. Credit: IMAGO/imagebrokerAls Biden beim NATO-Treffen 2022 zur Unterstützung der Ukraine aufrief, warnte Erdogan vor Eskalationsgefahr und unnötigen Opfern. Zurzeit gibt er Donald Trump bei dessen Friedensinitiative Rückenwind – auch wenn ein Waffenstillstand unter den aktuellen Umständen Putin als Sieger dastehen lassen würde. Credit: imago images/UPI PhotoDie Türkei ist im Ukraine-Russland-Krieg keineswegs neutral: Sie sperrte den Bosporus für russische Kriegsschiffe und plant aktuell die Stationierung von Friedenstruppen in der Ukraine. Zugleich positioniert sich Erdogan zwischen Putin und Selenskyj als Vermittler für Friedensverhandlungen und lädt die beiden Kriegsparteien zur nächsten Verhandlungsrunde nach Istanbul ein. Credit: IMAGO/Newscom / EyePress