Der Lehrer-Beruf ist hart: Die Belastung ist massiv, die Unzufriedenheit dementsprechend hoch. Das zeigt eine repräsentative Arbeitszeitstudie unter Berliner Lehrern von Anfang April. Ein Grund: Der Lehrermangel.
An vielen Berliner Schulen kommen noch andere Probleme erschwerend hinzu. Was ein Lehrer erleben musste, zeigt, wie dramatisch die Situation wirklich ist.
Berlin: Mobbing und homophobe Beleidigungen an Schule in Moabit
Der Lehrermangel in Berlin ist erschreckend. Laut „Tagesspiegel“ sind aktuell rund 322 Stellen unbesetzt. Die Konsequenz: Zusätzliche Arbeit und Belastung für die vorhandenen Lehrkräfte und dann kommen auch noch andere Hürden hinzu. Die Klassen werden größer, die Ansprüche der unterschiedlichen Schüler vielfältiger. Es gibt Sprachdefizite, Kulturdiskrepanzen bis hin zu Anfeindungen und Gewalt. Der 43-jährige Oziel Inácio-Stech musste das am eigenen Leibe erfahren.
+++ Brandenburg: Nach Razzia gegen Terrorgruppe – diese Taten sollen auf Gruppierung zurückgehen +++
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, arbeitete er als pädagogische Unterrichtskraft an der „Carl-Bolle-Grundschule“ in Berlin-Moabit. Von den 300 Schülern haben 95 Prozent einen Migrationshintergrund oder stammen aus sozial benachteiligten Familien. Ein Vormittag vor fünf Jahren war der Wendepunkt in seiner Karriere als Lehrer und vielleicht auch seinem Leben, beschreibt der 43-Jährige der „SZ“. Auf Geheiß seiner Kollegen entschloss er sich 2020, kurz vor der Corona-Pandemie dazu, sich vor seinen Schülern zu outen. Die Reaktionen erschütternd: „Das werde ich in der ganzen Schule rumerzählen“, so eine Schülerin.
Trotz posttraumatischer Belastungsstörung – Lehrer will nicht aufgeben
Seit dem lebt Inácio-Stech in einem Albtraum. Nachdem er nach Lockdown und Online-Unterricht wieder in die Schule kam, erlebte er böse Anfeindungen und Beleidigungen, erinnert sich der Brasilianer. Er sei „eine Familienschande“, werde „in der Hölle landen“, er sei „eine Schande für den Islam“ riefen ihm muslimische Schüler entgegen. Mehrere Schüler verbreiteten Gerüchte auf dem Schulhof, rufen ihm immer wieder homophobe Beleidigungen hinterher. Einige weigerten sich, seinen Unterricht weiterhin zu besuchen. Er sei „unrein“ und ein „Frauenhasser“. Konsequenzen von Seiten der Schulleitung gab es keine.
Mehr Nachrichten aus Berlin:
Stattdessen erstattete die Schulleitung sogar im Jahr 2024 Anzeige gegen ihn. Mit Vorwürfen, er habe die Kleidung der Schüler kommentiert oder Kinder zum Essen oder Trinken genötigt, seien Eltern auf die Schulleitung zugekommen. Die Folge: Eine Posttraumatische Belastungsstörung – weil Schülerinnen und Schüler ihn mobben. Das Verfahren wurde eingestellt, rehabilitiert ist Inácio-Stech trotzdem nicht. Aktuell ist der 43-Jährige krankgeschrieben und in psychologischer Behandlung. Trotzdem will er, sobald er wieder gesund ist, weiter unterrichten. Sein Traum: Es „als Pädagoge in der Schule schaffen, dass diese Kinder eine andere Welt entdecken.“