Nach der Arbeit keine Lust mehr zu kochen oder sonntags das Einkaufen vergessen? Viele Berliner machen es sich einfach und bestellen kurzerhand bei Lieferando. Deren Boten liefern täglich tausende Essen von einer Vielzahl unterschiedlicher Restaurants in der Hauptstadt aus.
Bei Regen, Sturm und Glatteis radeln sie auf ihren Fahrrädern durch die Straßen Berlins. Immerhin: In Sachen Arbeitsbedingen hat sich in letzter Zeit etwas getan. Einen Betriebsrat und Festanstellungen haben sich die Boten erkämpft. Doch nun fürchten die Lieferanten um ihre Errungenschaften.
Berlin: Lieferando testet neues Modell zu Lasten der Fahrer
Wer als Kurierfahrer bei Lieferando arbeitet, der weiß, was Stress bedeutet. Getrieben von einer App, die ihnen Arbeitsanweisungen gibt, radeln die sogenannten Rider Tag und Nacht durch Berlin, um ihre Lieferungen möglichst schnell abzugeben. In Zukunft könnte sich diese Situation sogar noch verschlechtern. Denn der Liefer-Riese plant ein neues System.
Flottensparsystem nennt sich dieses Modell und wird in Spandau bereits getestet. Das bedeutet: Das Unternehmen lagert die Kurierfahrten an das Subunternehmen Fleetlery aus. Wer weiterhin in Spandau ausliefern und keine weiten Fahrten in die andere Bezirke in Kauf nehmen will, muss zu Fleeterly wechseln. Und damit schlechtere Arbeitsbedingungen in Kauf nehmen. Anders als Lieferando zahlt das Subunternehmen keinen festen Mindestlohn, sondern pro Lieferung. Auch Festanstellungen gibt es dann nicht mehr. Nach RBB-Informationen wird von den Fahrern zudem für jeden Auftrag eine Vermittlungsgebühr verlangt.
Düstere Aussichten für Lieferando-Boten
Der Großteil der Lieferando-Lieferanten sind Fahrer der kooperierenden Restaurants. Einen kleineren Teil übernehmen die sogenannten Rider, die direkt bei Lieferando angestellt sind. Diese fürchten nun um ihre hart erkämpften Arbeitsbedingungen, sollte das Modellprojekt aus Spandau ausgeweitet werden.
Tatsächlich sind Auslagerungen an Subunternehmen in der Lieferbranche kein Einzelfall. Die Konkurrenten von Wolt und Uber Eats arbeiten bereits seit Langem mit dem Flottenpartnersystem. Bei Lieferando handle es sich nur um einen Test „in sehr kleinem Umfang zu Vergleichszwecken.“ Das Direktanstellungsmodell der konzernangehörigen Logistikgesellschaft solle sich dadurch nicht ändern, versichert der Lieferriese gegenüber dem RBB.
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In Österreich ging Lieferando indes schon vor einiger Zeit einen drastischen Schritt und stellte das System komplett um. Die Verträge von 1.000 Fahrern wurden gekündigt, die jetzt auf selbstständiger Basis arbeiten sollen. In Deutschland seien solche Maßnahmen nicht geplant.