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Berliner Klinikum: Viel Fehlalarm und Kritik – trotzdem soll es diese Hilfe weiterhin geben

Das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof bietet eine ganz besondere Hilfe an. Sie soll auch bleiben – trotz aller Umstände.

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© Imago / Schöning; Jana Wengert / BERLIN LIVE

Babyklappe in Berlin - der letzte Ausweg für Mütter in Not

Das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof hat rund 550 Patientenbetten und behandelt jährlich – zusammen mit dem Franziskus Krankenhaus in Tiergarten – mehr als 90.000 Patienten. Die Geburtshilfe am Tempelhofer Standort ist ein großer Fachbereich des Klinikums.

Eine weitere Besonderheit vor Ort: Seit über 20 Jahren wird dort eine Babyklappe betrieben, die verzweifelten Müttern in Not helfen kann. BERLIN LIVE hat nachgehakt.

Berliner Krankenhaus bietet besondere Unterstützung an

Auf Höhe der Gontermannstraße 41 ist das Schild zur Babyklappe kaum zu übersehen. Mit einem hohen Zaun vor neugierigen Blicken geschützt, befindet sich die Luke an der Außenwand der Neonatologie. Wie das Prinzip abläuft, darüber hat unsere Redaktion bereits berichtet. Doch nicht immer läuft alles so ab, wie es sein soll. Der Grund?

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Die Babyklappe im St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof von innen. Wo jetzt ein Brief für die Mutter liegt, findet das Klinikteam im Ernstfall das abgegebene Baby vor. Credit: Jana Wengert / BERLIN LIVE

„Sehr häufig gibt es einen Fehlalarm, weil jemand gucken möchte, wie so eine Klappe von innen aussieht“, verriet Prof. Dr. Michael Abou-Dakn gegenüber BERLIN LIVE. Hin und wieder hinterlassen Neugierige auch Müll oder anderen Kram darin. Doch sehr selten finden die Ärzte und das Pflegepersonal in der Klappe auch ein Baby vor. Arzthelferin Yvonne kann sich beispielsweise noch ganz genau an einen solchen Fall erinnern: „Das Kind war schon kalt und grau. Aber besser, als wenn man es in den Müll packt.“

Berliner Klinikteam hat schon so einiges gesehen

Dem kerngesunden Menschlein konnte aber glücklicherweise geholfen werden. Von der Mutter hingegen kein Lebenszeichen mehr. Doch jede Abgabe kann unterschiedlich ablaufen, wie der ärztliche Direktor des Klinikums betont: „Ich hatte mal den Fall, dass die Kindsmutter das Kind im Grunde abgegeben hat und meinte, sie hätte es an der Bushaltestelle gefunden. Natürlich wurden ihre Daten und alles erhoben. Die Frau kam dann zwei Tage später wieder und meinte, dass sie die Mutter ist.“

Doch ganz egal wie es letztendlich ausgeht: Für Prof. Dr. Abou-Dakn ist es wichtig, „in dieser letzten Aussichtslosigkeit einen Anker zu geben“ und die Möglichkeit der Babyklappe anzubieten.

Berliner Arzt sicher: Babyklappe wird es weiterhin geben

Dann gibt es noch eine andere Sache. „Womit wir als Geburtshelfer viel häufiger konfrontiert werden, ist die sogenannte vertrauliche Geburt“, erläutert der Mediziner. In derartigen Fällen entbinde die Frau in der Klinik, lässt das Baby zurück und möchte allerdings nicht, dass man von all dem erfährt. Durch die Einführung eines Pseudonyms sei das relativ unproblematisch möglich. „Das ist allerdings eine juristische Grauzone, weil jeder ein Recht auf seine Abstammungsherkunft hat“, betont Prof. Dr. Abou-Dakn.


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„Es wird ein Brief hinterlegt, sodass theoretisch das Kind frühestens nach 16 Jahren erfahren kann, wer die Mutter ist“, erläuterte der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe die weiteren notwendigen Schritte der Beteiligten. Eine Möglichkeit, die in einer persönlichen Notlage zwar einen weiteren Weg aufzeigt, die Babyklappe aber nicht ersetzen wird. „Wir bieten die Babyklappe weiterhin an, auch wenn sie in manchen Kreisen umstritten ist“, so Abou-Dakn. Immerhin konnten dadurch schon mehrere Leben gerettet werden.