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Berlin: Politikerin mit gewagtem Vorschlag – Koks bald in der Apotheke?

In kaum einer Stadt wird mehr gekokst als in Berlin. Braucht es hier einen neuen Ansatz in der Drogenpolitik? Politiker sprechen Klartext.

Berlin
© IMAGO/Panthermedia

Das neue Cannabisgesetz: das musst du wissen

Das ist das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis beschlossen.

Nach der jahrelangen Debatte war es Anfang April so weit: Cannabis wurde in Deutschland legal. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits verspricht man sich von dem neuen Gesetz eine Zerstörung des Schwarzmarktes, andererseits will man die Gesundheit der Konsumenten durch das kontrolliert angebaute Marihuana schützen.

Könnte sich dieses Vorhaben in Berlin nun auch auf andere Drogen übertragen? BERLIN LIVE hat bei Politikern in der Hauptstadt nachgefragt.

Berlin: Nach Cannabis nun legales Koks?

Femke Halsema ist seit 2018 die Bürgermeisterin vom Amsterdam. Genau die Stadt, die Touristen aus aller Welt wegen ihrer modernen Drogengesetze anzieht. Neben dem legalen Cannabis sind dort aber auch zwei weitere Substanzen stark verbreitet: Koks und Ecstasy. Beides ist – noch – illegal.

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Halsema schließt sich nun der Meinung vieler Experten an: Nur ein regulierter Markt könne den illegalen Schmuggel damit und die „‚desaströsen‘ Auswirkungen auf die niederländische Hauptstadt bekämpfen“, berichtet das Online-Medium „Watson“. „Man könnte sich vorstellen, Kokain in Apotheken oder über ein medizinisches Modell zu bekommen“, erklärte die 57-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Auch in Berlin spielt Koks eine große Rolle. Wäre dieses Modell aus Amsterdam also auch hier denkbar? BERLIN LIVE hat bei mehreren Politikern nachgefragt.

Süchtige „brauchen keine Kriminalisierung sondern Hilfe“

Vasili Franco ist drogenpolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Er stellt fest: „Wir erleben seit der Pandemie eine massive Zunahme des Kokain und auch des Crack-Konsums in Europa. Selbst wenn tonnenweise Kokain sichergestellt werden, hat dies weder Auswirkungen auf Preis noch Verfügbarkeit.“

Er erklärt weiter: „Menschen, die in eine Abhängigkeit geraten, brauchen keine Kriminalisierung sondern Hilfe.“ Und diese sei durch die aktuelle Gesetzeslage kaum gegeben. Andere Länder seien da viel weiter. So zum Beispiel Portugal, wo Kokain in geringen Mengen entkriminalisiert wurde und gleichzeitig mehr Präventions- und Hilfsangebote geschaffen wurden.

Berliner CDU mit klarem Statement

Ähnlich sieht es auch Niklas Schrader, Drogenexperte der Linken. „Verbote und Kriminalisierung verhindern keinen gesundheitsschädigenden Konsum und drängen den Schwarzmarkt nicht effektiv zurück.“ Auch er verweist gegenüber BERLIN LIVE auf ein europäisches Gegenbeispiel. „In der Schweiz gibt es dazu bereits erste Vorstöße in Städten und Kommunen. Es ist sinnvoll, diese Diskussion auch in Deutschland voranzubringen.“


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Die Berliner CDU nimmt hier, wie bereits in der Cannabis-Debatte, eine ganz andere Position ein. Drogenexperte Christian Zander hält „von der Argumentation nichts, da sie sonst für die Legalisierung jeglicher illegaler, gesundheitsgefährdender Drogen herangezogen werden könnte.“ Für ihn würde die Entkriminalisierung lediglich den Einstieg in den Konsum vereinfachen.

Linke und Konservative könnten also nicht unterschiedlicherer Meinung sein. Ob die Debatte weiter an Fahrt aufnimmt und es bald Koks in Berliner Apotheken gibt, bleibt abzuwarten.

Der Konsum von Drogen ist enorm gefährlich, er kann abhängig machen und der Gesundheit massiv schaden. Wenn du für dich oder eine Person in deinem Umfeld Hilfe benötigst, wirst du unter anderem bei der Notfall-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fündig: 01806 313031 (kostenpflichtig: 0,20 € pro Anruf aus dem Festnetz und aus dem Mobilfunknetz).