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Berlin: Hier erfahren Schwarze Menschen am häufigsten Diskriminierung – „Liegt an der Prägung der Gesellschaft“

Jeder zweite Schwarze Mensch berichtet von Rassismuserfahrungen. Auch in Berlin. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland klärt auf.

Berlin
© IMAGO/IPON

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Schwarze Menschen sind am häufigsten von Diskriminierungen in Deutschland betroffen. Das geht aus dem Bericht des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) hervor.

Mehr als jeder zweite Schwarze Mensch berichtet von Rassismuserfahrungen in der Öffentlichkeit. Gefordert werden deshalb mehr Melde- und Beratungsstellen. BERLIN LIVE hat bei einer dieser Beratungsstellen, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. (ISD), nachgefragt, wo Schwarze Menschen in Berlin am häufigsten Diskriminierung erfahren.

Berlin: Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland

Nach dem schockierenden Diskriminierungs-Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, berichten knapp 20 Prozent der Schwarzen Frauen, immer wieder offene Bedrohungen oder Belästigungen zu erfahren, bei den Schwarzen Männern sind es fast genauso viel. Was kann dagegen unternommen werden? Tahir Della, Pressesprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, hat uns aufgeklärt.

Die ISD ist eine der ältesten Initiativen für Schwarze Menschen von Schwarzen Menschen und beschäftigt sich schon seit den 80ern mit allen Themen, die unmittelbar mit Rassismus und der Kolonialgeschichte zusammenhängen.

Das ist das Ziel der Initiative

„Wir bekommen regelmäßig Anfragen rein, wenn sich schwarze Menschen diskriminiert fühlen und wir vermitteln diese Menschen dann an Beratungsstellen, die auch eine rechtliche Unterstützung anbieten“, erklärt Della.

„Ziel ist es, Schwarze Menschen zu mobilisieren und sich gegen rassistische Verhältnisse einzusetzen. Dafür bietet die ISD eine wunderbare Plattform, die bundesweit aufgestellt ist. Schwarze Menschen organisieren den Rahmen selber.“

Berlin: In diesen Bereichen erfahren Schwarze Menschen Rassismus

Die aktuelle Rassismusdebatte und Kolonial-Rassismusdebatte hat unter anderem die ISD auf den Weg gebracht. Tahir Della erklärt, dass Schwarze Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen, die unser Leben ausmachen, Rassismus erfahren.

„Das schließt den Bildungskontext ein, die Arbeitsstelle, das Gesundheitswesen, Polizei und Justiz. Die Strukturen, auf die wir eigentlich zählen, wenn es darum geht, gesellschaftliches Leben zu organisieren.“, so Della.


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„Das muss nicht heißen, dass Menschen in diesen Bereichen rassistisch handeln wollen, sondern es liegt an der Prägung der Gesellschaft, in der es rassistische Stereotype gibt, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben.“

„Da tut sich die Polizei immer noch schwer“

Primär erfahren Schwarze Menschen Diskriminierung in Bereichen mit einem großen Machtgefälle. Wie zum Beispiel im Sozialbereich oder der Polizei. „Es hat lange gedauert, bis die Polizei eingestanden hat, dass in ihren eigenen Strukturen Rassismus eine Rolle spielt.“ Die Polizei habe aber immer noch Probleme mit Maßnahmen der Verbrechensbekämpfung, die als rassistisch wahrgenommen werden.

„Wenn Schwarze Menschen gezielt von der Polizei kontrolliert werden, weil das negative Bild existiert, dass Schwarze junge Männer unter Umständen Drogen verkaufen, oder sich hier illegal aufhalten. Diese Bilder beeinflussen ihre Handlungen und das muss adressiert werden und da tut sich die Polizei immer noch schwer.“


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Um negative Stereotype zu bekämpfen braucht es laut Della ein Bewusstsein innerhalb der Gesellschaftsstrukturen, dass es ein Problem im Umgang mit Schwarzen Menschen und People of Color (Nichtweiße Menschen) gibt.

Außerdem „braucht es ein Verständnis dafür, dass rassistische Bilder, die immer noch existieren, verlernt werden müssen. Das prägt den Alltag auf allen Ebenen und das muss ernst genommen werden und dann können wir darüber reden, wie wir sie abbauen können“, so Della.