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Friedrichshain: Zahlreiche Clubs stehen vor dem Aus – Betreiber „Womit punktet Berlin dann?“

In Friedrichshain sind zahlreiche Clubs bedroht. Sie könnten schon in einigen Jahren schließen müssen. Ein Betreiber schildert die Situation.

© IMAGO/F. Anthea Schaap, IMAGO/tagesspiegel

Berlin: Die Hauptstadt der Clubs

Berlin und sein Nachtleben gehören einfach zusammen. Die zahlreichen Clubs ziehen jedes Jahr tausende von Touristen in die Hauptstadt. Damit sind sie ein nicht zu unterschützender Wirtschaftsfaktor.

Die Berliner Clubs sind weltbekannt und wie Sascha Disselkamp, Vorstandsmitglied der Clubcommission Berlin im Gespräch mit BERLIN LIVE erklärt, gehört zu einem Besuch in Berlin von auswärts auch ein Besuch in eben diesen dazu.

„Berlin hat als Stadt einen Sonderstatus was elektronische Musik betrifft“ und das wird in den Clubs der Stadt deutlich. Doch jetzt stehen zahlreiche Clubs in Friedrichshain vor dem Aus. Und Disselkamp, selbst Betreiber eines Clubs, fragt sich: „Womit punktet Berlin dann?“

Friedrichshain: Ausbau der A100 bedroht Clubs

Auslöser für ein solches Dilemma könnte der geplante Ausbau der Stadtautobahn A100 sein. Das Bundesverkehrsministerium sieht vor, die A100 durch Friedrichshain nach Lichtenberg zu erweitern. Wenn es dazu tatsächlich kommen sollte, müssten einige Clubs am Ostkreuz weichen. Direkt gefährdet sind 5 Clubs, unter anderem das „about blank“, der „Club Ost“ und die „Renate“. Aber weitere 21 Kultureinrichtungen könnten ebenfalls betroffen sein.

BERLIN LIVE sprach dazu mit Sascha Disselkamp, Vorstandsmitglied der Clubcommission. Seine Gedanken zum Ausbau der A100 sind unmissverständlich: „Jetzt kommt eine Autobahn und vernichtet eigentlich einen alternativen Lebensort.“ Und weiter: „Wir vernichten den Boden, auf dem die Stadt in den letzten Jahren gewachsen ist.“

„weiß gar nicht, was man der Szene noch alles zumuten und antun möchte“

Nach dem Bau von Shoppingmalls, Büro- und Luxusapartments käme jetzt noch eine Autobahn. „Ich weiß gar nicht, was man der Szene noch alles zumuten und antun möchte“, so das bittere Fazit von Disselkamp.

Zu einem Aufenthalt in der Hauptstadt gehöre auch ein Clubbesuch. Und dieser kennzeichne sich auch darin, dass man einige Stunden in einem Club sei und dann weiterziehe in andere Clubs. Aber „wenn das soweit voneinander entfernt ist, dass ich immer 15 Kilometer überbrücken muss, gibt es dieses Netz nicht mehr“, so das Vorstandsmitglied der Clubcommission. „Und die A100 zerschneidet dieses Netz“, erklärt er.

„Womit punktet Berlin dann?“

Die Clubcommission habe ein intensives Gespür dafür, was in der Stadt gehe und welche Läden erfolgreich seien. Man wissen, auf was Besucher aus anderen Ländern stehen würden und was sie feiern. „Wir sehen, wenn sie das nicht mehr haben, womit punktet Berlin dann?“, so Disselkamp. Der Ball liegt beim Bundesverkehrsministerium, was mit dem Ausbau der A100 auch über die Zukunft der Clubs entscheidet.

Was würde er dem Bundesverkehrsministerium sagen, in dessen Verantwortung Autobahnen liegen? „Es ist meiner Meinung nach besser, einen begangenen Fehler einzugestehen und zu ändern, als zu sagen, dass ziehen wir jetzt durch“, sagt Disselkamp. Aus seiner Sicht sollte die Verkehrspolitik „ganz klar in Richtung Schiene und öffentlichen Nahverkehr“ gehen. „Da passt jetzt leider eine Autobahn nicht in mein Weltbild rein“, stellt das Vorstandsmitglied der Clubcommission fest.


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Noch ist der Ausbau der A100 nicht final entschieden. Erst 2027 möchte die zuständige Autobahn GmbH das Genehmigungsverfahren beim Fernstraßenbundesamt beantragen. Bis dahin besteht für die Clubs am Ostkreuz noch die Hoffnung auf ein Wunder.