Nächstenliebe wird in der Kirche eigentlich groß geschrieben. Das wird nicht zuletzt durch Figuren wie den heiligen Sankt Martin gepredigt, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte, damit dieser nicht frieren muss.
Knapp 1.700 Jahre dürfte eine Mietergemeinschaft in Berlin-Neukölln aber an diesem Prinzip zweifeln. Sie fürchten um ihre Wohnungen.
Mieter in Berlin-Neukölln stehen vor großem Problem
In dem Haus in der Karl-Marx-Straße 11 leben über 60 Menschen. Viele von ihnen haben alte Mietverträge, können sich ihre Wohnungen nur deshalb leisten. Ihr Vermieter ist das Erzbistum Berlin – das hat das Haus selbst erst vor zehn Jahren von der ehemaligen Besitzerin geerbt.
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Doch um das Erzbistum ist es nach eigenen Angaben nicht gut bestellt. Der Mitgliederschwund und die Entwicklung der Kirchensteuer bringe es nun dazu, den Bestand der eigenen Immobilien zu überprüfen, erklärte ein Sprecher gegenüber dem RBB.
Katholische Kirche stellt sich queer
Dabei wurde bereits vor gut einem Jahr beschlossen, auch das Haus in Karl-Marx-Straße zu verkaufen. Den Mietern in Berlin-Neukölln macht das Angst, nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, dass ein neuer Vermieter die Preise erhöhen oder sie sogar ganz rauswerfen könnte. Deshalb gründeten sie eine Genossenschaft und machten der Kirche ein Angebot von 3,8 Millionen Euro für den Bau. Ein Bewohner erklärt dem Sender: „Der erste Kontakt war echt super. Die waren auch super motiviert.“ Doch das änderte sich schnell. Wie die Mietergemeinschaft später erfuhr, wolle die Kirche das Haus an den Meistbietenden verkaufen.
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Der Sprecher des Erzbistums erklärt, man wolle maximalen Erlös erzielen, um so die Anliegen der Kirche unterstützen zu können. So könne man letztlich viel mehr als nur 60 Menschen helfen. „Das macht mich wütend“, erklärt eine Mieterin. Sie empfinde dieses Verhalten als „ungerecht“. Die neu gegründete Genossenschaft will dennoch nicht aufgeben. Ob sie es schaffen, liegt jetzt aber wohl in den Händen Gottes.