Die Berliner Polizei sucht verzweifelt nach Nachwuchs: Doch wer will den Job eigentlich noch machen, bei dem es an fairer Vergütung oftmals mangelt, aber stressige Dienstzeiten und ein enormes Risiko für die eigene Sicherheit zur Tagesordnung gehören?
Die knappe Zusammenfassung des Alltags einer Polizeikraft mag vielleicht für Diskussion sorgen. Wie ein Beamter aus Berlin darauf reagiert, sorgte jedoch für eine Überraschung.
Berliner Beamte nimmt kein Blatt vor den Mund
Für den Ex-SEK-Beamten Karsten Loest steht im Gespräch mit BERLIN LIVE nämlich fest: „Ich würde den Weg tatsächlich nochmal gehen!“ So habe er es keinesfalls bereut, die berufliche Laufbahn bei der Berliner Polizei eingeschlagen zu haben. Bereits im Kindesalter habe er strahlende Augen bekommen, als sein Vater von seinem Job als Polizist erzählt hat – damit stand auch Karstens eigener Traumberuf in der gleichen Behörde schnell fest.
Im Laufe der Jahre habe der frühere Polizist des Spezialeinsatzkommandos aber auch feststellen müssen, dass sich die Gesellschaft offenbar verändert habe. So hätten seiner Meinung nach Menschen weniger das Interesse, „etwas für das Gemeinwohl zu tun“ – das betreffe laut Karsten Loest nicht nur die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, sondern beispielsweise auch die Bundeswehr.
„Man muss sich der Gefahren bewusst sein“
Trotzdem möchte der einstige SEK-Beamte die Hoffnung nicht aufgeben: „Ich glaube das Ansehen von Polizisten ist noch relativ hoch, aber es müsste sich nur langsam wieder in Bewerberzahlen widerspiegeln.“ Dafür dürfe man interessiertem Nachwuchs aber nichts vormachen. „Wenn man mit dem Gedanken spielt, Polizist zu werden, muss man sich auch der Gefahren bewusst sein“, stellte Karsten Loest klar. Dazu würden nun mal auch die unschönen Seiten des Berufs wie psychische und körperliche Belastung zählen.
Eine Tatsache, die laut Loest bei vielen Bewerbertagen nicht wirklich berücksichtigt werde. „Dann kommen die da hin und haben die Möglichkeit, einen Diensthund zu streicheln oder sich auf ein Polizeimotorrad zu setzen – das ist nicht die Realität. […] Das ist kein Ponyhof, ein Polizist zu sein“, betonte der Ex-SEKler gegenüber BERLIN LIVE. Stattdessen müsse man im Dienst mit allem rechnen – unter anderem auch dem Angriff auf Einsatzkräfte.
Im Polizeidienst für Gerechtigkeit und Sicherheit sorgen
Ohnehin sehe Karsten Loest es kritisch, welches Bild manche Menschen in der Bevölkerung von der Polizei möglicherweise haben: „Man sollte auch davon wegkommen, dass Polizisten darauf warten, jemanden abschießen zu dürfen.“ Das sei nämlich ganz und gar nicht der Fall. Er und auch viele andere Beamtinnen und Beamten hätten den Job gewählt, um sich für Sicherheit und Gerechtigkeit einzusetzen – auch wenn sie dabei immer öfter ihr eigenes Leben riskieren. Übrigens beträgt die Erschwerniszulage für beispielsweise SEK-Beamte derzeit gerade mal 473,88 Euro zusätzlich im Monat.
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Wem die Gefahren bewusst sind, und wer den Druck auf sich nehmen kann, sei bei der Polizei richtig. „Dann ist es ein cooler Job, in dem man sich auch verwirklichen kann“, stellte Karsten Loest klar. Eine Berufung, für die sich der Ex-SEK-Beamte immer wieder entscheiden würde!