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Unschuldiger in Berliner Alex-Wache misshandelt? Ex-Polizist ist kein Unbekannter

Was sich in der Nacht zum 16. Juli 2021 auf der Polizeiwache am Berliner Alexanderplatz abgespielt haben soll, ist wahrlich kaum zu glauben…

Berlin
© IMAGO/Jürgen Ritter

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Der Vorfall, der sich in der Nacht zum 16. Juli 2021 auf der Polizeiwache am Berliner Alexanderplatz ereignet hat, sorgt für pures Entsetzen – sollte er sich denn bewahrheiten…

Gegen 2.30 Uhr wollte ein junger Mann seinen verlorenen Geldbeutel bei den Polizeibeamten als gestohlen melden. Vor Ort soll der 21-Jährige dann von einem der Einsatzkräfte jedoch ohne Vorwarnung Prügel kassiert haben – inklusive Rückendeckung der ebenfalls anwesenden Kollegen.

Ein Fall, der am Montag (7. Juli) vor dem Berliner Strafgericht erneut für Aufsehen sorgt.

Berliner Ex-Polizist muss sich vor Gericht verantworten

Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, habe der Hauptangeklagte und ehemalige Polizist, Abdullah I., dem Opfer grundlos gegen den Kopf geschlagen. Gemeinsam mit drei seiner damaligen Kollegen, die ebenfalls angeklagt sind, soll er den jungen Mann dann zu Boden gebracht haben, wo weiterhin auf ihn eingeprügelt worden sein soll. Letztendlich habe der 21-Jährige sogar kurzzeitig sein Bewusstsein verloren.

Eine schockierende Tat, die ursprünglich wohl nie so ans Licht kommen sollte – zumindest wenn es nach den vier Angeklagten ginge. Sie sollen anschließend gemeinschaftlich die Staatsanwaltschaft belogen und behauptet haben, das Opfer sei in die Wache gekommen und habe die Beamten unter anderem mit einem Feuerzeug beworfen. Daraufhin hätten sie den 21-Jährigen festgehalten und gefesselt. Auch eine Blutentnahme soll angeordnet worden sein.

Kameraaufnahmen rücken den Vorfall in ein anderes Licht

Erst als die Ermittler rund ein Jahr später die Aufnahmen der Überwachungskameras ausgewertet hatten, wurden die bisherigen Aussagen plötzlich in Frage gestellt. Nun stehen gleich mehrere Delikte im Raum: Körperverletzung im Amt, Verfolgung
Unschuldiger, Freiheitsberaubung sowie Nötigung. Der 37-jährige Hauptangeklagte soll laut „Tagesspiegel“ übrigens kein Unbekannter sein.

So saß der einstige Polizeibeamte bereits in Untersuchungshaft, nachdem unter anderem Ende November 2021 gegen ihn ein Haftbefehl wegen Bestechlichkeit, Verletzung des Dienstgeheimnisses und Falschbeurkundung erging. Mit einer Mitarbeiterin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg habe er für eine international operierende Kokainbande gegen Geld Daten abgefragt und gefälschte Dokumente erstellt.


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Dass allerdings auch die weiteren Polizeibeamten sich vor Gericht verantworten müssen, sieht Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin (GdP), kritisch: „Das sind nach wie vor sehr schwerwiegende Vorwürfe gegen unsere Kollegen, die hier im Raum stehen und für die wir als GdP keinerlei Belege sehen.“ Die Konsequenzen für den einen Kollegen mögen laut Jendro nachvollziehbar sein, „aber dass wir aufgrund der Anschuldigungen bereits zwei weitere verloren haben, weil die Probezeit endete, ist kaum zu vermitteln“.

Ermittlungen können unerwartete Wendung nehmen

„Jeder, der meint, man habe hier bewusst Sachen behindert und Sachverhalte verschwiegen, sollte sich vielleicht mal mit laufenden Ermittlungen beschäftigen“, betonte Jendro gegenüber BERLIN LIVE weiter. Dass sich bei der Sichtung von Videoaufnahmen im Nachhinein die Sachverhalte nochmals ganz anders darstellen könnten, sei demnach vollkommen normal. Bleibt abzuwarten, wie das Gericht den Sachverhalt beurteilt.

Der Hauptangeklagte habe die Berliner Polizei nach dem ersten Vorfall jedenfalls freiwillig verlassen. Aufgrund der vorherigen Delikte wurde er zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig – aufgrund der aktuellen Anklage könnte die Strafe sich aber ohnehin noch verändern.