Die Polizei ist in den vergangenen Jahren immer mehr Kritik ausgesetzt. Besonders bei Einsätzen im Rahmen von Demonstrationen landen kurze Zeit später zahlreiche Aufnahmen von Handlungen der Polizeikräfte im Netz.
Auch die Berliner Beamten bleiben von den Clips nicht verschont: Aus nahezu allen Perspektiven können Unbeteiligte die Fälle auf den sozialen Medien mitverfolgen – mal ernten die Einsatzkräfte daraufhin Lob, mal werden sie scharf für ihr Einschreiten kritisiert. Eine Entwicklung, die der Ex-SEK-Beamte Karsten Loest durchaus kritisch sieht.
Berliner Polizei bekommt Lob und Gegenwind
„Die Zeiten haben sich geändert. Das an jeder Stelle und aus jeder Richtung Einsätze gefilmt werden – wenn man auch selbst nicht damit rechnet – das ist natürlich ein Phänomen der heutigen Zeit“, erklärte der Beamte im Gespräch mit BERLIN LIVE. Zu seiner Dienstzeit habe man die Einsätze zwar auch schon intern dokumentiert, allerdings gab es kaum Handykameras geschweige denn die sozialen Netzwerke zur Verbreitung der Videos.

Was Karsten Loest allerdings auch festgestellt hat: Einige daraufhin eingeleitete Verfahren wurden wieder eingestellt, weil sie gar kein Fehlverhalten von Beteiligten darstellen. „Das zeigt eben auch, dass es eine sehr subjektive Medienlandschaft ist und die Sachen nicht immer so ganz korrekt dargestellt werden“, erläuterte der frühere SEK-Teamführer seine Sicht der Dinge als Polizist. Er meint: „Das, was man nie oder selten sieht, ist – was ist genau vorher passiert?“
Berliner Einsatzkräfte setzen auf „nötige Härte“
So möge es auf Außenstehende vielleicht brutal wirken, wenn eine demonstrierende Person in einem Video aus der Menge heraus von einer Vielzahl an Polizeikräften festgenommen wird, nimmt Karsten Loest seine Kollegen in Schutz. Er selbst kenne aus seiner eigenen Dienstzeit die andere Perspektive: „Wenn man einen besonders brutalen Kern einer Demonstration festnehmen will, kann man nicht mit Wattebällchen nach diesen Menschen schmeißen.“ Das Vorgehen werde demnach der Aggressivität des polizeilichen Gegenübers angepasst.
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Situationen, die in vielen Aufnahmen nicht zu sehen sind. „Wenn ich merke, mir wurden schon Steine und Flaschen gegen den Kopf geschmissen, die Leute nutzen Schlag- und vielleicht Stichwerkzeug aus einer Demo heraus, gehe ich natürlich als Polizist auch ganz anders vor als wenn es eben nur ein lautes Krakeele ist“, stellte der Berliner Beamte klar.
Denn was für die Einsatzkräfte und besonders beim SEK zählt: „Die Situation schnell und mit der nötigen Härte“ in den Griff zu bekommen – in erster Linie, um seine eigene und die Sicherheit anderer nicht weiter zu gefährden.