Wenn es brenzlig wird und eine akute Bedrohungslage vorliegt, werden sie gerufen: Die Beamten des Spezialeinsatzkommandos – kurz SEK.
Karsten Loest arbeitete über 25 Jahre lang im Polizeidienst, elf davon für die Spezialeinheit der Berliner Polizei. Als Teamführer einer Einsatzgruppe musste er in insgesamt rund tausend Einsätzen innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen. Einige Fälle blieben ihm bis heute besonders in Erinnerung – wie beispielsweise der Besuch bei einer Berliner Clanfamilie.
Clans in Berlin: Mitglied spielt sich auf
Es war Ramadan, als mehrere Festnahmen bei der Familie Abou-Chaker auf dem Plan standen. „Dieser Zeitpunkt mag für unser Eindringen vielleicht auch nicht ganz unbewusst gewählt worden sein“, verriet Karsten Loest im „Triggered“-Podcast mit „Hells Angels“-Aussteiger Kassra Zargaran. Er und seine Gruppe seien damals in die Wohnung gestürmt und hätten die Familie am Tisch sitzend angetroffen.
Einer der Söhne sorgte prompt für Aufsehen. „Ihr habt ja nur eine große Fresse, weil ihr bewaffnet seid und weil ihr in einer Gruppe seid“, spielte er sich vor Karsten Loest auf. Der Beamte fackelte nicht lange und machte dem Clan-Mitglied einen Vorschlag: Ohne Waffen gehe es nur zu zweit in den Keller – dort könne man zeigen, was in einem steckt. Während seine Kollegen verdutzt reagiert hätten, besänftigte sie der Ex-SEKler: „Entweder komme ich nach 10 Minuten wieder hoch und wenn nicht, könnt ihr mal unten gucken gehen.“
Clans in Berlin: SEK-Beamter legt es darauf an
Gesagt, getan. Völlig unbewaffnet habe er dem Clan-Mitglied dann im Keller gegenüber gestanden. „Willst ja nur, dass ich dich angreife“, habe dessen Reaktion gelautet. Denn dadurch hätte der Polizist etwas in der Hand. Doch Karsten Loest habe sich gar nicht erst auf eine solche Diskussion eingelassen. Stattdessen reagierte der Berliner gelassen.
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Statt „einer großen Fresse“ forderte der SEK-Beamte das Clan-Mitglied auf, ihm und seinen Kollegen in Zukunft besser mit Respekt zu begegnen – immerhin würden sie lediglich ihrer Arbeit nachgehen. Im Nachhinein betrachtet Karsten Loest die Situation aber auch nochmal aus einer ganz anderen Perspektive: „Ich wusste ja nicht, was hat er denn drauf – das hätte auch nach hinten losgehen können!“