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Ex-Knasti ehrlich wie nie: Das sind die größten Schwachstellen der Berliner JVA

Im Knast geht alles mit rechten Dingen zu? Von wegen – so lautet jedenfalls die Meinung eines ehemaligen Inhaftierten aus Berlin.

Berlin
© IMAGO/Schöning

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Über die Krankenstation gelingt der Knast-Ausbruch am besten, während der Freistunde auf dem Hof ist keiner sicher und nur gute Kletterer schaffen es über die meterhohen Mauern rund um das Gefängnis – diese Mythen kennen wir doch alle.

Jedenfalls werden sie so in einigen Filmen und Serien dargestellt. Doch welcher Funken Wahrheit steckt dahinter? BERLIN LIVE hat sich mit einem früheren Inhaftierten unterhalten – dabei kamen so einige Schwachstellen der Berliner Gefängnisse ans Licht.

Ex-Gefangener stellt klar: „Das ist Bullshit!“

Im Rahmen seiner zehnjährigen Haft wegen mehrerer Banküberfälle und einer Geiselnahme verbrachte Tomekk sowohl einige Zeit in der JVA Tegel als auch in der Berliner Anstalt in Heidering. Über den Versuch eines möglichen Ausbruchs habe der Ex-Knasti nie nachgedacht – ein paar Details sind ihm allerdings im Gedächtnis geblieben.

Berlin
Tomekk wurde wegen Banküberfalls und Geiselnahme zu zehn Jahren Haft verurteilt. Hinter Gitter kam dem Inhaftierten „die Erleuchtung“: Mit „KnastVlog“ wurde er zum Star. Credit: Privat

Zum Gerücht, dass man auf der Krankenstation am leichtesten fliehen könne, hat Tomekk beispielsweise eine klare Meinung: „Das ist Bullshit. Aus meiner Erfahrung kann ich das nicht bestätigen.“ Ganz im Gegenteil sogar: Die Station sei aufgrund der dortigen Medikamente besonders gesichert gewesen. Selbst wenn man mehrere Tage dort verbringen müsste, sehe der Ex-Gefangene eher geringe Chancen zur Flucht.

Besteht während der Freistunde ein erhöhtes Risiko?

„Also eigentlich ist es unmöglich auszubrechen, oder du brauchst halt Leute, die dir helfen“, stellte Tomekk klar. Einer seiner Zellen-Nachbarn ist ein spektakulärer Ausbruch jedoch gelungen: Der Mann habe sich eine Puppe aus Papier gebaut, die zur Tarnung im Bett lag, als die Wärter ihren Kontrollgang machten – währenddessen sei der Gefangene selbst über alle Berge gewesen. „Er war auf dem Hof, hat sich in einer Nische an einem Lkw versteckt und ist damit rausgefahren“, erinnerte sich Tomekk. Einige Monate später habe man ihn in Skandinavien geschnappt.


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Mit der Freistunde ist das übrigens auch so eine Sache. „Da gibt es die Möglichkeit, dass man mit Leuten zusammenkommt, die sonst nicht auf deiner Station sind“, erklärte Tomekk. Das bedeutet aber nicht immer ein harmonisches Wiedersehen: „Deswegen passiert da halt häufig auch mal was.“

Häftlinge kooperieren mit der Berliner Justiz

Dann gibt es im Knast auch noch die Möglichkeit, „eine bestimmte Position“ bei den Beamten zu erlangen. Ausgeschriebene Stellenangebote gibt es an dieser Stelle natürlich nicht. „Da wird kein Angebot gemacht. Man redet öfter miteinander und dann wirst du zwischen den Zeilen gefragt, wie es denn gerade so läuft“, erläuterte Tomekk. Und genau in solchen Momenten komme es vor, dass sich die Inhaftierten gegenseitig verpetzen.


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„Manche machen es, um dem anderen eins reinzudrücken, andere erhoffen sich dadurch vielleicht einen persönlichen Vorteil“, erzählte Tomekk. Es bestehe aber auch die Motivation, durch wertvolle Infos in den offenen Vollzug zu kommen: „Dann bist du quasi Kooperationspartner, arbeitest mit der Anstalt zusammen und zeigst denen, wer ein Handy geschmuggelt hat oder wer wen geschlagen hat.“ Im Großen und Ganzen kann man hinter schwedischen Gardinen also keinem so wirklich über den Weg trauen.