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True Crime Berlin: Leiche im Wald gefunden – wer gibt ihr ein Gesicht?

In den 80er-Jahren tauchte in Berlin-Spandau eine Leiche auf. Wie die Person zu Lebzeiten aussah, ist schwer zu sagen – aber es ist möglich.

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© imago stock&people

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Im Spandauer Stadtforst am Rande von Berlin fanden Waldarbeiter im November 1988 eine Leiche. Wie sich herausstellte, stammt der leblose Körper von einer Frau – nähere Informationen zu der Unbekannten fehlen allerdings bis heute.

Wie BERLIN LIVE bereits berichtete, geht die Polizei Berlin in diesem True Crime Fall von einem Tötungsdelikt aus. Für weitere Hinweise zur Aufklärung des Mordes wurde die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Doch wie soll man einen toten Menschen identifizieren, von dem meist nur noch der Schädel übrig ist?

True Crime: So wird Berliner Leiche ein Gesicht gegeben

Leichter gesagt als getan. In diesen Fällen muss das Gesicht „nachmodelliert“ werden. Bei der Berliner Frauenleiche kam zum damaligen Zeitpunkt Professor Richard Helmer zum Einsatz. Der inzwischen verstorbene Rechtsmediziner konnte mithilfe von Weichteilen und dem gefundenen Schädel der Toten ihr damaliges Erscheinungsbild nachstellen. Neben Helmer kann diese Aufgabe nur von einer Handvoll Experten in Deutschland erledigt werden – unter ihnen auch Steffi Burrath vom LKA Magdeburg.

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Steffi Burath vom LKA Sachsen-Anhalt. Credit: imago/Rolf Kremming

Sobald derartige Todesfälle in der Hauptstadt aufkommen, wird die Lichtbildgutachterin aus Sachsen-Anhalt kontaktiert. Weil in Deutschland eine Ausbildung für diesen Beruf nicht möglich ist, absolvierte Burrath die Schulung im Jahr 2002 beim FBI im Ausland. Ausschließlich zur Rekonstruktion von Gesichtern angestellt zu sein, käme jedoch nicht in Frage – immerhin gebe es jährlich nur vereinzelte Fälle. Burrath selbst zeichnete im Laufe ihrer Karriere bereits rund 50 Gesichter. Gegenüber BERLIN LIVE gab die 61-Jährige weitere Einblicke in ihre Arbeit.

True Crime: Steffi Burrath ist eine von wenigen Experten

Als einen der ersten Schritte muss Burrath am entsprechenden Schädel 34 Punkte festlegen – auf ihnen wird anschließend die Modelliermasse angebracht: „Dadurch kann man die genauen Proportionen des Gesichts sehen.“ Umso mehr Details wie die Haarfarbe oder Konfektionsgröße bei der Rekonstruktion über die tote Person bekannt sind, desto genauer kann das Bild angefertigt werden. „Aber Altersmerkmale wie Falten und Co. muss ich selbst einfügen. Dann vergleiche ich das mit den vorliegenden Knochen und überlege, wo bei diesem Menschen zum Beispiel Falten aufgetreten sein können“, erklärte Burrath.

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Steffi Burrath vom LKA Sachsen-Anhalt ist eine der wenigen Experten des Landes, die bei einer Leiche eine Gesichtsweichteilrekonstruktion durchführen kann. Credit: imago/Rolf Kremming

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Doch besonders in diesem Punkt sind noch weitere Faktoren zu beachten: „Natürlich spielt auch der Lebenswandel eine Rolle. Wenn jemand sein ganzes Leben lang grimmig guckt, hat er andere Falten, als jemand, der immer einen fröhlichen Gesichtsausdruck hatte.“ Muttermale oder Narben können hingegen nicht gekennzeichnet werden. Das ist nicht der einzige Nachteil, wie Burrath verriet: „Haare tragen auch besonders viel zur Wiedererkennung bei. Wenn man davon allerdings keine mehr am Schädel hat, wird es schwierig.“ Gleiches gilt auch für einen möglichen Bartwuchs des verstorbenen Menschen.

True Crime: Rekonstruktion des Gesichts dient zur Aufklärung

Burraths Arbeit zeigt dennoch Erfolg. So konnten bereits rund 33 Prozent aller Rekonstruktionen identifiziert werden. „Bei einem Fall bin ich sogar der Meinung, dass die Person, die genannt wurde, sehr gut passen könnte – aber es reicht eben nicht, wenn das Bild sehr ähnlich ist“, gab die 61-Jährige offen zu. So müssten letztendlich auch die DNA und weitere Kriterien übereinstimmen. Bleibt abzuwarten, ob durch die Rekonstruktion des Gesichts der Frauenleiche aus dem Spandauer Stadtforst das Rätsel um deren Identität auch endlich gelöst werden kann.